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Stefan Bradl: «Müssen im Qualifying stärker werden»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Aprilia-Werksfahrer Stefan Bradl erlebte beim GP von Österreich ein schwarzes Wochenende. In Brünn will er endlich wieder Punkte holen.

Der GP von Österreich endete für Stefan Bradl mit der Enttäuschung des Jahres: 21. Startplatz, Frühstart im Rennen, dann Black-out am Dashboard im Cockpit, Boxenstopp, dann noch eine Durchfahrtsstrafe, nur 21. Platz, überrundet – und schließlich noch die Schelte durch das Aprilia-Werksteam.

Stefan, du bist am Sonntag mit Loris Baz und Alvaró Bautista in der letzten Reihe gestanden. Vor dir sind noch Barbera noch Hernandez zu früh weggefahren, weiter vorne Crutchlow. Wer hat als Erster gezuckt? War das dann eine Kettenreaktion?

Das weiß ich nimmer. Ich kann es nicht genau sagen. Das spielt sich ja alles in ein paar Zehntelsekunden ab. Ich habe gemerkt, dass ich leicht zucke, habe aber nicht gewusst, ob sich das Motorrad dabei bewegt hat. Anscheinend haben die Filmaufnahmen das gezeigt. Dann war die Strafe auch gerechtfertigt, denn Frühstart ist Frühstart, aus, Maus, Nikolaus.
Die weitere Geschichte ist ja bekannt.
Bei uns gibt es sehr selten Frühstarts. Dass dann gleich fünf Fahrer in einem Rennen einen Frühstart machen, das war schon ein bisschen dubios.

War das dein erster Frühstart in den 165 GP-Einsätzen?

Ich glaube schon. Ich kann mich an keinen Frühstart erinnern.

Sogar Jorge Lorenzo hat schon mal einen Frühstart produziert.

Ja, das war der Klassiker in Austin. Er ist schon losgefahren, als die Ampel auf Rot geschaltet wurde...

Wenn man vom 21. Platz losfährt, ist man eher Frühstart-gefährdet?

Ja, dann ist ein perfekter Start besonders wichtig.

Hat dich gewundert, dass Piaggio-Group-Chef Roberto Colaninno und Aprilia-Rennmanager Romano Albesiano euch Fahrer heftig kritisiert haben? Bautista und dir wurde Unkonzentriertheit vorgeworfen, ihr hättet durch Frühstarts die Chance auf Top-Ten-Plätze verschenkt.

Ja, das habe ich auch gelesen. Ich finde das unverständlich. Was soll so ein Statement bringen? Soll ich mich aufregen drüber? Das bringt auch nichts.
Ich finde, es entspricht nicht der Wahrheit, dass ich unkonzentriert bin, wenn ich bei 165 Grand Prix einen Frühstart fabriziere. Es gibt bei 95 Prozent der Grand Prix keinen Frühstart. Man weiß, dass Bautista und Bradl nicht dafür bekannt sind, am Start zu betrügen und Frühstarts zu verursachen.
Wenn man trotzdem als unkonzentriert abgestempelt wird... Solche Aussagen bringen das Team nicht weiter.

Bautista stand auf dem 18. Startplatz, du auf dem 21. Trotzdem ist Bautista im Rennen gute Zeiten gefahren.

Ja, er hat sicher eine gute Pace gehabt. Respekt.
Aber dieses Hätte, Wenn und Aber... Das zählt im Motorsport nicht.
Wenn wir keinen Frühstart gehabt hätten, wären wir vielleicht für die Top-Ten in Frage gekommen. Ja. Aber wer kann das einschätzen? Du kannst auch in Runde 8 oder 11 stürzen oder abgeschossen werden
Tatsache ist, dass wir beide keine Punkte gemacht haben. Fertig. Tatsache ist auch, dass in diesem Jahr jeder von uns zwei schon vier Top-Ten-Plätze erzielt hat, manchmal war etwas Glück dabei...
Ich will dazu gar nichts mehr sagen.

Ihr habt am Samstag einen neuen Motor mit Power-Upgrade erhalten? Ein positiver Schritt?

Ja, aber es fehlt trotzdem noch an Motorleistung. Man darf nicht jene Runden als Maßstab nehmen, in denen ich den Windschatten von drei Ducati hatte und deshalb einen guten Top-Speed erreicht habe. Immerhin: Wir sind vom Top-Speed besser geworden, das ist okay.

Das Aprilia-Paket hat dafür weniger Reifenverschleiß. Deshalb rückt ihr im Rennen oft weit nach vorne. Bautistas Rennpace hätte auch in Österreich für Platz 10 oder 11 reichen können.

Ja, ich hätte ohne Frühstart, ohne Boxenstopp und ohne Durchfahrtsstrafe vielleicht auch Chancen auf Punkte gehabt.
Aber ich will nicht mehr über Hätte, Wenn und Aber diskutieren.
Aber es stimmt, wir sind mit gebrauchten Reifen gut unterwegs gewesen.

Die Rundenzweiten in den Trainings und im Quali lassen bei dir und Bautista zu wünschen übrig. Du bist über eine einzelne Runde nicht so stark wie 2015.

Wir fahren mit den Rennreifen im Rennen nur eine halbe Sekunden langsamer als bei unserer Qualifying-Zeit. Und wir können diese Zeit dann recht konstant halten.
Wir können aber aus den neuen, weichen Reifen in den Trainings und Qualis nicht das maximale Grip-Potenzial herausholen. Deshalb sind wir in den Qualifyings immer so schlecht. In den Rennen geht es meistens etwas besser.

Auch Lorenzo und Pedrosa können den Extra-Grip momentan kaum nützen.

Ja, aber sie schaffen trotzdem noch deutlich bessere Startpositionen... Wir brauchen bei Aprilia bessere Startplätze. Wenn du im Training im Training dauend 17. oder 18. oder noch weiter hinter bist, hast du nach dem Start dauernd mindestens vier oder fünf Fahrer vor dir, die nicht deine Pace fahren können, aber die du trotzdem schwer zu überholen kannst, weil meistes einige schnelle Kunden-Ducati dabei sind. Dann geht vorne schon eine Lücke auf zu jenen Gegnern, gegen die wir von der Pace her kämpfen könnten.
Das ist unsere größte Schwäche.
Ich habe letztes Jahr mit dem schwereren Motorrad deutlich bessere Startpositionen gehabt, weil es mir leicht fiel, gute Startplätze rauszufahren. Das hat auch mit den Michelin-Reifen zu tun.

Im Qualfying-Duell gegen Bautista steht es jetzt 5 zu 5. Du hast also deinen Vorteil im Zeittraining gegenüber 2015 verloren?

Ja, ich tue mich härter im Quali. auf alle Fälle.

Dafür bist du in Österreich mit den gebrauchten Reifen besser zurechtgekommen als in der Vergangenheit? Du warst im FP4 immerhin an 16. Stelle.

Ja, ich bin auch im Rennen noch recht anständige Zeiten gefahren.
Natürlich habe ich einen Nachteil gehabt, weil ich den Zwei-Tage-Test im Juli verpasst habe. Der Freitag war dann wegen den niedrigen Temperaturen auch zum Vergessen. Der Freitag war komplett für die Katz, deshalb bin ich gegenüber Bautista meist 0,2 bis 0,5 sec hinterher gehängt.
Trotzdem waren meine Zeiten im Rennen sehr konstant, sie haben auch am Schluss nicht nachgelassen. Da hat uns vielleicht auch geholfen, das die Strecke nicht so Reifen-fressend ist.

Was war mit dem Dashboard im Rennen los? Da gingen ja Alarmlampen an, deshalb hast du einen Boxenstopp gemacht. Du hast gemeint, es bahne sich ein Motorschaden an?

Ja, die Funktionäre der IRTA waren dann in der Box. Sie haben uns gesagt, dass sie das Signal wegen der Durchfahrtsstrafe an unser Dashboard geschickt haben. Es ist aber von unserem Dashboard nicht richtig verarbeitet worden. Da liegt also der Fehler am Dashboard und offenbar an unseren Technikern, die das programmiert haben. Das hätte man vielleicht vorher einmal ausprobieren sollen.
Bautista hat sich ja auch gewundert, als bei ihm alle Lampen angingen, die wir vorher noch nie gesehen haben. Er wusste ja, dass ich im Warm-up ein Motorproblem gehabt habe. Er hat sich Sorgen gemacht, ob jetzt vielleicht bei seinem Motor etwas nicht stimmt.

Du hattest im Warm-up am Sonntag Vibrationen beim neuen Upgrade-Motor. Er musste ausgebaut werden?

Ja, ich musste mit einen anderen Motor das Rennen fahren. Das neue Triebwerk wird jetzt im Werk analysiert, Ich hoffe, dass wir es weiter einsetzen können...
Jetzt werden wir schauen, dass wir in Brünn in der Startaufstellung weiter nach vorne kommen und dass wir nicht so grosse Probleme und Nachteile haben wie in Spielberg.

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