Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Ein Comeback mit Schmerzen

Von Günther Wiesinger
Nicky Hayden: «Habe Schmerzen!»

Nicky Hayden: «Habe Schmerzen!»

Am 2. August erlitt Nicky Hayden beim Training zu den Red Bull X-Games in Los Angeles bei einer Bruchlandung einen Knochenbruch im rechten Fuss. Beim Misano-GP versucht er ein Comeback.

Du hast am Donnerstag hier in Misano am rechten Unterschenkel einen Stützverband mit Manschette getragen. Trotzdem bist du Freitagfrüh auf das Motorrad gestiegen. Schmerzen?
Ja, bei Belastung tut der Bruch weh. Also beim Gehen oder beim Motorradfahren. Ich habe daheim in Amerika eine Serienmaschine probiert, nur ein Stück auf der Geraden. Schon da waren die Schmerzen arg. Ich habe gleich geahnt, dass der Misano-GP kein Honiglecken wird. Aber ich habe gesagt, ich muss es probieren. Ich bin nur noch Achter in der WM.

Du warst im ersten Freitag-Training trotz der Verletzung Sechster, als zweitbester Honda-Pilot. Du bist in einer Stunde 27 Runden gefahren. Wie schlimm war es?
Es ging eigentlich besser als erwartet. Einmal bin ich zwölf Runden ohne Pause gefahren. Recht anständig. Jetzt müssen wir beobachten, ob sich die Schmerzen bis zum Samstagabend in Grenzen halten – oder ob sie schlimmer werden.

Hast du nicht überlegt, auf das Rennen auf dem Misano World Circuit zu verzichten und dann lieber richtig fit beim Red Bull US GP in Indy am 14. September anzutreten?
Nein, das war keine Überlegung. Im Gegenteil, ich habe sogar am Montag vor dem Brünn-GP Mitte August überlegt, ob ich nicht einen Start wagen sollte. Aber heute weiss ich: Es wäre sinnlos gewesen. Und eine Operation ist bei diesem Bruch auch nicht möglich. Ich brauche einfach Genesungszeit...
Es besteht sogar die Gefahr, dass die Verletzung durch das Fahren verschlimmert wird. Der kaputte Knochen ist noch nicht verheilt, die Vibrationen sind sicher nicht förderlich.
Ich werde nach dem Samstag-Training entscheiden, ob ich das Rennen fahre. Schmerzstillende Mittel werde ich auf jeden Fall brauchen. Ich habe Freitagfrüh im ersten freien Training gespürt, dass jede Gewichtsverlagerung Schmerzen verursacht. Aber wir haben ein paar Spezialeinlagen für den Rennstiefel gemacht.
Ich konnte es mir einfach nicht leisten, einen zweiten Grand Prix zu verpassen. Dazu fehlt uns auch der Test, der in Brünn nach dem Rennen stattgefunden hat.

In Brünn waren die Michelin-Reifen nicht konkurrenzfähig. Bridgestone hat die ersten acht Plätze belegt. Du hast also nicht viel versäumt...
Ja, wir sind ungefähr dort, wo wir im Vorjahr waren. Das ist sehr frustrierend. Es dauert zu lange, bis die Mängel beseitigt werden. Deshalb habe ich bei Honda schon im Sommer 2007 den Wechsel zu Bridgestone angeregt. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn Bridgestone für alle Fahrer vorgeschrieben worden wären – wie in der Formel 1.

Andererseits bringt der Wettbewerb zwischen Michelin und Bridgestone Spannung in die Szene. Auf unterschiedlichen Strecken sind unterschiedliche Fabrikate vorne.
Das kann man auch anders sehen. In Brünn waren Superbike-Weltmeister Edwards und Toseland ursprünglich nicht qualifiziert, weil Michelin offenbar nicht die besten Regenreifen hatte.
Seltsam. Im Frühjahr 2008 hatten wir mit Michelin oft die besten Reifen, besonders die Qualifyer waren phänomenal. Jetzt hat sich der Spiess umgedreht.

Rossi ist im Winter von Michelin zu Bridgestone umgestiegen. Stoner fährt ebenfalls auf Bridgestone. Ist die Reifenmarke massgeblich für den Erfolg der beiden Superstars verantwortlich?
Es ist unbestritten, dass beide Fahrer Ausnahmekönner sind. Casey Stoner hat die MotoGP-WM fahrerisch auf ein viel höheres Niveau gebracht. So wie Casey in den ersten Runden loslegt und Gas gibt, das ist unfassbar. Auch in den Trainings.

Du bist 2006 mit der 990-ccm-Honda Weltmeister geworden. Danach wurde das Hubraumlimit auf 800 ccm reduziert. Das hat sich als Nachteil für dich erwiesen. Als Driftkünstler war die 990er in ideales Gerät für dich.
Yeah, die 990er-Fünfzylinder-Honda war ein gigantisches Bike. Alle Hersteller hatten damals siegfähige Motorräder. Das war eine geniale Ära. Ich weiss nicht, warum die blödsinnigen 800er eingeführt wurden. Dadurch ist viel vom Spektakel verloren gegangen. Ich stimme dem Suzuki-Piloten Chris Vermeulen zu: Mir wären 1200er Bikes ohne Traction-Control lieber als 800er mit Traction Control. Das würde richtig Spass machen! Keine schlechte Idee.

Anderes Thema: Honda wollte nach dem Training sogar auf den Brünn-GP verzichten, weil die Michelin nicht konkurrenzfähig waren.
Das habe ich erst gehört, als ich hier im Paddock eingetroffen bin. Ich weiss nicht, wie schlimm es wirklich war. Die Reifen hatten offenbar nicht genug Grip; das war kein Sicherheitsproblem, sondern es kamen einfach keine anständigen Rundenzeiten zustande. Deshalb kann man einen Event nicht boykottieren.

Dein Repsol-Honda-Teamkollege Pedrosa hat ordentlich über Michelin gewettert.
Es ist ja gut, wenn einer ehrlich seine Meinung kundtut. In den Press Releases werden die Informationen viel zu stark gefiltert. Da stehen manchmal Dinge drinnen, die ich nie gesagt habe. Kritische Äusserungen werden weggelassen. Dabei meine ich: Es soll jeder ehrlich sagen, was ihm auf dem Herzen liegt. Auch wenn es nicht der «political correctness» entspricht.

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