«Übermotorisierte 250er»
Gibernau: «Die Elektronik löst den grossen Kick aus»
Für GP-Rückkehrer Sete Gibernau (35) ist der sprunghaft gestiegene Einfluss der Elektronik das Hauptproblem beim Anpassen seines Fahrstiles auf die Ducati GP9 des spanischen Team Onde2000. Gibernau erklärt: «Ich war echt schockiert, als ich das erste Mal wieder auf ein MotoGP-Bike stieg. In den zwei Jahren meiner Abwesenheit hat sich in dieser Beziehung extrem viel getan.»
Gibernau hatte 2006 die MotoGP-Szene noch in der 990-ccm-Ära verlassen und testete im letzten Jahr erstmals eines der aktuellen 800-ccm-Bikes. «Ich bin noch nicht fertig mit der Umstellung meines Fahrstils», gibt Gibernau zu. «Da gibt’s noch einiges zu lernen. Vor allem sind alle anderen verdammt schnell und ich bin noch viel zu langsam. Ich muss diese neuen elektronischen Hilfen in den Griff bekommen. Ich verstehe immer noch zu wenig rasch, was das Motorrad gerade macht.»
Es ist für Gibernau nicht einfach, sich von den alten Gewohnheiten zu lösen. «Die Kontrolle mit dem Gasgriff ist heute nicht mehr wichtig. Aber ich konzentiere mich immer noch viel zu stark darauf. Ich spiele mit dem Gas und versuche den Grip zu finden, das Limit und den Wheelspin via rechtes Handgelenk zu spüren. Dabei bringt das heute nichts mehr. Bei diesen Hightech-Bikes löst die Elektronik im richtigen Moment den grossen Kick ans Hinterrad aus und erledigt die optimale Beschleunigung selber. Daran bin ich nicht gewöhnt.»
Ein weiteres Problem für Gibernau sind die höheren Kurvengeschwindigkeiten. «Heute lenkst du wesentlich schneller ein, auch der Kurvenspeed ist massiv höher. Mit der 990er hast du brutal gebremst und dann ebenso brutal wieder beschleunigt. Mit der 800er lässt du irgendwann die Bremsen los, knallst das Bike in die Ecke und staunst über den grandiosen Grip der Reifen am Limit. Du kommt dir vor wie auf einer übermotorisierten 250er.»
Bei den Testfahrten in Jerez fehlten Gibernau rund 1,5 Sekunden auf die Bestzeit von Weltmeister Valentino Rossi.