Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

KTM - die Supermacht der Motocross-WM

Von Thoralf Abgarjan
Nur 3 von 1000 möglichen WM-Punkten gab KTM in dieser Saison an Kawasaki ab. KTM hat mit Jeffrey Herlings und Antonio Cairoli bis auf einen Lauf alle Laufsiege errungen. Wie funktioniert die Herstellerwertung?

In den letzten 10 Jahren hat KTM 7 Mal die Herstellerwertung der Motocross-WM gewonnen. 2009 gewann Antonio Cairoli den MX1-WM-Titel noch auf Yamaha und holte für die Japaner auch den Herstellertitel. Mit seinem Wechsel zu KTM steuerte er von 2010 bis 2014 weitere 5 Titel bei. Ein sechster folgte 2017. 2015 konterte Yamaha mit dem MXGP-Rookie Romain Febvre. 2016 ging der Titel an Honda, mit Tim Gajser.

Wie aber funktioniert die Herstellerwertung genau? Gewinnt der Hersteller des Weltmeister-Motorrades stets auch die Herstellerwertung?

Wie die Herstellerwertung funktioniert
Für die Herstellerwertung wird allein das beste Ergebnis der Marke gewertet. Belegen die Fahrer einer Marke X in einem WM-Lauf z.B. die Plätze 3, 4, 7 und 21, so zählt allein das Ergebnis des dritten Platzes, in diesem Falle also mit 20 Punkten. Da der Weltmeister am Saisonende die meisten WM-Punkte hat, trägt er logischerweise auch die meisten Punkte für den Hersteller bei, aber nicht notwendigerweise alle.

Fahrertitel und Herstellertitel
Durch den WM-Titel eines Fahrers ist der Herstellertitel zwar sehr wahrscheinlich, nicht aber gesichert. Bei folgendem Szenario könnte es anders laufen: Hersteller A hat zwei Fahrer: Einer ist beständig und sammelt durch konstante Leistungen WM-Punkte. Er wird am Ende Weltmeister. Sein Teamkollege ist schwach, inkonsistent oder verletzt und kann kaum Punkte beitragen (so oder so ähnlich ging es HRC dieses Jahr). Hersteller B schickt ebenfalls 2 Piloten ins Rennen. Einer gewinnt jedes Rennen im Sand, bei Hartpisten bricht er komplett ein. Bei seinem Teamkollegen ist es genau umgekehrt. Er gewinnt jedes Hartbodenrennen, im Sand fällt er zurück. Jeder einzelne Fahrer von Hersteller B hat nicht das Zeug zum Weltmeister, aber der Hersteller profitiert von den jeweiligen Stärken seiner Fahrer und so könnte er die Herstellerwertung auch ohne Fahrertitel gewinnen.

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es etwas anders aus. Bei dem Leistungsniveau der WM kann ohnehin nur Derjenige Weltmeister werden, der unter allen Bedingungen ganz vorn dabei ist. Auch wenn Jeffrey Herlings ein ausgewiesener Sandspezialist ist, hat er auch auf Hartpisten seine Qualitäten bewiesen.

KTM: 2018 mit erdrückender Dominanz
Was aber in diesem Jahr besonders auffällt, ist die erdrückende Dominanz von KTM. Die Österreicher sind in den letzten beiden Jahren in einer besonders komfortablen Lage, denn beide Topfahrer, Herlings und Cairoli, fahren für die Mattighofener. Von 1000 möglichen Punkten (20 Rennen mal 50 Punkte pro Rennen) haben sie 997 (!) gewonnen. Anders formuliert: KTM hat in 20 WM-Läufen nur 3 Punkte liegengelassen! Das waren jene 3 Punkte aus dem ersten Lauf von Orlyonok, den Kawasaki-Werksfahrer Clement Desalle gewann. Von den 997 WM-Punkten für KTM stammen 933 von Jeffrey Herlings, was immer noch bequem für den Sieg gereicht hätte. Antonio Cairoli steuerte 64 Punkte bei. 50 davon stammen aus Ottobiano - Punkte, die er in Abwesenheit des verletzten Herlings gewann.

KTM ist zur absoluten Supermacht im Motocross avanciert.

Wieviele Fahrer lohnen sich?
In diesem Jahr standen mit Suzuki und TM auch zwei 'Einzelkämpfer' am Start. Sämtliche Punkte, die Max Nagl und Evgeny Bobryshev für TM bzw. Suzuki erzielten, wurden der Herstellerwertung gutgeschrieben. Aus taktischen Gründen ist es für Hersteller in jedem Falle vorteilhaft, mit mehreren Fahrern anzutreten. Für Yamaha machte sich in diesem Jahr insbesondere das Wilvo-Satelliten-Team bezahlt. Shaun Simpson holte in Assen für Yamaha die entscheidenden Punkte, die am Ende für Rang 3 reichten. Yamaha hatte genau einen Punkt Vorsprung vor Honda auf Platz 4.

Husqvarna auf P5
Die beiden Husqvarna-Werkspiloten Gautier Paulin und Max Anstie schafften es nur auf Rang 5. Der Franzose kam nie richtig in Schwung, Anstie bleibt der König der Inkonsistenz. Wie es mit Husqvarna nächstes Jahr weitergeht, ist nur zum Teil bekannt. Arminas Jasikonis hat unterschrieben. Der zweite Stammfahrer wurde noch nicht bekanntgegeben. Jeremy van Horebeek, entlassen bei Yamaha, und Max Nagl sind von den etablierten Fahrern noch zu haben, falls TM die Option für Nagl nicht zieht.

Die Erfolge von KTM in den letzten 10 Jahren (MXGP) auf einen Blick:
2008: P3: 575 von 750
2009: P2: 585 von 750
2010: P1: 692 von 750
2011: P1: 630 von 750
2012: P1: 742 von 800
2013: P1: 788 von 850
2014: P1: 747 von 850

2015: P2: 706 von 900
2016: P3: 696 von 900
2017: P1: 834 von 950
2018: P1: 997 von 1000

Herstellerwertung MXGP 2018:
1. KTM, 997
2. Kawasaki, 704
3. Yamaha, 685
4. Honda, 684
5. Husqvarna, 643
6. Suzuki, 289
7. TM, 245

 

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