Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Neun Meetings, 27 Piloten, Dramen, Sieger & Verlierer

Von Sascha Weingrill
Chaz Davies fuhr nach Rea die meisten Siege ein

Chaz Davies fuhr nach Rea die meisten Siege ein

Neun von 13 Meetings der Superbike-WM 2017 sind bestritten. Wer stach dabei heraus? Wer sind die Verlierer? Und ein äußerst tragischer Fall. Ein Fazit und Ausblick.

Phillip Island, Buriram, Aragón, Assen, Imola, Donington Park, Misano, Laguna Seca und der Lausitzring – so lauten die bisherigen Stationen im Superbike-Kalender 2017. Neun Stationen bedeuten 16 Rennen. Als grandioser Punktelieferant hat sich wieder einmal Kawasaki-Pilot Jonathan Rea hervorgetan. Er führt das Superbike-Zwischenklassement mit 381 Punkten an. Niemand bezweifelt, dass der Brite am Ende der Saison seinen dritten WM-Titel in Folge einfahren wird.

Denn bei den noch acht ausstehenden Rennen sind zwar noch 200 Punkte zu vergeben, rechnerisch lassen sich daraus viele Szenarien ableiten. Doch betrachtet man die Art und Weise von Reas Dominanz, müsste man dem Nordiren schon Ausfälle oder andere Bösartigkeiten wünschen, um ihn noch abzufangen.

Der WM-Zweite und Teamkollege Tom Sykes liegt bereits 70 Punkte zurück. Ducati-Star Chaz Davies hat sogar 105 Punkte Rückstand, obwohl er sechs Superbike-Läufe gewinnen konnte. Mit 163 Punkten Rückstand ist der WM-Titel für Marco Melandri (4.) nur noch theoretisch möglich. Ab Alex Lowes auf Rang 5 beträgt der Rückstand bereits über 200 Punkte.

Mit Lowes und Michael van der Mark hat sich Yamaha aber zur dritten Kraft hinter Kawasaki und Ducati etabliert. Wobei van der Mark in der Gesamtwertung nur auf Rang 7, somit sogar hinter Ducati-Pilot Xavi Forés, liegt. Generell konnte der Niederländer in der aktuellen Saison kaum Highlights setzen, er strauchelt in seinem ersten Jahr bei Yamaha, konnte aber auch schon drei vierte Plätze einfahren.

Überaus erstaunlich schlägt sich 2017 MV Agusta. Leon Camier (MV Agusta) belegt mit 120 Punkten den achten Gesamtrang – eine sogar sehr ordentliche Ausbeute. Vier Nuller sind die Ursache, warum der schnelle Brite nicht besser platziert ist – dreimal übrigens wegen eines Defekts.

Mit 109 Punkten liegt Jordi Torres (BMW) direkt hinter dem MV Agusta-Piloten. Der Spanier hatte sein Saison-Highlight in Misano, als er auf dem Weg zu einem sicheren Podestplatz von einem Reifenschaden gehindert wurde.

Apropos Reifenschaden – davon gab es bereits einige in dieser Saison. Reifenlieferant Pirelli musste dafür zurecht teils harte Kritik einstecken.

Mit Aprilia (Eugene Laverty, Lorenzo Savadori, Leandro Mercado) und Honda (Stefan Bradl, Nicky Hayden) gibt es 2017 klare Verlierer. Beide Teams starteten mit gewagten Zielen in die Saison, mussten aber bald feststellen, dass kleinere Brötchen gebacken werden müssen.

Die Aprilia RSV4F wirkt nicht stabil genug, häufig waren auch technische Defekte mitverantwortlich für das schlechte Abschneiden. Ähnlich verhält es sich bei Honda. Die neue Fireblade kam zu spät, die Zeit zur Vorbereitung zu knapp. Partner Cosworth-hat beim Tuning des Motors und der Abstimmung der Elektronik keinen guten Job erledigt. Die langjährige Zusammenarbeit wird wohl nach der Saison 2017 begraben.

Für Red Bull Honda kam es aber im Mai noch viel schlimmer. Aber nicht nur für das Team, sondern für die gesamte Motorradszene und darüber hinaus. Der tragische Unfall und der spätere Tod von Nicky Hayden im Mai war der absolute Tiefpunkt 2017. Es geht nicht mehr schlimmer. Sogar jetzt noch ist der Verlust des lebensfrohen und sympathischen US-Amerikaners kaum zu glauben.

Auch das Ableben von Hayden war mit ein Grund dafür, dass bisher bereits 27 Piloten in der Superbike-WM 2017 zum Einsatz kamen. Erst in Laguna Seca setzte man Haydens Landsmann Jake Gagne auf das zweite Honda-Bike, der seine Sache anständig erledigte.

Aber es gab auch aus anderen Gründen bereits einige Fahrer-Rochaden. So verließ Markus Reiterberger schon sehr früh in der Saison gefrustet das Althea BMW-Team und ging zurück in die IDM, die er am auf dem Lausitzring vorzeitig zum dritten Mal gewann. Gleichzeitig fuhr er als Gaststarter beide Rennen der Superbike-WM (Platz 9 im zweiten Lauf).

Raffaele De Rosa ist sein Nachfolger auf der BMW S1000RR. Weitere prominente Piloten wie Leon Haslam, Julian Simón, Joshua Brookes und Jake Dixon ersetzten zeitweise verletzte Stammpiloten oder absolvierten Wildcard-Starts. Sie machten ihre Sache allesamt sehr ordentlich. Haslam brauste mit der Kawasaki des Puccetti-Kundenteams vor heimischen Publikum in Donington sogar auf Rang 2 im ersten Rennen! Für Stammfahrer Randy Krummenacher war das eine Ohrfeige. Haslam könnte den Platz des Schweizers 2018 übernehmen.

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