Marco Melandri (Ducati): Rea bezwungen, nun WM-Leader

Von Ivo Schützbach
Zwei Siege und die WM-Führung lautet Marco Melandris hervorragende Bilanz nach dem Saisonauftakt auf Phillip Island. Trotzdem kritisierte der Ducati-Pilot: «Das Rennen war verrückt. Es war sogar gefährlich.»

Nach dem Start in das turbulente Flag-to-Flag-Rennen der Superbike-WM auf Phillip Island lag Marco Melandri auf der achten Position. Der Italiener, der den ersten Lauf am Samstag für sich entschieden hatte, jagte nach dem vorgeschriebenen Reifenwechsel zwischen Runde 10 und 12 seinen Aruba-Ducati-Teamkollegen Chaz Davies. Nach Davies' Sturz setzte sich Melandri dann gegen Weltmeister Jonathan Rea und Javier Fores durch.

Zwei Siege und die WM-Führung lautete Melandris hervorragende Bilanz nach dem Saisonauftakt auf Phillip Island. Der Italiener hat vor dem zweiten Event in Buriram 17 Punkte Vorsprung auf Tom Sykes und 19 auf Weltmeister Jonathan Rea. «Mein letzter Doppelsieg war wohl Jerez 2014», grübelte Melandri nach der Zieldruchfahrt. «Rea schnappte ich durch die Power meiner Ducati. Der Wind wehte uns entgegengesetzt. Ich kam sehr gut aus der letzten Kurve. Doch auch Jonathan fuhr hervorragend. Mir war klar, dass ich ihn auf der Bremse nicht schnappen kann, weil ich mich in diesem Bereich nicht so wohlfühlte wie noch am Samstag. In Kurve 4 wehte uns der Wind zudem in den Rücken, ein Fehler wäre schnell passiert. In der zehnten Kurve war ich dann einfach zu weit weg. Also entschloss ich mich, meine letzte Chance zu nutzen. Die letzte Kurve erwischte ich jedes Mal sehr gut, Jonathan wurde in den letzten Runden etwas langsamer. Er verlor an Traktion. Mein Panigale-Motor pushte glücklicherweise sehr, auch der Windschatten half mir sehr. Alles war auf meiner Seite.»

«Der Wind macht es hier schwierig, die Gerade geht bergab, darum wird das Vorderrad immer leicht und will abheben. Es gibt einige Probleme. Wir müssen daran arbeiten, dass sich unser Bike nicht mehr so stark bewegt. Aber wenn die Resultate so ausfallen, sind ein paar Bewegungen der Maschine in Ordnung», lachte Melandri.

Der Italiener kritisierte jedoch die Auswirkungen des vorgeschriebenen Reifenwechsels zwischen Runde 10 und 12. «Das Rennen war verrückt. Kein richtiges Rennen. Viele Fahrer sind die ersten zehn Runden schnell, haben dann aber auf gebrauchten Reifen Probleme. Da wir diesmal zur Rennmitte neue Reifen bekamen, hatten sie nichts zu verlieren. Es war gefährlich, denn sechs Fahrer duellierten sich bei 300 km/h auf der Gerade. Auch an den Bremspunkten wurde es eng. Manche Fahrer gingen zu aggressiv vor», betonte er.

Doch insgesamt fühlt sich Melandri nun stärker als 2017. «Ja, das stimmt. Mental und körperlich bin ich stärker, denn ich kenne meine Stärken und Schwächen. Im Winter arbeitete ich daran. Auch die Zusammenarbeit mit dem Team funktioniert jetzt noch besser. Nun habe ich auch wieder 26 Rennen Erfahrung, nachdem es zu Beginn der Saison 2017 schwer für mich war, wieder Motorrad an Motorrad in den Rennen zu kämpfen. Nun fühle ich mich viel besser. Im Winter war ich öfter im Werk. Wir hatten Meetings und gemeinsame Abendessen. Gute Ideen kommen meistens beim Abendessen auf den Tisch. Oft im Werk zu sein, ist sicher ein Vorteil.»

Melandri übertraf auch seinen Teamkollegen Chaz Davies. «Ja, aber Chaz war sehr schnell. Er machte einfach einen Fehler. In der ersten Runde auf neuen Reifen war er unglaublich schnell. Ich konnte nicht denselben Speed gehen», räumte Melandri ein. «Ich hatte in der ersten Runde nicht dasselbe Selbstvertrauen wie er. Doch die Saison wird lang. Ich weiß, dass ein paar Strecken sehr schwierig für uns sein werden, denn auf manchen haben wir Probleme mit dem Getriebe. Hier mussten wir keine längere Übersetzung fahren, darum verhielt sich das Bike beim Turning wie im letzten Jahr. Wenn du eine längere Übersetzung mit der geringeren Drehzahl fährst, dann fällt das Turning oft schwer. Kurve 6 war aber trotzdem schwierig, denn durch die geringere Drehzahl kam ich ans Limit, weil ich in großer Schräglage nicht schalten konnte. Wir müssen weiter fleißig arbeiten, nach diesem Wochenende sind alle noch motivierter.»

Seit Melandris 250-ccm-Titel 2002 sind einige Jahre vergangen. «Wir müssen abwarten», lachte der 35-Jährige. «Hier sah ich Kawasaki zum ersten Mal in Problemen stecken. Jonathan musste hundert Prozent geben. Im letzten Jahr gewann er oft mit 90 Prozent Einsatz, diesmal waren hundert Prozent nötig. Jeder war am Limit», betonte der Ducati-Pilot.

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