MotoGP: Yamaha entwickelt neuen V4-Motor

Besuch der HRC-Bosse: Was droht Red Bull Honda?

Von Ivo Schützbach
Beinahe unerkannt liefen bei der Superbike-WM in Portimão zwei der drei Chefs der Honda Racing Corporation (HRC) durchs Fahrerlager. Red-Bull-Teammanager Kervin Bos erklärte im Exklusiv-Interview, was dahintersteckt.

Neun Punkte für Jake Gagne (7) und Leon Camier (2) sind die blamable Ausbeute von Red Bull Honda in Portimão. Und das nach vier (!) Testtagen drei Wochen zuvor und unter den Augen der japanischen Topmanager Shinichi Kokubu und Tetsuhiro Kuwata von HRC sowie Soichi Yamana von Honda Motorsports.

Seit Monaten wartet Honda Motor Europe auf die Budgetfreigabe von Honda Japan. Erfolgt diese nicht, kann das Team in der Superbike-WM zusperren. «Die Japaner wollen sich anschauen, wie das Geld ausgegeben wird», war im Fahrerlager von Portimão zu hören.

Offiziell waren sie auf Urlaub zwischen den beiden MotoGP-Rennen in Misano und Aragon, doch es geht um weitreichende Entscheidungen. Honda erleidet mit der neuen Fireblade Niederlage um Niederlage: Beim prestigeträchtigen Rennen in Suzuka wurde man zum vierten Mal in Folge von Yamaha geschlagen, auch in der Japanischen Meisterschaft spielt man nur die zweite Geige hinter Yamaha und hat 2018 noch kein Rennen gewonnen.

In der Superbike-WM wurde seit dem ersten Rennen mit der neuen Fireblade im Februar 2017 kein Podestplatz mehr errungen. Den letzten Honda-Sieg im Trockenen eroberte Jonathan Rea im Juli 2014 in Portimão – vor über vier Jahren!

In der Gesamtwertung 2018 liegen Camier und Gagne nach 20 von 26 Läufen auf den tristen Rängen 13 und 17.

Honda wird nicht ewig mit dieser Peinlichkeit leben, es ist nur schwer vorstellbar, dass es wie gehabt weitergeht. Nach Donington Park 2017 und Assen 2018 war Portimão bereits der dritte Event innerhalb 16 Monaten, bei dem hochrangige Manager aus Japan vorbeischauten.

SPEEDWEEK.com sprach mit Kervin Bos, dem Teammanager von Red Bull Honda, wie er den Besuch von zwei der drei HRC-Bosse einordnet.

Kervin, aus Japan erreichen mich verschiedene Signale: Die einen sagen, HRC wolle sich stärker in eurem Team einbringen, die anderen meinen, Honda beendet sein Engagement in der Superbike-WM.

Ich kann dir nur sagen, dass sich niemand von uns Sorgen um das Projekt macht.

Sollten sie das Team zusperren wollen, dann ist es sehr seltsam, dass wir bereits Pläne für 2019 und die Wintertests schmieden. Wir haben sogar neue Leute ins Team bekommen.

In der Formel 1 haben wir seltsamere Dinge gesehen.

Das ist wahr.

Aber Gerrit und Ronald ten Kate machen das jetzt seit 20 Jahren, seit 15 Jahren sind sie das offizielle Honda-Team. Sie haben gute Quellen und führen die Gespräche.

Kann sich Ten Kate Racing, das Team hinter Red Bull Honda, vorstellen, dass ihr eine engere Zusammenarbeit mit HRC habt?

Ja, sie wurde schon dieses Jahr mehr. Wir haben das nur nicht an die große Glocke gehängt, hinter den Kulissen passiert aber viel. Das kam nicht aus heiterem Himmel, daran haben wir das ganze Jahr gearbeitet. Seit dem Saisonstart in Australien gibt es ernsthaftes Interesse von HRC.

Nach seinem Suzuka-Test habe ich Camier gefragt, wie euer Team von HRC profitieren kann. Er meinte, das wäre schwer zu beurteilen, weil die Philosophie hinter dem Suzuka-Bike eine andere ist, da geht es mehr um Spritsparen.

Es gibt aber auch die Spezifikation für die Japanische Meisterschaft, die mehr oder weniger wie das Superbike in der WM ist.

Wir sprechen darüber, welche Teile wir verwenden könnten. Es gibt Teile, die uns sehr helfen würden. Weil sich die Teile nicht eins zu eins transferieren lassen, brauchen wir die Unterstützung von HRC.

Wenn du von «mehr Unterstützung» redest: Meinst du neue Ideen, neue Teile, oder Manpower?

Alles hängt davon ab, was HRC und Honda wollen. Was wir uns wünschen ist möglicherweise etwas völlig anderes, als uns HRC geben will.

Wenn sie uns etwas anbieten, dann können wir das nehmen. Vielleicht wollen sie aber auch ein reinrassiges Werksteam, ich weiß es nicht.

Das Einzige was ich weiß ist, dass unser Langzeitprojekt nicht in Gefahr ist, auch wenn die Ergebnisse im Moment Mist sind. Wie du siehst, sind alle Leute im Team entspannt.

Wieso gibt es dann die Verzögerung mit der Budgetfreigabe?

Das ist jedes Jahr so. Letztes Jahr wurde das Budget am 19. Dezember definiert. Ten Kate hat aus eigener Kraft alles gestemmt, um die Monate zu überbrücken. Am Ende des Tages ist alles bezahlt, sonst wären wir nicht hier.

Es gibt seit Jahren diese Tendenz, das ist für das Projekt natürlich nicht gut. Je früher alles entschieden wird, desto besser.

Wie geht es mit Hauptsponsor Red Bull weiter?

Ich weiß nur, dass die weltweite Zusammenarbeit zwischen Red Bull und Honda sehr gut funktioniert. Es wäre sehr seltsam, wenn Red Bull unser Team verlassen würde.

Aber du kannst dir vorstellen, dass niemand bei Red Bull glücklich ist über die Ergebnisse?

Natürlich, wir sind auch nicht glücklich.; die Fahrer auch nicht. Honda, die Sponsoren, niemand ist glücklich. Das ist ganz klar. Was wir letztes Wochenende gezeigt haben, ist schrecklich, keine Frage.

Warum hattet ihr so ein schlechtes Wochenende?

Gute Frage. Noch wissen wir nicht, weshalb wir so arg gestrauchelt sind. Im Vergleich zum Test war alles anders. Wir müssen darüber nachdenken und alle Fakten auf den Tisch bringen.

Wir haben Portimão nach den vier Testtagen mit einem guten Gefühl verlassen, alle hatten hohe Erwartungen für die Rennen.

Auf Jake bin ich stolz, er hat sein bestes Wochenende gezeigt. Für Leon ist es enttäuschend.

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