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Markus Reiterberger: «Hätte alles vorbei sein können»

Von Ivo Schützbach
Markus Reiterberger

Markus Reiterberger

Vergangenen Samstag fuhr Markus Reiterberger sein vorerst letztes Rennen in der Superbike-WM. Mit SPEEDWEEK.com sprach er über die schönsten und übelsten Momente, die Supersport-WM und Philipp Öttl.

Vergangenen Samstag fuhr Markus Reiterberger sein vorerst letztes Rennen in der Superbike-WM. Mit SPEEDWEEK.com sprach er über die schönsten und bangsten Momente, die Supersport-WM und Philipp Öttl.

Markus Reiterbergers sportliche Zukunft hängt nach dem Verlust seines Platzes im BMW-Werksteam in der Superbike-WM in der Luft. Der 25-Jährige möchte verstärkt Speedway- und Sandbahnrennen fahren, dazu verhandelt er für einen festen Platz in der Endurance-WM und kann sich auch vorstellen, die Asian Road Racing Championship zu fahren.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Reiti zum Interview zusammen.

Markus, Supersport-WM mit einer 600er zu fahren, ist uninteressant?

Ich fahre seit 2011 Superbike. Ich fuhr zwei Jahre im Yamaha-R6-Cup und habe den auch gewonnen. Ich war dann froh, als ich aufs Superbike steigen konnte, damit habe ich mein Rennmotorrad gefunden. Ich fahre jetzt neun Jahre die 1000er, für was soll ich jetzt auf eine 600er zurück?

Natürlich könnte ich versuchen, über die Supersport- in die Superbike-WM zurückzukommen. Ich glaube aber nicht, dass dort jemand Geld verdient oder auch nur gratis fahren darf. Da musst du überall Geld mitbringen, das kann ich nicht.

Was traust du Philipp Öttl nächstes Jahr in der Supersport-WM zu?

Philipp ist schwierig einzuschätzen. In der Moto3-WM hatte er sehr gute Resultate, in der Moto2 leider nicht. Aber es ist oft so, wenn die Leute aus der Moto2- in die Supersport-WM kommen, dass sie ihr Talent erst dann richtig zeigen können. Ich hoffe, dass er das gleiche Material wie sein Teamkollege Lucas Mahias bekommt, der vorne dabei ist.

Im ersten Jahr muss er die Rennstrecken lernen, ein paar Top-10-Ergebnisse wären gut für ihn.

Ohne, dass du die Motorräder gefahren bist: Welches Superbike hältst du für das beste für deinen Fahrstil?

Ich weiß es nicht. Ich meinte, ich hätte mit der BMW mein Motorrad gefunden, ich habe auch noch nie etwas anderes probiert. Deshalb würde mich das schon mal reizen.

Hast du die letzten Monate mit Promoter Dorna geredet wegen Unterstützung oder Teamsuche? Oschersleben ist zurück im Kalender und bis heute haben wir keinen bestätigten deutschen Superbike-Piloten.

Ich weiß nicht, wo überall mein Manager Werner Daemen und Laurens Klein-Koerkamp, der ihm hilft, die Finger drin haben.

Wenn du dein Talent und dein Können selbst beurteilst: Was ist für dich unter idealen Bedingungen in der Superbike-WM möglich?

Das ist Spekulation. Aber ich kam nicht in die Superbike-WM, um Top-15 oder Top-10 zu fahren. Hauptziel ist natürlich, Rennen zu gewinnen. Aber man muss auch realistisch bleiben. Ich hoffe, dass ich irgendwann mal die Gelegenheit kriege, mein volles Potenzial zu zeigen. Dass ich ein Motorrad und ein Team habe, mit dem ich in die Top-5 fahren kann.

Wenn ich gut vorbereitet in die Saison gehe, top motiviert bin und ein gutes Motorrad und ein Top-Team habe, dann traue ich mir in jedem Rennen die Top-5 zu. Vielleicht könnte ich sogar um die Top-3 kämpfen – oder Fernziel, mal Weltmeister werden. Deswegen bin ich da. Aber realistisch gesehen reden wir von den Top-5.

Was sind deine schönsten Erinnerungen an die Jahre im SBK-Fahrerlager?

Assen 2019 war ein Highlight. Die zehn oder zwölf Runden hinter Bautista auf Platz 2, mit Rea, Lowes und van der Mark auf der Boxentafel. Leider habe ich das nicht durchgehalten, weil ich extreme Probleme mit der Schulter hatte. Ich habe mich am Schluss nur noch festgehalten und machte ein paar Fehler. Dadurch habe ich den ersten Podestplatz für BMW seit vielen Jahren verloren, das ärgert mich bis heute.

Ich habe wunderbare Leute kennengelernt und gute Freundschaften aufgebaut. Dadurch habe ich viele Möglichkeiten für meine Zukunft geschaffen, es hat mir gut gefallen. Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder das Vergnügen haben werde, in der WM zu fahren.

Und was war dein bangster Moment?

Das waren die Wirbelbrüche in Misano 2016, das war zum ersten Mal in meiner Karriere, dass ich mir richtig wehtat. Das war schon heftig. Der Crash war unvorhersehbar, da hätte alles vorbei sein oder ich hätte den Rest des Lebens im Rollstuhl verbringen können. So etwas hatte ich bis dahin nicht auf dem Schirm. Aber wenn du mal im Krankenhaus liegst und Hilfe brauchst, damit du aufs Klo kommst, dann wird dir klar, was alles dranhängt.

Das war der schlimmste Moment, der sich aber relativ schnell wieder gelegt hat. Ich spüre das heute noch, es wird mich mein ganzes Leben lang begleiten. Da denkst du schon drüber nach, ob es das alles wert ist. Aber man opfert sich dafür und ich werde nach wie vor alles dafür geben.

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