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Wie der Ducati-Chef Álvaro Bautista verunglimpfte

Von Günther Wiesinger
Ducati-CEO Claudio Domenicali hat den Verlust von Álvaro Bautista schlecht verkraftet. Er bezeichnete den Superbike-Vizeweltmeister unterschwellig und zwischen den Zeilen als «geldgierigen Hund».

Die Trennung zwischen Ducati Corse und Álvaro Bautista, der in diesem Jahr auf der Panigale V4R 16 Superbike-Rennen gewonnen hat, ist nicht gerade geräuschlos verlaufen. Und Claudio Domenicali, der nicht unumstrittene CEO von Ducati Motor, hat sich in diesem Zusammenhang nicht gerade Gentleman-like verhalten. Er warf Bautista im Nachhinein Geldgier vor und setzte einzelne Twitter-Meldungen ab, die nicht von Loyalität zeugen und die bei einem Top-Manager bei Audi und VW in Deutschland nicht ohne Konsequenzen geblieben wären.

In Italien regiert die Leidenschaft, die Emotion, trotzdem haben diese merkwürdigen Tweets in der Szene viel Kopfschütteln hervorgerufen. Es ist ja kein Geheimnis, dass Bautista nach einem Superbike-WM-Jahr überraschend zur Honda Racing Corporation übergelaufen ist, wo er 2020 die neue Honda Triple-R Fireblade einsetzen wird, als Teamkollege von Leon Haslam.

In den Tweets bezeichnete Domenicali seinen langjährigen Ducati-Fahrer, Álvaro fuhr in der MotoGP-WM im Martinez-Team schon 2017 und 2018 auf Ducati, am 27. September als «Bau Bau».

An diesem Punkt beginnt die Beleidigung, denn wer Italienisch versteht, der weiß: «bau bau» steht für einen bellenden Hund. Ob das die treffende Wortwahl und die Anspielung auf einen Hund eine gelungene Bemerkung für einen abtrünnig gewordenen Ducati-Publikumsliebling ist, mögen die Ducatisti beurteilen. Der Fahrer wird übrigens «Bau» genannt, nicht «Bau Bau», genau so wie sich Dovizioso «Dovi» nennt und nicht «Dovi Dovi».

Domenicali mimte nach dem Weggang von Bautista die beleidigte Leberwurst und zog dessen Ruf als untadeligen Sportsmann in den Dreck. «Wenn wir auf seinen Wunsch nach mehr Geld eingegangen wären, wäre er 2020 immer noch ein Ducati-Fahrer», schrieb Domenicali.

Der Ducati-Chef versicherte  am 27. September auch, man habe Bautista für zwei Jahre einen Betrag mit «sechs zeros» (sechs Nullen) angeboten, also mindestens 1 Million Euro. Aber dieses Angebot kam wohl zu spät und zu einem Zeitpunkt, als sich Bautista und Honda längst einig waren. Darüber verliert der Transfer-Verlierer Domenicali kein Wort.

Aus dem Umfeld von Bautista ist zu hören, der Spanier sei 2019 mit einer Jahresgage von zirka 100.000 Euro abgespeist worden. Hinzu kommen Bonuszahlungen, für seine elf Siege in Hauptrennen bekam er ungefähr 220.000 Euro.

Die Gage seines Aruba-Ducati-Teamkollegen Chaz Davies soll zirka 500.000 Euro betragen haben. Sie war für die Saison 2017 sogar auf zirka 700.000 angehoben worden, weil der Brite damals ein Kawasaki-Angebot vorliegen hatte. Schon damals war wegen dieser Lohnerhöhung für den zweiten SBK-Fahrer nur noch ein Pappenstiel übrig. Doch Marco Melandri akzeptierte diese Situation, nachdem er bei Aprilia arbeitslos geworden war und keine Alternative hatte.

Nach der eindrucksvollen SBK-Saison 2019 forderten Bautista und sein Manager Simone Battistella bei Ducati Corse eine Gagenerhöhung auf den Level von Davies. Dieses Ansinnen wurde abgelehnt, weil Ducati glaubte, der 34-jährige Bautista komme Ende September sowieso bei keinem anderen Top-Team mehr unter.

Das erwies sich als Irrtum.

Dann brannten beim erwiesenermaßen nicht besonders diplomatischen Domenicali offenbar ein paar Sicherungen durch.

Der hagere Italiener hatte sich schon 2018 in die Nesseln gesetzt, als er seinen für die horrende Jahresgage von 12,5 Millionen Euro eingekauften MotoGP-Superstar Jorge Lorenzo zehn Tage vor dem Mugello-GP bei einer Pressekonferenz verunglimpfte – und ihn in die Arme von Honda trieb.

Nach Jorges triumphalem Sieg in Mugello im Juni 2018 wollte Ducati die Verhandlungen wieder aufnehmen. Lorenzo-Manager Albert Valera meinte jedoch unmittelbar nach der Zieldurchfahrt schulterzuckend zu Ducati-Manager Paolo Ciabatti: «Dafür ist es leider zu spät.»

Bei der Winnow-Ducati-Teamvorstellung im Januar 2019 in Neuchatel/Schweiz vergaß Domenicali beim Milliarden-Umsatz des VW-Konzerns die eine oder andere Null. Und er gab sich der Überzeugung hin, Audi sei der Eigentümer von Ducati. Aber Ducati gehört VW und ist nur konzernintern der Audi Group mit den sportlichen Firmen Audi und Lamborghini zugeteilt worden.

Álvaro Bautista hat sich bei diesem Zwist nobel zurückgehalten. Er kann sich ausmalen: Sein Nachfolger Scott Redding wird auf der Panigale VR4 nicht 16 Rennen in einem Jahr gewinnen.

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