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Rechtsstreit in Most: Wie es um das Autodrom steht

Von Peter Fuchs
«Wir kämpfen nicht nur für uns, sondern für den gesamten Motorsport in der Tschechischen Republik», betont Josef Zajicek, Eigentümer des Autodroms Most, im ausführlichen Interview.

Seit Jahren sieht sich das Autodrom Most mit einem Gerichtsprozess in Sachen Lärmbelästigung konfrontiert. SPEEDWEEK.com berichtete mehrfach über die absurden Auflagen und wie sich die Eigentümer der Rennstrecke dagegen wehren.

Mit der Superbike-Weltmeisterschaft (WorldSBK), Truck Racing European Championship und NASCAR Euro Series gibt es drei Großveranstaltungen im Nordwesten Tschechiens, die jährlich Zehntausende an die Rennstrecke locken und damit für Hotels, Restaurants und deren Zulieferer in der früheren Kohleabbaustadt ausgesprochen wichtig sind. Eigentümer Josef Zajicek über die Zukunftspläne des Autodrom Most.

Herr Zajicek, welche Bedeutung haben für sie Veranstaltungen wie die Superbike-WM und IDM?

Diese Rennen stehen für höchste Qualität und Prestige. Die WorldSBK repräsentiert die Weltelite des Rundstreckenrennsports, und die Tatsache, dass Most Teil dieses Kalenders ist, reiht unsere Strecke in die Riege der besten europäischen Rennstrecken ein. Die IDM wiederum ist die höchste Stufe des deutschen Motorradrennsports und für uns besonders wertvoll, da sie Tausende deutsche Fans anzieht – sie haben es schließlich nur ein paar Kilometer bis nach Most. Solche Veranstaltungen positionieren das Autodrom Most langfristig als internationale Motorsportdestination, als Ort, an dem sich Fans und Spitzenfahrer auf höchstem Niveau begegnen können.

Sie bieten auch der Öffentlichkeit Zugang. Wie funktionieren die Fahrten auf der Strecke und warum sollten Motorradfahrer sie ausprobieren?

Unsere Track-Days sind sehr beliebt, weil sie die Möglichkeit bieten, eine Rennstrecke von Weltformat hautnah zu erleben. Hobbyfahrer können auf derselben Strecke fahren, auf der auch die Stars der WorldSBK unterwegs sind – mit ihren eigenen Serienmotorrädern.

Die Strecke selbst wird nach höchsten Standards gepflegt, was eine Grundvoraussetzung für internationale Events wie die WorldSBK ist. Sicherheit und Qualität stehen für uns an erster Stelle.

Ein besonderes Highlight ist der Zugang zum Fahrerlager, den wir als einziger Veranstaltungsort in Tschechien gewähren. Fans können den Mechanikern über die Schulter schauen und miterleben, wie professionelle Teams arbeiten. Das schafft ein authentisches Erlebnis – unsere Besucher werden Teil der Welt, die sie sonst nur von der Tribüne kennen.

In den vergangenen Monaten musste sich das Autodrom Most einer schwierigen Situation stellen: Ein Gerichtsurteil schreibt ihnen bestimmte Lärmgrenzen vor, und sie haben Berufung beim Obersten Gericht eingelegt. Wie sehen sie die weitere Entwicklung?

Zunächst ist wichtig zu betonen, dass es sich um einen Nachbarschaftsstreit mit zwei Privatpersonen handelt und dass das Urteil in klarem Widerspruch zu den bestehenden Baugenehmigungen steht, die höhere Lärmgrenzen zulassen. Deshalb haben wir beim Obersten Gerichtshof der Tschechischen Republik Berufung eingelegt. Wir sind überzeugt, dass der Fall erneut geprüft werden muss.

Ein solches Urteil betrifft nämlich nicht nur uns, sondern potenziell viele weitere Sportanlagen im ganzen Land. Wenn für Most heute entschieden wird, die Lärmgrenzen unter die genehmigten Werte zu senken, könnte morgen das gleiche bei anderen Sportstätten passieren – und das ergibt schlicht keinen Sinn. Wir kämpfen daher nicht nur für uns, sondern für den gesamten Motorsport in der Tschechischen Republik. Unsere Partner und Fans unterstützen uns dabei ausdrücklich.

Unabhängig vom laufenden Verfahren haben wir zahlreiche Maßnahmen zur weiteren Lärmreduktion umgesetzt: Wir kontrollieren regelmäßig die Lärmwerte, haben Drift-Events verboten, die Verwendung von dB-Killern zur Pflicht gemacht, die Betriebszeiten verkürzt und erneut Gespräche mit der Hygienebehörde über den Bau einer Lärmschutzwand aufgenommen, deren Genehmigung uns in der Vergangenheit jedoch verweigert wurde.

Wie funktioniert der Betrieb im Alltag?

Laut unserer Betriebsordnung gilt für Motorräder ein Lärmlimit von 99 dB ± 2 dB. Dieses Limit wird bei allen Fahrten überwacht. Manche Motorräder benötigen zusätzliche Schalldämpfer, um den Grenzwert einzuhalten. Jeder Teilnehmer darf nur fahren, wenn sein Fahrzeug den Regeln entspricht – und diese werden in ruhiger, partnerschaftlicher Weise kontrolliert. Klare Regeln sind selbstverständlich – und sie gelten auf allen homologierten Rennstrecken Europas.

Könnte der laufende Rechtsstreit den Betrieb des Autodroms gefährden?

Nein. Der Betrieb des Autodroms ist langfristig stabil und alle geplanten Events wie die WorldSBK oder die IDM haben in Most ihren festen Platz. Das Urteil schränkt unseren Betrieb nicht ein. Wir achten konsequent darauf, dass die Bedingungen den führenden deutschen Rennstrecken entsprechen – einschließlich Lärmmessung direkt an der Strecke und verpflichtender dB-Killer. Das ist internationaler Standard, der sowohl den Betrieb schützt als auch faire und sichere Bedingungen für alle Fahrer sicherstellt.

Stehen weitere Investitionen in die Entwicklung des Areals an?

Ja, in diesem Jahr setzen wir unsere Strategie fort, die technische Infrastruktur zu verbessern, die Sicherheitszonen zu erweitern und den Komfort für Besucher weiter zu erhöhen. Außerdem investieren wir in den Erwerb angrenzender Grundstücke, um zusätzliche Sicherheitszonen und Servicewege zu schaffen. Diese Flächen ermöglichen es uns auch, künftig weitere Lärmschutzmaßnahmen umzusetzen und die Umgebung des Autodroms langfristig zu entwickeln. Das ist ein bedeutender Schritt, der unser langfristiges Engagement für die Region und den Motorsport unterstreicht – ein klares Signal, dass wir das Autodrom auch in Zukunft als modernes und sicheres Zentrum für Rennen, Training und Öffentlichkeit weiterbetreiben wollen.

Deutsche Fans kommen seit den 1980er-Jahren nach Most. Wie sehen sie das?

Das ist eine Tradition, auf die wir sehr stolz sind. Deutsche Fans gehören seit Jahrzehnten untrennbar zum Autodrom Most. Sie schätzen unsere Nähe, die Atmosphäre und die Qualität der Rennen. Dass sie regelmäßig zurückkehren, ist für uns der beste Beweis, dass Most ein attraktives Ziel für Motorsportfreunde bleibt. Diese langjährige Verbindung möchten wir weiter pflegen, damit jede Generation das gleiche Gefühl von Spannung und Gemeinschaft erleben kann.

Was motiviert sie persönlich, trotz manch schwieriger Zeit weiterzumachen?

Ganz einfach – Motorsport ist meine Leidenschaft. Jeder Fan und Fahrer, der nach Most kommt, zeigt uns, dass unsere Arbeit Sinn hat. Wir glauben fest daran, dass das Autodrom Most eine große Zukunft vor sich hat – und mein Team und ich werden alles dafür tun, sie zu gestalten.

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