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Warschau-GP: Lindgren siegt, GTR-Motor blamiert alle

Von Helge Pedersen
Fredrik Lindgren gewann nicht nur den Speedway-GP von Warschau, er sorgte auch für den ersten Sieg des GTR-Motors von Konstrukteur Marcel Gerhard aus der Schweiz.

Um den Speedway-GP im polnischen Nationalstadion in Warschau in angemessenen Worten zu beschreiben, müsste man jedes Superlativ anführen, das unsere Sprache bietet: Der Sport präsentierte sich von seiner besten Seite.

Die Läufe waren unvorhersehbar, spannend, actiongeladen, überraschend, jeder konnte jeden schlagen. Kein Fahrer kam in den Vorläufen über zwölf Punkte hinaus, mit Maciej Janowski, Tai Woffinden und Bartosz Zmarzlik gelang das dafür gleich drei. Highlights herauszupicken ist unmöglich, zu viel hatte dieser fabelhafte Abend in Polen zu bieten.

Das erste Halbfinale wurde nach einem Rollstart von Jason Doyle abgebrochen. Der Australier kassierte eine Verwarnung, blieb cool und gewann auch den zweiten Start sowie den Lauf. Janowski sicherte sich hinter ihm das zweite Finalticket, Niels-Kristian Iversen und Patryk Dudek, die ebenfalls fantastische Läufe zeigten, mussten zusammenpacken.

Auch das zweite Halbfinale musste zweimal gestartet werden. Im ersten Versuch verhakten sich vor der ersten Kurve Krsko-Sieger Martin Vaculik und Zmarzlik. Es kam zwar zu keinem Sturz, der Referee entschied aber auf Rerun.

Dieser hatte es in sich: Lindgren gewann den Start und führte vor Vaculik, Zmarzlik war Letzter. Dann schnappte sich der U21-Weltmeister von 2015 erst Vizeweltmeister Woffinden, einige Meter später auch Vaculik, fuhr dem Slowaken dann aber fast aufs Hinterrad und fiel wieder auf den letzten Platz zurück.

Lindgren und Vaculik, die schon beim GP-Auftakt in Krsko die Ränge 2 und 1 belegten, gesellten sich damit zu Doyle und Janowski ins Finale.

Im Finale kam Doyle als Erster aus der ersten Kurve, Lindgren ging außen neben ihm in die zweite. Dann fuhr der Schwede eines der besten Manöver in seiner langen Karriere: Er entschied sich blitzartig hinter Doyle die Linie zu kreuzen, Janowski war ihm auch schon innen durchgefahren, bog nach innen ab und bog durch die lange Geradeausfahrt als Führender innen in die dritte Kurve ein!

Lindgren musste sich die restlichen zweieinhalb Runden den Angriffen Janowskis erwehren, kreuzte aber knapp als Erster die Ziellinie und gewann seinen ersten Grand Prix seit fünf Jahren (Göteborg im Mai 2012), seinen zweiten insgesamt. Doyle wurde hinter dem Polen Dritter, Vaculik Vierter.

Lindgren jetzt deutlicher Führender

Der Schwede Lindgren war gemeinsam mit Vaculik als WM-Leader nach Warschau gekommen, jetzt steht er mit 32 Punkten, fünf vor Doyle und sechs vor Vaculik, alleine an der Spitze. «Das ist nicht schlecht, oder», grinste «Fast Freddie», der in der Form seines Lebens fährt. «Zurzeit hole ich überall viele Punkte, in den Ligen in Polen, Großbritannien und Schweden und auch im Grand Prix.»

Lindgrens Sieg ist auch ein Meilenstein für Tuner und Motorenkonstrukteur Marcel Gerhard aus Frauenfeld in der Schweiz. Zum ersten Mal wurde mit seinem neuen GTR-Motor ein Speedway-GP gewonnen. Sein Konzept ist simpel: Der Motor ist in der Serienversion so gut wie ein getunter GM- oder Jawa-Motor, seine Lebensdauer aber wesentlich länger. So sollen die Kosten für die Fahrer deutlich gesenkt werden.

Bei diesem Auftakt werden sich viele GP-Fahrer fragen, ob nicht GTR das neue Maß der Dinge und die Zukunft ist.

Die Verlierer in Warschau waren die vier Weltmeister im Feld. Als Einziger von ihnen schaffte es Woffinden in die Halbfinales.

Chris Holder stand nach drei Läufen mit einem Punkt da, fand für die letzten beiden Durchgänge endlich Speed und eroberte weitere fünf Punkte – zu wenig.

Nicki Pedersen und Greg Hancock, die beide jeweils einmal zu Boden gingen, kamen auf fünf und vier Punkte und erlebten einen katastrophalen Abend.

In der WM-Tabelle schaut es für die Champions ebenso düster aus: 6. Woffinden, 10. Hancock, 12. Holder, 15. Pedersen. Für Schlagzeilen sorgen dieses Jahr andere.

Ergebnisse Speedway-GP Warschau/PL:

Stand nach den Vorläufen:

1. Maciej Janowski (PL), 12 Punkte
2. Tai Woffinden (GB), 12
3. Bartosz Zmarzlik (PL), 12
4. Jason Doyle (AUS), 11
5. Fredrik Lindgren (S), 10
6. Patryk Dudek (PL), 9
7. Niels-Kristian Iversen (DK), 8
8. Martin Vaculik (SK), 8
9. Piotr Pawlicki (PL), 7
10. Chris Holder (AUS), 6
11. Emil Sayfutdinov (RUS), 6
12. Antonio Lindbäck (S), 6
13. Nicki Pedersen (DK), 5
14. Greg Hancock (USA), 4
15. Przemyslaw Pawlicki (PL), 3
16. Matej Zagar (SLO), 1.

1. Halbfinale: 1. Doyle, 3 Punkte. 2. Janowski 2. 3. Iversen 1. 4. Dudek 0.

2. Halbfinale: 1. Lindgren, 3 Punkte. 2. Vaculik 2. 3. Woffinden 1. 4. Zmarzlik 0.

Finale: 1. Lindgren, 3 Punkte. 2. Janowski 2. 3. Doyle 1. 4. Vaculik 0.

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