Pirelli riskiert Reifen-Revolution: Vertrag bis 2023

Von Ivo Schützbach
Seit 2004 ist Pirelli Reifen-Alleinausrüster sämtlicher SBK-Klassen, der Vertrag wurde bis inklusive 2023 verlängert. Für nächste Saison dürfen wir uns auf Änderungen in den beiden Supersport-Klassen freuen.

Als der ehemalige SBK-Promoter Paolo Flammini 2003 verkündete, zukünftig werde es Einheitsreifen in der seriennahen Weltmeisterschaft geben, ging ein Sturm der Empörung durchs Fahrerlager. Das habe nichts mit Rennsport zu tun, hieß es damals. Und viele Teams verloren lukrative Verträge mit Reifenherstellern.

Rückblickend war Flamminis Idee visionär. Das Wettrüsten bei den Reifen hat seither ein Ende, die Qualität des Gummis entscheidet nicht mehr über Sieg oder Niederlage.

Viele andere Rennserien haben die Idee mit den Einheitsreifen seit 2004 aufgegriffen, heute sind sie auch in der Formel 1 oder MotoGP-WM alltäglich.

Nach 16 Jahren Zusammenarbeit verlängern Promoter Dorna und Pirelli den Vertrag für alle SBK-Klassen bis Ende 2023. Nach dieser Periode wurden gemeinsam 20 Jahre absolviert, in denen die Rundenzeiten stets schneller wurden und Pirelli nur selten mit schlechter Qualität für Schlagzeilen sorgte.

Die größte Neuerung für 2020: Zukünftig kommen in allen drei WM-Klassen Slick-Reifen zum Einsatz. Bislang wurde in den beiden Supersport-Klassen, und früher in den Superstock-Klassen, mit Profilreifen gefahren, wie man sie im Straßenverkehr hat. Die Slicks bringen gegenüber Profilreifen eine bessere Performance, sodass die Fahrer das volle Potenzial ihrer Maschinen ausschöpfen können. Damit sind sie auch zum Maßstab für Hobby-Rennfahrer bei Rennstreckentrainings geworden.

In der Superbike- und Supersport-WM ist die Größe 190/60 am Hinterreifen inzwischen gängig. Der weiche SCX-Reifen, welcher für das Superbike-Sprintrennen entwickelt wurde, wird ins Programm mit aufgenommen und zukünftig im Handel erhältlich sein.

«Der Motorsport ist historisch gesehen ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmens-DNA», sagte Pirelli-Manager Roberto Righi zur Vertragsverlängerung. «Die Zusammenarbeit zwischen Pirelli und der Superbike-Weltmeisterschaft ist eine der längsten und erfolgreichsten Partnerschaften in der Geschichte des Motorsports. Diese Vertragsverlängerung steht für die einzigartige Kontinuität in unserer Unternehmensstrategie. Sie hat es Pirelli in den letzten Jahren ermöglicht, sich als Referenz im Segment des Rennsports für Supersportreifen und darüber hinaus zu etablieren. Mit dieser Vereinbarung sichert sich Pirelli auch das Vertrauen der Dorna und ist sicher, dass wir gemeinsam in der Lage sein werden, weiterhin eine Weltklasse-Serie anzubieten und zu entwickeln, die den Ansprüchen von Fahrern, Teams und Motorradherstellern gerecht wird, die wie Pirelli die Meisterschaft als eine ausgezeichnete Plattform für die Entwicklung und Vermarktung ihrer Produkte anerkennen werden.»

So wie die SBK-Teams mit getunten Serienmaschinen antreten, setzt Pirelli nicht auf Prototypen, sondern auf Standardreifen, die so im Markt erhältlich sind. Damit setzten die Mailänder Maßstäbe: 2013 gab Pirelli die 16,5-Zoll-Reifen zugunsten der neuen 17-Zoll-Modelle auf. Einer Größe, die auf der Straße häufig gefahren wird. 2018 folgte die Umstellung auf größere Dimensionen, 125/70 vorne und 200/65 hinten, die ab dem nächsten Jahr zu den Standardgrößen der Superbike-Klasse werden.

«Ich folge der Meisterschaft für Pirelli seit Beginn unseres Abenteuers als Einheitsreifenlieferant für alle Klassen», so Rennsport-Chef Giorgio Barbier. «Ab dem nächsten Jahr erwarten wir mit der Umstellung auf Slicks für alle Klassen weitere deutliche Leistungssteigerungen. Insbesondere die Supersport-WM wird von den Änderungen im Vorderradprofil, den Mischungen und der Struktur profitieren, während die neuen Hinterreifen in 190/60 diese Klasse der Leistung von früheren Superbikes näher bringt. Was die Supersport-300-WM betrifft, so wird die Verwendung von Slick-Reifen dazu beitragen, dass bei kälteren morgendlichen Einsätzen weniger Aufreißen auftreten wird.»

Pirelli engagiert sich derzeit neben SBK in der Formel 1, Rallye-, Motocross-, Endurance-WM und vielen weiteren prestigeträchtigen Serien im Zwei- und Vierradbereich. Zu den Motorradchampionaten gehören unter anderen die Britische Superbike-Meisterschaft (BSB), Italienische Meisterschaft (CIV), Deutsche Meisterschaft (IDM), Französische Meisterschaft (FSBK) und die Brasilianische Superbike-Meisterschaft.

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