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Fazit Monte Carlo: Wird 2018 noch besser als 2017?

Kolumne von Christian Schön
M-Sport/Ford (im Foto Elfyn Evans) ist schon wieder Tabellenführer

M-Sport/Ford (im Foto Elfyn Evans) ist schon wieder Tabellenführer

Der spannende Saisonauftakt deutet an, dass die Zahl der Siegkandidaten weiter steigen könnte. Und Weltmeister Sébastien Ogier ist auch nur ein Mensch

Für Ford-Teamchef Malcolm Wilson war es «härteste Rallye Monte Carlo, die ich jemals erlebt habe». Und Sieger Sébastien Ogier fasste zusammen: «Alle haben Fehler gemacht. Ich vielleicht weniger als die anderen.»

Insofern ist der Auftakt sicher kein zu 100 Prozent verlässlicher Gradmesser für den Rest der Saison. Aber der eine oder andere Trend war zu erkennen. Schauen wir uns die Hauptdarsteller einmal der Reihe nach an.

Sébastien Ogier hat seinen Killerinstinkt nicht verloren. Die Bestzeit auf der ersten Prüfung am Donnerstag im Dunkeln war eine Glanzleistung. Trotz Startposition eins, also bei schwierigsten Streckenbedingungen ohne die Warnung durch ins Aus führende Spuren der Konkurrenten. Bis die Kollegen so richtig wach waren, hatte der Franzose schon fast 20 Sekunden Vorsprung. Von Freiitag an kontrollierte Ogier das Tempo – absolut weltmeisterlich.

Einen Aussetzer leistete sich «Oggi», wie ihn die Engländer gerne nennen, dann doch. In WP 7 drehte sich der Ford Fiesta beim Herausbeschleunigen aus einer Kehre praktisch im Zeitlupentempo, blieb auf der Straße. Keine Gefahr also – wenn Ogier nicht versucht hätte, das querstehende Auto vorwärts aus dieser Situation zu befreien. Was im Nachhinein wie ein Anfängerfehler wirkte.

Denn dort lauerte, eigentlich deutlich sichtbar, ein Graben, aus dem Ogier nur mit Hilfe der Zuschauer wieder herauskam. Ohne die wäre seine Rallye hier beendet gewesen. So hielt sich der Zeitverlust mit rund 30 Sekunden in Grenzen. «Ogier kann sich halt auf die Fans verlassen», lästerte Nicolas Gilsoul, Beifahrer im Werks-Hyundai von Thierry Neuville. «Wäre das uns passiert, hätten die Bergung wohl deutlich länger gedauert.»

Ogiers Teamkollege Elfyn Evans warf seine Rallye, wie so viele, schon auf der ersten Prüfung fort. Fast vier Minuten Rückstand ließen sich auch durch eine fulminante Aufholjagd mit zwei Bestzeiten nicht mehr vollends ausbügeln.

Aber die Leistung des Walisers lässt trotzdem aufhorchen. 2018 ist er auf denselben (Michelin) Reifen unterwegs wie alle anderen Werksfahrer. Überraschungssiege wie 2017 bei der Rallye Großbritannien (mit Reifen von D-Mack) wird es nicht mehr geben. Prognose: Evans fährt 2018 noch häufiger in Podiumsnähe.

Die eigentliche Überraschung der Rallye war die geschlossene Mannschaftsleistung von Toyota. Beinahe hätte die Anfang letztes Jahr noch belächelte Mannschaft die Plätze zwei, drei und vier belegt. Esapekka Lappi, vermasselte mit einem Ausrutscher am Sonntag dieses Ergebnis zwar noch. Was der Finne bei seiner ersten «Monte» in einem World Rally Car ablieferte, war aber dennoch beachtlich.

Noch besser machte es zweifellos Teamkollege Ott Tänak. Bei seiner ersten Rallye für Toyota hatte er gleich mal die selbsternannte Nummer 1 des Teams, Jari-Marri Latvala, im Griff. Dessen Lieblingsrallye wird die «Monte» in diesem Leben nicht mehr werden. Die Lunte für teaminterne Machtkämpfe ist jedenfalls entzündet. Latvala muss beim nächsten WM-Lauf in Schweden zurückschlagen. Sonst wird Tänak für ihn ein ähnliches Trauma wie Ogier bei Volkswagen.

Kommen wir zu Hyundai. Thierry Neuville versaute es schon in WP 1, gehörte ähnlich wie Evans anschließend zu den Schnellsten. Auch Teamneuling Andreas Mikkelsen war schnell, wurde allerdings durch einen mysteriösen Schaden gestoppt. Nach einem Ausrutscher habe ein Stein die Lichtmaschine zerstört, lautete sinngemäß die offizielle Begründung.

Bei einer Rallye, die zwar nicht auf Schotter ausgetragen wird, bei der aber häufig und massiv über Randstreifen abgekürzt wird, sollte so etwas nicht passieren. Und Dani Sordo rutschte in einer harmlos aussehenden Kurve ins Aus.

Das Jahr begann für den WM-Favoriten also denkbar schlecht – ähnlich wie 2017. Teamchef Michel Nandan gab zwar die Parole aus, jetzt nicht «in Panik zu verfallen.». Aber viele solcher Katastrophen darf sich seine Mannschaft nicht leisten. Sonst muss man sich am Ende nicht nur erneut hinter M-Sport/Ford, sondern auch noch hinter Toyota anstellen.

Nicht ganz schlau werde aus der Leistung von Citroën. Kris Meeke steckte in WP 1 fast zwei Minuten in einem Graben, dümpelte anschließend im Mittelfeld herum. Nur weil er sich keine weiteren größeren Fehler leistete, wurde er immer weiter nach vorne gespült – um schließlich auf der letzten WP eine Bestzeit rauszuhauen. «Von den 17 WM-Punkten bin ich selbst überrascht», gab der Nordire anschließend zu.

Craig Breen war nie in Reichweite der Spitze, verlor durch Bremsprobleme zusätzlich Zeit. Ein drittes Auto hatte Citroën nicht am Start, als einziges der Topteams. Das klingt, als sei der Hersteller-Titel ohnehin nicht das Ziel.

2018 ist das zweite Jahr für die neue Generation der World Rally Cars. Alle Teams haben inzwischen eine Menge Erfahrung damit und technisch nachgelegt. Die Unterschiede zwischen den Autos sind geringer geworden.

Ford ist mit Ogier/Evans – und wechselnden Fahrern im dritten Auto – nicht ganz so stark wie 2017 mit Ogier/Tänak/Evans. Im Gegenzug ist Toyota mit Tänak/Latvala/Lappi zumindest auf dem Papier jetzt deutlich besser aufgestellt. Auch von Hyundai ist mit Neuville/Mikkelsen plus abwechselnd Sordo und Hayden Paddon im dritten Auto mehr zu erwarten als vergangenes Jahr. Und Citroën sorgt mit drei Gaststarts des neunmaligen Weltmeisters Sébastien Loeb für das Sahnehäubchen.

So wie ich das sehe, wird die Saison 2018 noch besser als das bereits denkwürdige Jahr 2017.

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