Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Sainz über seinen Dakar-Sieg

Von Toni Hoffmann
Sainz freut sich über seinen ersten Dakar-Sieg

Sainz freut sich über seinen ersten Dakar-Sieg

Carlos Sainz: «Man braucht Ziele, für die es sich zu leben lohnt».

Die Erfüllung eines lang gehegten Traums: Volkswagen Werkspilot [*Person Carlos Sainz*] hat in Argentinien und Chile die Rallye Dakar 2010 gewonnen. Der charismatische Spanier feierte vor Millionen von Fans bei der härtesten Prüfung im weltweiten Motorsport gemeinsam mit seinem Landsmann Lucas Cruz den allerersten Dakar-Sieg in der Automobilwertung für seine Heimat. Ein Interview mit «El Matador» über einen grossen sportlichen Erfolg, die Zukunft und eine neue Generation Sainz.

Was bezeichnen Sie als Ihren grössten Erfolg Ihrer Motorsport-Karriere?
 
Carlos Sainz: «Das ist so leicht nicht zu beantworten. Ich habe zwei Titel in der Rallye-Weltmeisterschaft gewonnen und jetzt die Dakar. Beides sind im Grundsatz ähnliche, jedoch auch komplett unterschiedliche Disziplinen. Und sie sind schwer zu gewinnen. Ganz klar: Die Rallye Dakar ist ein grosses Rennen mit einer enorm hohen sportlichen Bedeutung. Sie für sich entschieden zu haben, macht mich richtig stolz, denn ich habe sie auf meine Art gewonnen, mit meinem Verständnis von diesem Sport.»

Wieviel Erfahrung braucht es, eine Dakar zu gewinnen?
 
«Als Erstes braucht man ein siegfähiges Auto. Das habe ich mit dem Race Touareg dieses Jahr gehabt, das habe ich auch schon vergangenes Jahr gehabt. Doch damals haben unglückliche Umstände den Sieg vereitelt. Dieses Jahr konnten wir es umsetzen. Ich musste nach meinem Einstieg in den Marathon-Rallyesport 2005 erst einmal lernen, im tiefen Wüstensand schnell und fehlerfrei zu fahren. Das mir das gelungen ist, zeigt sich darin, dass ich mich weder 2009 noch 2010 bei der ‚Dakar‘ festgefahren habe. Dazu braucht es in der Tat Erfahrung.»

Und wie viel Geduld ist für einen Dakar-Sieg nötig?
 
«Als ich in diese Disziplin gewechselt bin, musste ich daran arbeiten, geduldig zu bleiben. Das macht einen grossen Unterschied zu Sprintrallyes aus. Während der gesamten Rallye, während der Prüfungen, selbst im Biwak - man muss permanent geduldig bleiben. Gerade bei der Dakar kann man sein Glück nicht erzwingen, dazu ist der Sport viel zu komplex. Ich glaube, das habe ich in den vergangenen Jahren immer mehr verinnerlicht.»

Es scheint so, als hätten Sie in diesem Jahr aus taktischen Gründen bewusst auf Tagessiege verzichtet, um so selten wie möglich am folgenden Tag die Route eröffnen zu müssen - was ein echter Nachteil ist. Pures Kalkül?
 
«In der Tat kann man den Eindruck gewinnen, dass ich nicht so sehr auf Tagessiege aus war. Um ehrlich zu sein, habe ich dennoch permanent alles gegeben, hatte das ein oder andere Mal allerdings Pech mit Staub und Reifenschäden. In der zweiten Woche ist dieser Eindruck aber zu Recht entstanden: Wir haben mit der Führung im Rücken mehr auf die Schonung des Materials geachtet, obwohl mein Teamkollege Nasser Al-Attiyah mit mehr Risiko immer näher kam. Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen war während der gesamten Zeit aber immer ein guter taktischer Berater.»

Gemeinsam mit Ihrem neuen Beifahrer Lucas Cruz sind Sie bislang ungeschlagen. Was macht den Unterschied?
 
«Es lief von Beginn an gut und wir haben die Vorbereitungsrallyes in Brasilien und im Orient für uns entschieden. Wir haben eine gute Beziehung zueinander und Lucas macht einen herausragenden Job. Alle drei Siege waren strategisch gut herausgefahren. Ich glaube, wenn man diese Statistik betrachtet, dass wir unsere Sache gut gemacht haben.»

Wie würden Sie ihre Beziehung zu Lucas Cruz im und ausserhalb des Cockpits beschreiben?
 
«Lucas ist zu allererst ein erstklassiger Beifahrer und Navigator. Dazu ist er eher ein ruhiger Typ und immer entspannt. Mit diesen Eigenschaften ist er die perfekte Ergänzung zu mir. Er ist hochprofessionell und nimmt seinen Job sehr ernst.»

Die Dakar ist auch ein Teamsport. Wie wichtig ist es, ein gutes Team hinter sich zu haben?
 
«Zuvor haben wir darüber gesprochen, dass es ohne ein siegfähiges Auto unmöglich ist, die Dakar zu gewinnen. Dazu gehört für mich als Einheit das Team, das dieses Auto vorbereitet. Ein echtes Siegerteam also. Teil einer grossartigen Mannschaft wie Volkswagen zu sein, macht mich stolz. Seit meiner Verpflichtung vor fünf Jahren hat sich die Truppe kontinuierlich weiterentwickelt. Jeder im Team weiss ganz genau, was er tut, und jeder ist extrem professionell in seinem Job. Selbst auf kleineren Rallyes ist jeder fokussiert auf den Erfolg. Das Ergebnis daraus ist der Dreifachsieg bei der Dakar, den sich das Team hart erarbeitet und verdient hat.»

Wie kann man als Fahrer für die entsprechende Motivation sorgen?
 
«Ich sage mir immer: Du musst für deine Jungs gewinnen. Siege sind die beste Motivation. Die Mannschaft ist voll und ganz dem Sport und dem Erfolg verschrieben. Und diese erstklassigen Leistungen kann man nur damit belohnen, ebenfalls permanent alles zu geben. Meiner Crew an meinem Auto, meinem Ingenieur Gerard Zyzik und der Führungsmannschaft um Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen und Teammanager Peter Utoft ihre Mühen mit einem Dakar-Sieg zurückzahlen zu können, ist ein gutes Gefühl.»

Die Rallye Dakar zu gewinnen war ein grosser Traum von Ihnen. Haben Sie im Motorsport jetzt alles erreicht?
 
«Im Leben braucht man permanent Ziele, für die es sich zu leben lohnt, auf die man hinarbeiten kann. Wenn man dann eines dieser Ziele erreicht hat, einen Traum erreicht hat, ist da zunächst eine enorme Erleichterung. Doch dann setzt man sich wieder neue Ziele.»

Welche Ziele verfolgen Sie für die Zukunft?
 
«Darüber habe ich so kurz nach der Dakar noch nicht so intensiv nachgedacht. Doch ich werde mich sicher bald mit Kris Nissen zusammensetzen. (lacht) Vielleicht steigt Volkswagen ja in die Formel 1 ein - das wäre gerade noch rechtzeitig für mich ...»

Dafür gibt es bald einen weiteren Sainz als Kandidaten. Wie wichtig ist Ihnen die Karriere ihres Sohnes Carlos jr., der kommende Saison in den Automobilsport einsteigen wird?
 
«Zuallererst ist sie für ihn wichtig. Er muss aus eigenem Antrieb diesen Sport betreiben und nicht, weil ich oder jemand anderes ihn davon überzeugen muss. Ich kann ihn nur so gut wie möglich unterstützen. Und zwar indem ich ihn nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel fördere. Carlos steigt aus dem Kartsport jetzt innerhalb der Red-Bull-Förderung in den Automobilsport auf. Und Racing ist eine komplett andere Disziplin als Rallye. Meine Ratschläge können deshalb zum Glück nur allgemein sein. Den Rest muss er sich selbst erarbeiten. Es wird sicher nicht leicht für ihn. Aber im Moment schlägt er sich grossartig.»

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