Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Bitte keinen Zirkus!

Kolumne von Marcus Lacroix
Das hat doch auch was: Die DTM-Boliden rollen zum Quali hinaus.

Das hat doch auch was: Die DTM-Boliden rollen zum Quali hinaus.

Diese Woche beraten ITR, Hersteller und ARD über den diesjährigen Qualifying-Modus in der DTM.

Der Vorsatz ist löblich: Die ARD bringt sich bei der Weiterentwicklung der DTM ein – natürlich auch vor dem Hintergrund, dabei die eigenen Quoten steigern zu können. Mit durchschnittlich 2,2 Millionen TV-Zusehern pro Rennwochenende kommt man zwar auf fast ein Drittel jener Zahlen, die RTL mit der Formel 1 aufweist, und das ist durchaus bemerkenswert – aber vor allem die Quoten bei den Samstags-Übertragungen vom Qualifying (in der Regel zwischen 700.000 und 800.000 Zuschauer) erscheinen den ARD-Oberen steigerungswürdig.

Viele Ideen sind bereits im Vorfeld diskutiert und in den meisten Fällen auch wieder verworfen worden. Auch mit einem ARD-Vorschlag, man wolle im eigenen Boulevard-Magazin «Brisant» am Freitag von zwei Promis jeweils Fahrer-Paarungen auslosen lassen, welche dann am nächsten Tag quasi einen Shootout nach dem K.o.-Prinzip ausfahren (also so ähnlich, wie es im Skispringen praktiziert wird), findet mindestens ebenso viele Gegner wie Fürsprecher.

Also: Zwei einander zugeloste Autos sollen zeitversetzt (im Abstand von 10 bis 15 Sekunden) mit stehendem Start auf die Strecke gehen und dann gewissermassen das erwähnte K.o.-Duell ausfechten. Abgesehen von der Zuschauerunfreundlichkeit für die Fans auf der Tribüne – die wir bitte an dieser Stelle nicht vergessen wollen – bringt das nur dann ein gesteigertes, besonderes Spannungsmoment, wenn der Verlierer, wie zunächst vorgeschlagen, nur noch für die Startplätze ab 11 aufwärts in Frage kommt und wir damit bunt durcheinander gewürfelte Startaufstellungen erleben.

Dann aber greifen die Promis womöglich unwillentlich in die Meisterschaftsentscheidung ein. Denn auch den Besten könnte es so passieren, trotz einer grundsätzlich guten Quali-Zeit hin und wieder aus den hinteren Regionen zu starten. Und wenn das mehrfach vorkommt, ist es bei der gewaltigen Leistungsdichte in der DTM für den betreffenden Piloten aller Voraussicht nach Essig mit irgendwelchen Titelambitionen. Andererseits: Falls man dies einsähe und einfach nach Rundenzeit aufgestellt würde, könnte man sich den Zinnober auch ganz sparen. Selbst wenn der Paarflug zweifellos die eine oder andere Möglichkeit eröffnen würde, die TV-Übertragung appetitlich aufzupeppen.

Allerdings, und daran darf bitte sehr überhaupt niemals auch nur der geringste Zweifel aufkommen, ist äusserste Behutsamkeit mit derartigen künstlichen Showelementen angezeigt. Die DTM muss sich ohnehin schon gelegentlich – zum Beispiel beim Thema Boxenstopps – den Vorwurf gefallen lassen, sie biete mehr Show als Racing (das kommt dann allerdings meist von solchen, die an einem «Reverse Grid» nichts auszusetzen haben). Und eine Quasi-Auslosung von Startplätzen wäre de facto der reinste Zirkus.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug will das Thema ganz pragmatisch angehen: «Derartige Überlegungen und Vorschläge eines Fernsehpartners sind legitim und auch sehr lobenswert. Allerdings darf man nicht riskieren, dass durch eine Affekt-Entscheidung womöglich das Gegenteil von dem rauskommt, was man eigentlich bezwecken wollte!»

Ich frage mich derweil: Was ist so schlecht am derzeitigen dreigeteilten Quali? Der Spannungsbogen kann wunderbar geführt werden (und von seiten der ARD sicherlich auch noch einen Hauch wunderbarer), die Dramatik in den jeweils letzten Minuten und Sekunden eines Segments liess in den meisten Fällen nichts zu wünschen übrig, und, besonders wichtig: Der Ablauf war sportlich fair. Die Schnellsten standen am Ende vorne.

Natürlich hat das zur Folge, dass in den meisten Fällen im Rennen weniger überholt wird, weil ein Langsamerer auch schon in der Vergangenheit nur sehr selten einen Schnelleren einkassiert hat. Aber wenn man damit wirklich ein Problem hat, kann man auch gleich die komplette Startaufstellung auslosen. Das hat dann denselben Zirkusnummer-Charakter, wie wenn ein Tiago Monteiro sich beim WTCC-Auftakt in Curitiba im ersten Durchgang auf den achten Platz zurückfallen lässt, um in Lauf 2 auf Pole zu stehen, und hinterher etwas von einer verstellten Spur schwafelt.

Wie auch immer: Am morgigen Dienstag (10.3.) tagt der ITR-Vorstand, und am Tag darauf steigt eine Klausurtagung von ITR sowie den Vertretern der Hersteller und der ARD. Dann soll eine endgültige Entscheidung getroffen werden. «Wahrscheinlich», wird aus Reihen der ARD geflüstert, «ändert sich sowieso nix …»

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