Herzlichen Glückwunsch Klaus Ludwig
60 Jahre, aber sehr weise: Klaus Ludwig
Wohl kaum ein Rennfahrer, der nie in der Formel 1 war, hat in Deutschland die Motorsportwelt so polarisiert wie der Roisdorfer Klaus Ludwig. Seine Laufbahn, die bis heute noch nicht ganz beendet ist, dauert nun mehr fast vier Jahrzehnte.
Da sein Vater gerne unweit der Nordschleife des Nürburgrings zum Kartenspielen ging, bekam der junge Klaus bereits früh Kontakt zum Motorsport und wurde infiziert. Seine ersten Rennen bestritt er Anfang der siebzieger Jahre auf eigenen NSU oder BMW 2002. Durch achtbare Resultate wurden mehrere Drahtzieher im damaligen deutschen Motorsport auf ihn aufmerksam, so beispielsweise der damalige Bilstein-Sportchef Hugo Emde, der einen Kontakt zu Ford herstellte.
Ludwig gewann Ende 1973 einen Sichtungslehrgang und konnte sich ab dann für drei Jahre Ford- Werksfahrer schimpfen. Es gab erste Siege in der deutschen Rennsportmeisterschaft. In diesem Zeitraum fiel dann auch sein einzig ambitionierter Formel-Versuch, für Willy Kauhsen steuerte er einen Renault in der Formel 2-Europameisterschaft. Das Abenteuer war ein völliges Desaster, der Wagen ging ständig kaputt und wenn er fuhr, war er zu langsam. Mitten in der Saison 1977 schmiss Ludwig das Handtuch.
Der Mythos Ludwig begann 1979. Mit einem Porsche 935 von Kremer siegte er bei zehn von elf Rennen in der deutschen Rennsportmeisterschaft, immerhin gegen Gegner vom Schlage eines Rolf Stommelen, Bob Wollek oder John Fitzpatrick. «König Ludwig» wurde er genannt. Doch viele Betrachter und natürlich die Gegner sahen den Grund der Überlegenheit nur im Auto.
Er sollte die Zweifler eines Besseren belehren, Ludwig kehrte nach dieser sensationellen Saison, in der er auch den ersten von drei Le Mans-Siegen feiern konnte, zu Ford zurück. Gegen die gleichen Gegner fuhr er nun mit einem um die 200PS schwächeren, aber auch deutlich leichteren Zakspeed-Capri; und gewann erneut Rennen um Rennen. Weil ihm die Punkte für die beiden ersten Rennen aufgrund eines nicht ganz legalen Heckflügels gestrichen wurden, verpasste er die Meisterschaft. Doch bereits ein Jahr später holte er sich den Titel zurück.
Obwohl nach wie vor bei Ford beschäftigt, erhielt Klaus Ludwig immer wieder die Freigabe, um für diverse Porsche-Teams in der Sportwagen-WM oder IMSA zu fahren. Für Joest-Racing gewann er 84 und 85 erneut in Le Mans. Ein Jahr später verkündete er nach dem Tod von Jo Gartner seinen Abschied aus Le Mans. «Die Strecke sei nicht mehr zu verantworten» meinte er damals. Doch bereits zwei Jahre später kam er zurück, er konnte der Verlockung des Werks-Porsche nicht widerstehen. Zwar gab es mittlerweile eine dreifache Leitplanke, aber noch immer keine Schikanen auf der sechs Kilometer langen Hunaudières-Geraden. Ludwig erntete damals viel Kritik für diese Inkonsequenz. Und Gespött, als er mit dem Porsche 962 ohne Sprit liegen blieb. «Jetzt hat er zu viel riskiert und das Tanken vergessen» Doch erst viele Jahre später erklärte der damalige Rennleiter Peter Falk, dass Ludwig unschuldig war. Eine Verschmutzung im Tank führte dazu, dass nicht das ganze Benzin von den Pumpen gezogen werden konnte.
1988 endete mit seinem ersten DTM-Titel die lange Partnerschaft mit Ford, seine neue Heimat wurde AMG-Mercedes. 92 und 94 konnte er erneut die Meisterschaft gewinnen. Unvergessen der DTM-Lauf 1994 auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings, als er mit der Hecktriebler-C-Klasse im strömenden Regen die Allradler von Alfa und Opel deklassierte.
Nach einem kurzen Streit wegen einer Lappalie mit Hans-Werner Aufrecht verliess Ludwig Hals über Kopf AMG und wechselte zu Opel. Für die Rüsselsheimer konnte er Ende 1995 in Hockenheim die ersten regulären DTM-Siege einfahren.
Nach dem Ende der ITC dann die Rückkehr zu AMG und der letzte grosse Titel in der beeindruckenden Karriere des Klaus Ludwig: Er gewann gemeinsam mit Riccardo Zonta die FIA GT 1998, danach erklärte er seine aktive Laufbahn für beendet.
Doch auch bei seinem Rücktritt blieb er nicht ganz so eisern, bereits 1999 gewann er zum dritten Mal die 24h vom Nürburgring und bestritt sogar nochmal eine komplette Saison in der «neuen» DTM im Jahr 2000. Dort feierte er auch die letzten seiner insgesamt 36 DTM-Siege.
Klaus Ludwig wurde von den Fans geliebt und gehasst. Seine Aussagen hatten immer Hand und Fuss, egal ob zur aktiven Zeit oder heute, wenn er beim ADAC-Nordrhein der Technik-Kommission fürs 24h-Rennen sitzt. Im Fahrerlager hatte er nicht immer nur Freunde. Die Liste derer, die von ihm einmal ins Kiesbett geschickt wurden, ist lang. Von Stallregie hat er das ein oder andere Mal profitiert, sie zu Gunsten eines Kollegen selbst zu akzeptieren, war nicht seine Stärke. Auch Teamkollegen bei Langstrecken-Rennen äusserten sich nicht unbedingt angetan vom Egoismus des Klaus Ludwig. Doch danach fragt heute niemand mehr, im Gedächtnis bleiben die Erfolge. Und seine fahrerische Klasse war immer unbestritten. Geblieben ist sein Name auf den weltweiten Siegerlisten ob Le Mans, Sebring oder Nordschleife.
Der Norisring ebenfalls des Öfteren eine Reise für Ludwig wert. Er siegte dort im 1976 erstmals in einem Ford Escort, später im Porsche 935, im Gruppe C 956, im Ford Sierra, im Opel Calibra und 2008 beim ADAC GT Masters in einer Corvette. Eine beeindruckende Statistik, die viel über die bis heute vorhandene Konkurrenzfähigkeit des Jubilars aussagt.
Denn ganz lassen kann er es immer noch nicht. Neben seiner heutigen Rolle als Mercedes-Markenbotschafter streift sich Klaus Ludwig immer mal wieder den Overall über und fährt einige Rennen. Und ist dann genauso ehrgeizig und akribisch, als ginge es wieder um den DTM-Titel.
Bei einem seiner sporadischen Einsätze traf er nun auch einmal auf Sohn Luca. Eigentlich wollte er höchstens einmal mit, aber nie gegen ihn fahren. Nur ein Dummer ändert nie seine Meinung!
So war er, so ist er und so wird er immer bleiben. Hoffentlich noch sehr lang!
Herzlichen Glückwunsch zum 60ten, Klaus Ludwig!