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Pascal Wehrlein: Wie tickt der neue DTM-Champion?

Von Andreas Reiners
Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein

Als Ralf Schumacher 2013 seine Karriere überraschend beendete, war das die Chance für Pascal Wehrlein. Von jetzt auf gleich bekam er ein DTM-Cockpit bei Mercedes, ein Kaltstart sozusagen.

Kurz zuvor hatte er noch in der Formel 3 Rennen in Monza absolviert. «Ich hatte vier Testtage und bin dann zum Saisonauftakt nach Hockenheim gereist», erinnert sich der Mercedes-Pilot, der am vergangenen Wochenende zum jüngsten Champion in der DTM-Geschichte gefahren war.

Bei ihm ging in der Karriere sowieso vieles sehr schnell. Nach einer erfolgreichen Karriere im Kartsport gewann Wehrlein in der Saison 2011 das ADAC Formel Masters. Im Jahr darauf stieg er in die Formel 3 auf. Bereits in seiner Debütsaison 2012 belegte er den zweiten Platz in der Formel 3 Euroserie. Seine Saison rundete er mit dem Gewinn des «Rookie of the Year» Titels ab, ehe der Wechsel in die DTM folgte.

Hier räumte er in seinem dritten Jahr endgültig ab. Jüngster Champion, jüngster DTM-Pilot überhaupt mit 18 Jahren und jüngster Rennsieger mit 19: Es dauerte zwar ein wenig, bis er sich an den Tourenwagen gewöhnt hatte. Doch dann startete er umso erfolgreicher durch. Erst recht, als dann auch sein Dienstwagen endlich konkurrenzfähig war.

Einen Tag nach seinem ersten Sieg auf dem Lausitzring in der vergangenen Saison wurde er zum Ersatzfahrer beim Formel-1-Team von Mercedes befördert. Inzwischen hat er einige Testfahrten absolviert, sowohl für Mercedes, als auch für das Kundenteam Force India. Sein Aufstieg in die Motorsport-Königsklasse scheint vorgezeichnet, im Gespräch ist ein Engagement bei Manor-Marussia, die ab 2016 von Mercedes mit Motoren beliefert werden. Oder aber doch ein Platz bei Mercedes, falls es in der kommenden Saison ein drittes Auto geben sollte. Das deutete zumindest Motorsportchef Toto Wolff an. Falls es noch nichts wird mit der Formel 1, versucht er halt, seinen DTM-Titel zu verteidigen.

Doch wie tickt der neue Champion? Wehrlein liebt Autos und Klamotten, hat einen Uhrentick, rund 20 besitzt er bereits. Schuhe sind ebenfalls ein «Laster», sich selbst bezeichnet er beim Shoppen als «schlimm». Wehrlein lebt für den Motorsport, für seine Ziele, die er sich schon früh gesetzt hat. Da kann es schon mal vorkommen, dass er aufgrund seines großen Ehrgeizes etwas verbissen wirkt, was nicht überall gut ankommt.

«Ich bin ruhig, in mir und konzentriert. Ich rede dann nicht so viel. Mir wird deshalb nachgesagt, dass ich dadurch unsympathisch oder arrogant wirke. Aber mir hilft das. Es ist mir wichtig, ruhig zu sein. Denn wenn du nicht ruhig bist, machst du Fehler», sagte Wehrlein, der auf dem Weg zum Titel per Teamfunk auch schon mal seinen Renningenieur anpampt, unverblümt DRS fordert oder bei einem Konkurrenten an die Scheibe klopft und ihm die Meinung geigt. «Das ist eben mein Charakter. So bin ich einfach, das sind meine Emotionen. Danach steige ich aber wieder ins Auto, bin ruhig und konzentriert.»»

Er hat in den vergangenen Monaten an Profil gewonnen, scheut auch keine verbalen Scharmützel mit den erfahreneren DTM-Kollegen. Der breiten Masse wurde er 2014 ausgerechnet durch seine bisher wohl schlimmste Erfahrung bekannt: Im Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verletzte er bei einem Unfall im Rahmen eines Werbetermins einen Zuschauer schwer. Sprechen will Wehrlein darüber heute verständlicherweise nicht mehr, geprägt hat es ihn aber schon. «Die Zukunft ist wichtiger als die Vergangenheit. Ich schaue mehr nach vorne. Auf das, was ich noch erreichen will.»

Wie fokussiert der 21-Jährige ist, zeigte vor allem auch der Funkskandal von Spielberg. Danach lamentierte er nicht lange, sondern ließ Leistung sprechen. Das erste Rennen nach dem Skandal gewann er auf Anhieb. Ausschlaggebend in dieser Saison war vor allem seine Konstanz, in 15 von 18 Rennen fuhr er in die Punkte. «Man muss immer ruhig und konzentriert sein. Das ist auch antrainiert, aber auch bedingt durch eine gewisse Routine», so Wehrlein, der sich nach der Formel-1-Saison, die er ja weiter als Ersatzfahrer begleitet, auf den Urlaub freut.

Dann geht es in die Heimat seiner Mutter, nach Mauritius. Und da wartet dann doch noch eine Herausforderung, die Wehrlein gar nicht mag: das Fliegen. «Ich hasse Fliegen. In 10.000 Meter Höhe zu sein und keine Kontrolle zu haben, mag ich nicht.» Wenn er das gemeistert hat, will er nur noch eines: «Entspannen. Ich habe mir vorgenommen, endlich mal nichts zu tun.»

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