Leiter LMP1 Fritz Enzinger im Exklusiv-Interview T2

Von Oliver Müller
Kannten sich schon vor der Zeit bei Porsche: Teamchef Andreas Seidl (li.) und Leiter LMP1 Fritz Enzinger

Kannten sich schon vor der Zeit bei Porsche: Teamchef Andreas Seidl (li.) und Leiter LMP1 Fritz Enzinger

Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans und Triumph in der Marken-Weltmeisterschaft. Das Porsche Team schaffte 2015 in der FIA WEC Aussergewöhnliches. Das ist der zweite Teil des Interviews mit Fritz Enzinger.

Herr Enzinger, ihr Porsche-LMP1-Team umfasst nun ca. 230 Mitglieder. Und Sie gelten als der grosse Architekt der Truppe. Was macht Ihr Team so stark?

Fritz Enzinger: Der gute Mannschaftsgeist hat ganz sicher einen grossen Anteil an unserem derzeitigen Erfolg. Mir ist Offenheit wichtig. Die Teammitglieder arbeiten viele Stunden und oft unter grossem Leistungsdruck zusammen, da ist kein Platz für unausgesprochene Probleme. Sie müssen sich austauschen und einander vertrauen können. Wenn man bei uns in die Garage kommt, spürt man die gute Atmosphäre genauso wie in Weissach. Dort war es mir zum Beispiel wichtig, im Erdgeschoss des Bürogebäudes ein gemütliches und ringsum verglastes Bistro zu integrieren. Das hat sich bewährt, es schafft Kommunikation. Dort treffen Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen zusammen und reden.

Erzählen Sie mal, wie sieht denn der Arbeitsalltag des Leiter LMP1 bei Porsche abseits der Rennstrecke aus?

Durch die vielen Tage bei Rennen oder Testfahrten reduzieren sich die reinen Bürotage und sind dann entsprechend lang und angefüllt mit Meetings. Von Montag bis Freitag bin ich ganz für das Team da, dann geht es nach München zur Familie.

Man sieht Sie immer mit einer enorm positiven Ausstrahlung. Woraus holen Sie Ihre Motivation für den Arbeitsalltag?

Das ist angesichts dieser tollen Aufgabe nicht schwierig. Wie gesagt: ein Traumjob. Und ich schöpfe viel Kraft bei meiner Familie. Wenn ich an einem rennfreien Wochenende in München bin, lade ich meine Batterien richtig auf.

Sie stammen gebürtig aus der Steiermark. Sieht man Sie gelegentlich an der Rennstrecke in Spielberg, oder zieht es Sie als echten Steirer-Bua eher auf die Berge?

Beides. Ganz klar: Die Steiermark bedeutet mir viel. Mein Interesse am Motorsport kam ja auch daher, dass ich als Kind viel am damaligen Österreichring, dem heutigen Red-Bull-Ring, in Spielberg war. Ich war von klein auf Racer, völlig fasziniert von dieser Welt und entschied mich deshalb auch für das Maschinenbau-Studium. Wir haben heute noch ein Haus in der Steiermark, in das es uns regelmässig zieht. Es ist wunderschön in den Bergen.

Lassen Sie uns zum Schluss auf 2016 blicken. Mit dem Sieg in Le Mans und dem Hersteller-WM-Titel geht Ihr Team als der grosse Gejagte in die Saison. Ausserdem werden Sie dann die Startnummer 1 auf dem Auto haben. Warum werden Sie auch nächstes Jahr ganz oben stehen?

Dafür braucht es viel! Das Beispiel Toyota zeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Im vergangenen Jahr waren sie unschlagbar schnell. Für 2015 haben sie sich noch einmal erheblich gesteigert – und hatten bislang trotzdem keine Siegchancen. Die WEC ist hart. Wir entwickeln den 919 Hybrid in allen Komponenten weiter und sind überzeugt, das Richtige zu tun. Aber ob das reicht, werden wir erst beim Saisonstart sehen. Es ist ganz entscheidend, niemals den Respekt vor den Wettbewerbern zu verlieren, aber auch vor der Komplexität des eigenen Autos nicht und schon gar nicht vor der schieren Renndauer. Sechs Stunden bleiben unberechenbar, zumal in einem Feld mit verschiedenen Fahrzeugklassen, wo dauernd überrundet wird. Ich ziehe vor unseren Fahrern den Hut, sie leisten Grossartiges.

Hier finden Sie den ersten Teil des Interviews mit Fritz Enzinger

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