Lewis Hamilton – Sebastian Vettel: Vom anderen Stern

Von Mathias Brunner
​Das WM-Duell zwischen Sebastian Vettel (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes) hat in Belgien ein neues Niveau erreicht. Das findet der englische Sportwagen-Weltmeister Martin Brundle.

Manchmal wird auch Martin Brundle zum ganz normalen Fan. Der 58jährige Engländer klebte so gebannt vor dem TV-Schirm wie Millionen von Formel-1-Fans, als es um die Frage ging – würde Sebastian Vettel in Belgien einen Weg vorbei am führenden Lewis Hamilton finden?

Brundle, Sportwagen-Weltmeister 1988, Le-Mans-Sieger 1990 und heute in Diensten der britischen Sky, findet – die beiden Ausnahmekönner Hamilton und Vettel, das ist Fahrkunst von einem anderen Stern: «Dieses Duell war wirklich fabelhaft. Zwei herausragende Rennfahrer, Kopf an Kopf, treiben sich gegenseitig auf ein neues Niveau der Perfektion. Jeder achtet auf Nuancen, welche der Gegner ins Spiel bringt.»

Der 58jährige Brundle weiter: «Lewis Hamilton hat nach dem Rennen erklärt, wie er zur Eau Rouge runter nicht Vollgas gegeben hat, um Vettel absichtlich ganz nahe kommen zu lassen. Er wusste genau: Folgt der Ferrari-Fahrer zu dichtauf, dann muss er seinen Angriff ungünstig früh starten. Sich so etwas auszudenken, während ein Pilot unter dem Druck von Vettel steht, im Wissen, was in Sachen WM alles auf dem Spiel steht, das finde ich schon bemerkenswert.»

«Tatsächlich brauchst du durch Eau Rouge genau den richtigen Abstand zum Gegner vor dir, um den Windschatten auf der darauf folgenden Geraden perfekt nutzen zu können. Denn zu dieser Phase, also gleich nach dem Neustart, durfte der Heckflügel noch nicht flach gestellt werden.»

«Vettel musste dann genau das tun, was sich Hamilton ausgerechnet hatte: Früh attackieren, dazu noch auf der weniger günstigen linken Seite, und so fuhren sie zur folgenden Rechtskurve von Les Combes. Dort hatte Hamilton die bessere Linie. Hamilton nutzte auf der Kemmel-Geraden auch alles, was er an zusätzlicher Batterie hatte. Es war das entscheidende Manöver dieses Rennens, ausschlaggebend für den Belgien-GP. Danach konnte Vettel nur noch auf einen Fehler von Hamilton hoffen, aber der kam nicht.»

Der 58jährige Brundle lobt den drittplatzierten Red Bull Racing-Fahrer Daniel Ricciardo: «Daniel hat seinen üblichen Job gemacht, einem Ferrari- oder Mercedes-Fahrer den dritten Rang vor der Nase wegzuschnappen. Nach dem Neustart hat er Bottas überholt und sich gleichzeitig auch noch gegen Räikkönen gewehrt. Dann profitierte er davon, dass die 2017er Autos sehr schwierig zu überholen sind. Klar sind der Ferrari und der Mercedes die schnelleren Wagen als sein Red Bull Racing-Renner, dennoch ist der Australier vorne geblieben. Ricciardo gefällt mir im Auto so gut wie abseits der Strecke. Ein grosser Mehrwert für die Formel 1 von hohem Unterhaltungsfaktor.»

Und was ist mit den beiden Formel-1-Finnen? Der 158fache GP-Teilnehmer Brundle meint: «Kimi Räikkönen hat sich im Qualifying einen Fahrfehler erlaubt, das hat seine Startposition kompromittiert. Es folgte die Zehnsekunden-Stop-and-go-Strafe, weil er nicht verlangsamte, als die Streckenposten den Wagen von Max Verstappen wegschoben. Aber an sich war er in guter Form.»

«Valtteri hingegen kam das ganze Wochenende nicht mit dem Silberpfeil zurecht. Er ist erfrischen offen darüber, dass es ihm noch nicht gelingt, in allen Rennen den notwendigen Speed zu finden, um jedes Mal siegfähig zu sein. Aber das ist eben der Unterschied zwischen einem Fahrer, der Grands Prix gewinnen kann, und einem Star, der um den Titel fährt. Bottas ist klug genug, dass er weiterlernen und eines Tages in dieser Position sein wird.»

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