3. Training Australien: Vettel vorn, Ricciardo wütend

Von Mathias Brunner
​Leider hatten die Meteorologen Recht: Am Samstag begann es in Melbourne zu regnen. Das dritte freie Training im Albert-Park endete mit einer Bestzeit von Sebastian Vettel und einem wütenden Daniel Ricciardo.

Die Wetterprognose der australischen Experten war bedauerlicherweise messerscharf: Wie angekündigt zogen in der Nacht auf Samstag Wolken herbei, um 10.00 Uhr Lokalzeit (Mitternacht in Europa) wurde es nass, aber richtig. Die Rahmenrennen vor dem dritten freien Formel-1-Training führten zur Kaltverformung sehr schöner Sportwagen und zu zahlreichen Runden hinter dem Safety-Car.

Vor dem dritten freien Training war den Rennställen klar: Sie würden sich nicht in ihren Boxen verstecken, aus zwei Gründen. Erstens wurden auch fürs Qualifying (17.00 Uhr Lokalzeit, 7.00 Uhr Europa) Regen vorhergesagt, und die Prognosen für Sonntag sagen Schauer vorher, deren exaktes Eintreffen ein wenig schwer einzuschätzen ist. Also muss auch für den Saisonauftakt mit nasser Bahn gerechnet werden.

Die Fahrer brauchten dringend Erfahrungswerte, zumal Regenreifen und Intermediates im Rahmen der Barcelona-Tests zwar ausprobiert worden waren, doch die Ergebnisse damals waren verfälscht – wegen klammer Temperaturen.

Zum Beginn des dritten freien Trainings stellte Damon Hill fest: «Mercedes ist für mich das Mass der Dinge, aber die Gegner rücken ihnen näher. Und das macht Appetit auf die Saison.»

Daniel Ricciardo ging nach der Strafe vom Freitag (drei Startränge zurück, zu wenig verlangsamt bei roter Flagge) mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch ins Training: «Man hätte mir auch eine Verwarnung geben können oder eine Geldstrafe. Aber mir die Chance auf die Pole zu nehmen, das finde ich hart. Das ist doch keine Strafe nach gesundem Menschenverstand!»

Nico Rosberg im Fahrerlager von Melbourne: «Wenn das Rennen unter regulären Bedingungen stattfindet, ist Daniels Siegchance weg. So eine Strafe ist als Racer schwer verdaulich, ganz besonders beim Heimrennen.»

Damon Hill, Formel-1-Champion 1996, findet: «Die Regeln sind in so einem Fall nun mal glasklar. Eigentlich hätte die Rennleitung Ricciardo sogar fünf Ränge aufbrummen können.»

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Wir sind überreguliert. Leider liess das Reglement den Rennkommissaren keine Wahl. Daniel wurde vorgeworfen, nicht schnell genug verlangsamt zu haben. Dabei war er nie in der Nähe der Gefahrenstelle mit den losen Drähten bei Start und Ziel. Ich habe Daniel noch nie so wütend gesehen wie gestern Abend.»

Bevor das dritte Training begann, liess der Regen nach, der Wind begann, die Piste zu trocknen, die Mechaniker halfen in der Boxengasse mit Lüftern nach.

Ärger schon vor dem Trainingsbeginn: Getriebeprobleme bei Williams, Lance Stroll musste zunächst seinen Kollegen zuschauen, während die Mechaniker fieberhaft an der Arbeit waren. Zum Schluss des zweiten freien Trainings hatte er wegen eines überhitzten Motors anhalten müssen, zum Glück blieb der 1,6-Liter-V6-Turbo von Mercedes aber unbeschädigt.

Stoffel Vandoorne fasste den Zustand der Albert-Park-Rennstrecke am Funk sehr schön zusammen: «Schmierig.»

Erster Mann mit (grün markierten) Intermediate-Reifen auf der Bahn. Fernando Alonso. Die Situation verbesserte sich – die übelsten Regenzellen verzogen sich, die Wahrscheinlichkeit für Niederschläge im Qualifying sank auf 40 Prozent.

Ex-GP-Pilot Paul Di Resta wusste: «Am gemeinsten sind die ganzen Markierungen. Ein Teil davon wird schwarz bemalt, so dass sie kaum mehr zu bemerken sind. Aber du spürst das am Lenkrad sehr gut. Für einen Moment verliert der Wagen die Haftung und will versetzen, dann beissen die Reifen wieder und weiter geht’s. Angenehm ist das nicht.»

Das merkte auch Nico Hülkenberg, dessen Renault übel versetzte. Der Le-Mans-Sieger von 2015 behielt seinen gelben Renner aber meisterhaft unter Kontrolle.

Nach zwanzig Minuten stand der RBR-Bolide von Max Verstappen komplett quer, an der gleichen Stelle wie Hülkenberg in Kurve 9, zuvor auch am Ausgang der ersten Kurve. Max am Funk, so ruhig als würde er zuhause auf dem Sofa sitzen: «Die weissen Linien sind ein wenig rutschig, sonst geht es ganz gut.»

Kurzer Hickser im Getriebe von Lewis Hamilton, als der Engländer auf die Bahn gehen wollte: «Ich kann nicht losfahren.» Die Mechaniker schoben den Wagen wieder in die Box zurück und guckten sich die Daten an, dann wechselten sie das Lenkrad des Weltmeisters aus.

Nach einer halben Stunde hielt Alonso auf abtrocknender Bahn die Bestzeit, über Funk vermutete der Asturier: «Wenn die Bahn weiter so abtrocknet, werden wir bald Slicks verwenden können.»

Dann kam Mercedes: Neue Bestzeit von Valtteri Bottas, 51 Tausendstelsekunden vor Lewis Hamilton.

Williams hielt Wort: Nach einer Dreiviertelstunde konnte Lance Stroll auf die Bahn gehen. Das Getriebe war repariert worden und musste nicht ersetzt werden.

Zum Schluss purzelten die Zeiten: Zunächst fuhr Carlos Sainz im Renault auf frischen Intermediates neue Bestzeit, dann Max Verstappen, bevor Sebastian Vettel auf ultraweichen Pirelli auf die Bahn ging und sich auf Rang 1 katapultierte, vor Kimi Räikkönen. Nun blinzelte die Sonne heraus.

Die Top-Ten nach einem mässig aussagekräftigen dritten freien Training: Vettel, Räikkönen, Ericsson, Verstappen, Sainz, Ricciardo, Bottas, Hamilton, Vandoorne und Alonso.

Der wäre auch gerne auf die Bahn gegangen, wie er am Funk deponiert: «Was machen wir hier? Wieso stehen wir in der Box, wo wir die Chance gehabt hätten, ein Gefühl für Slicks zu bekommen?»

Die Antwort seiner Ingenieure wurde leider nicht gesendet.

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