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Force India insolvent: Sergio Pérez als Sündenbock

Von Mathias Brunner
Sergio Pérez

Sergio Pérez

​Force India steht unter Gläubigerschutz. Ein Zwangsverwalter sucht nach einem neuen Besitzer. Das Verfahren ausgelöst hatte Sergio Pérez, der nun als Sündenbock dargestellt wird. Der Mexikaner wehrt sich.

Ein Londoner Richter hat am 27. Juli verfügt: Der Rennstall Force India wird unter Gläubigerschutz gestellt. Diese in Grossbritannien nicht unübliche, kontrollierte Zahlungsunfähigkeit gibt einem Unternehmen in finanzieller Schräglage die Chance, in Ruhe einen neuen Besitzer oder neue Eigentümer zu finden, ohne dass die Firma zusperren muss. Das Timing war gezielt: Nach Ungarn macht die Formel 1 Pause, und der zugeteilte Zwangsverwalter kann in Ruhe wählen, welchen potenziellen neuen Besitzer er für geeignet hält. Der Richter entscheidet letztlich.

Nach dem Gang in die kontrollierte Zahlungsunfähigkeit hat sich der Energy-Drink-Hersteller Rich Energy auf Twitter zu Wort gemeldet: «Obschon wir in letzter Minute 30 Millionen Pfund in Cash eingeschossen haben, ist das Team in Zwangsverwaltung gekommen. Ein tragisches und vermeidbares Ergebnis, das von Mercedes, Sergio Pérez, Julian Jakobi (Manager von Pérez, Red.) und BWT orchestriert worden ist. Schändlich.»

Das fand das Gericht in London nicht. Es bezweifelte, dass eine Finanzspritze die Situation mittelfristig verbessert hätte. Force India muss vielmehr ganz neu aufgestellt werden. Seit dem Gerichtstermin von Freitag kursiert, angeheizt vom Rich-Energy-Tweet: Sergio Pérez sei der Sargnagel von Force India. Viele Fans auf den sozialen Netzwerken fanden: Wie kann ein Rennfahrer das seinem Team antun? Auch Medien weltweit haben den WM-Siebten von 2016 und 2017 kritisiert.

Doch der 28jährige Mexikaner wehrt sich gegen die Darstellung, er habe Force India geschadet. Ganz im Gegenteil beteuert er, sein Handeln sei zum Wohle des Teams. In einem offenen Brief erklärt Sergio Pérez Folgendes:

«Ich möchte gerne meine Version davon erzählen, was in den letzten Tagen passiert ist. Denn ich muss leider feststellen, dass in den Medien viele falsche Informationen verbreitet werden. Das schmerzt mich. Denn meine alleinige Absicht liegt darin, die Jobs von 400 Mitarbeitern zu sichern.»

«Force India befand sich schon seit geraumer Zeit in einer finanziell kritischen Situation. Am vergangenen Mittwoch wurde in London ein Gläubiger vor Gericht vorstellig, um gegen Force India ein Konkursverfahren einzuleiten. Hätte der Richter diesem Antrag zugestimmt, wäre die Firma mit sofortiger Wirkung geschlossen worden und alle Beschäftigten hätten ihre Arbeit verloren.»

«Ich bin selber Gläubiger des Teams. Also habe ich nach einem anderen legalen Weg gesucht, und der ist gemäss englischen Recht zum Glück möglich. Die kontrollierte Insolvenz erlaubt es einer Firma dank Gläubigerschutz, den Betrieb aufrecht zu erhalten, während ein neuer Besitzer gesucht wird.»

«Wir mussten sehr schnell vorgehen. Zum Glück erhielten wir am Freitag einen Gerichtstermin. Mit Unterstützung von Mercedes und BWT haben wir dann diesen Weg beschritten. Als Ergebnis befindet sich der Rennstall jetzt unter Gläubigerschutz. Ein Zwangsverwalter prüft, wie der Rennstall am besten in neue Hände kommt. 400 fabelhafte Mitarbeiter können weitermachen. Anstrengende Monate liegen hinter uns, aber es war mir wichtig, dass wir für das Team das Richtige tun, für einen Rennstall, der eine leuchtende Zukunft vor sich hat.»

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