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Lewis Hamilton sagt nach Unmut in Indien «sorry»

Von Mathias Brunner
Zwei Hamilton-Fans am Buddh International Circuit

Zwei Hamilton-Fans am Buddh International Circuit

​Vor kurzem hat der fünffache Weltmeister Lewis Hamilton die Expansionspläne der Formel 1 zu kritisieren gewagt und dabei Indien als schlechtes Beispiel genannt. Nun muss der Engländer zurückkrebsen.

Wir dürfen dankbar sein für Mercedes-Star Lewis Hamilton. Nicht nur deshalb, weil wir Zeitzeugen eines grossen Champions sind, sondern weil der Engländer sich traut, eine eigene Meinung zu haben. Als der 72fache GP-Sieger vor kurzem darlegte, er wolle keine Formel 1 mit 25 Rennen pro Saison und damit die Expansionspläne in Frage stellte, sprach er vielen Fans aus dem Herzen. Lewis meinte: «Ich bin mir nicht so sicher, wie wichtig es für die Formel 1 wirklich ist, in für sie neuen Ländern anzutreten. Mir wäre es lieber, wir hätten zwei Rennen in Grossbritannien, sagen wir einen in Silverstone und dann einen Stadt-GP in London.»

Die GP-Fans wissen, was ihnen stattdessen aufgetischt worden ist. Bahrain und China und die Türkei, Singapur und Abu Dhabi, Südkorea, Indien, Russland und Aserbaischan. Gleichzeitig haben die Organisatoren von Traditions-GP wie in Silverstone, Hockenheim, Monza oder Spa-Francorchamps Mühe, ihren WM-Lauf zu behalten. Denn in Europa fliessen Staatsgelder nicht so munter wie im Osten.

Die Türkei, Südkorea und Indien sind längst aus dem WM-Programm gestrichen. Einige Gründe dafür hat Hamilton völlig richtig festgehalten: «Wir haben in Europa die wahre Renntradition, in Ländern wie England, Deutschland oder Italien, und auch in den USA zieht das Interesse wieder an. Aber wir haben in all diesen Ländern nur ein Rennen pro Jahr. Würde es nach mir gehen, dann gäbe es mehr Grands Prix in solchen Ländern. Ich habe Vietnam besucht, ein wunderbares Land. Ich war in Indien, was ich sehr merkwürdig fand. Die meisten Menschen in Indien sind so arm, und dann hatten wir diese prunkvolle Rennanlage im Nichts. Ich spürte sehr widersprüchliche Gefühle. Wir hatten ein Rennen in der Türkei, und keiner kam. Tolle Rennstrecke, ohne Frage, aber ein jämmerlicher Publikumsaufmarsch. Ich glaube, es ist der richtige Weg, mit der Formel 1 in grosse Städte zu gehen, zu den Menschen, aber was machen wir in Ländern, in welchen das Wissen über die Formel 1 so gering ist?»

Natürlich sind die Worte von Hamilton um die Welt gegangen, und in Indien fühlten sich einige Menschen offenbar dermassen auf den Schlips getreten, dass sich Lewis auf seinen sozialen Kanälen zu Wort meldete: «Hallo zusammen. Mir ist aufgefallen, dass einige Menschen wütend sind über meine Kommentare bezüglich Indien. Zunächst mal, Indien ist eines der schönsten Länder der Welt. Die Kultur ist unglaublich. Ich hatte es bei meinen Besuchen immer schön dort aber während die Wirtschaft rasend schnell wächst, gibt es in Indien viel Armut. Was ich mit meinen Worten sagen wollte: Ein Grand Prix dort hat sich merkwürdig angefühlt, weil ich auf dem Weg zur Strecke an Obdachlosen vorbeifahre und dann an einem Ort bin, wo Geld keine Rolle spielt. Es wurden hunderte Millionen ausgegeben für eine Rennstrecke, die jetzt nicht mehr benutzt wird. Dieses Geld hätte für Schulen ausgegeben werden können oder für Bedürftige. Zu unseren Rennen kamen so wenige Menschen, weil ein Ticket zu teuer war oder das Interesse zu gering. Ich habe aber auch ganz erstaunliche indische Fans kennengelernt.»

Indien war nie der beliebteste WM-Lauf im GP-Terminkalender: Die Rennställe stöhnten über Zollformalitäten, welche komplexer und undurchsichtiger waren als bei jedem anderen Formel-1-Rennen. Der ständige Smog im Grossraum Neu-Delhi und die jämmerlichen hygienischen Zustände kamen hinzu. Vom Verkehrschaos, unwürdiger Bauqualität der Rennstrecke und sinkenden Zuschauerzahlen ganz zu schweigen.

Das Fass zum Überlaufen brachte jedoch der Steuerstreit. Jahrelang zankten sich die indischen Behörden mit dem langjährigen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone um die Entrichtung von Steuern. Die Inder waren der Meinung, dass die Rennställe für ihren Auftritt auf dem «Buddh International Circuit» eine Quellensteuer bezahlen sollten (was die Rennfahrer beispielsweise in jedem Land für ihre Arbeit entrichten). Der Knackpunkt: Das Finanzamt in Indien will die Steuer nicht auf den Gewinn der Teams erheben, sondern auf die kompletten Einkünfte. Natürlich waren die Rennställe damit nicht einverstanden. Die Summen wären horrend gewesen. Nach drei Ausgaben hatte die Formel 1 von dem Affentheater genug.

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