Formel 1 in Argentinien: Rückkehr in weiter Ferne

Von Mathias Brunner
Start zum Grossen Preis von Argentinien 1996

Start zum Grossen Preis von Argentinien 1996

​​Sean Bratches, kaufmännischer Direktor der Formel 1, hatte angekündigt: «Wir wollen das GP-Programm in Lateinamerika ausbauen.» Buenos Aires steht auf der Wunschliste, aber es tut sich nichts.

Als die Medienprofis der US-amerikanischen Firma Liberty Media zum Formel-1-Grossaktionär wurden, stand ihr Credo in Sachen WM-Programm bald fest: Mehr Rennen, mittelfristig Ausbau auf 25 WM-Läufe, neue Stadt-GP, klassische Rennen in Europa bewahren, Präsenz in Asien und ganz Amerika vervielfachen, Norden wie Süden. Sean Bratches, kaufmännischer Direktor von Formel-1-Grossaktionär Liberty Media, hatte angekündigt: «Wir wollen das GP-Programm in Lateinamerika ausbauen.» Ganz oben auf seiner Wunschliste stand die Rückkehr nach Buenos Aires.

Was viele nicht mehr wissen: Argentinien war 1953 der erste Formel-1-WM-Lauf, der ausserhalb von Europa stattfand (das Indy 500 zählte zwar zur WM, konnte aber nie als Grand Prix bezeichnet werden). Der Argentinien-GP fand im Rahmen der Formel-1-WM insgesamt 20 Mal statt: Von 1953 bis 1958, dann 1960, von 1972 bis 1975, von 1977 bis 1981 sowie von 1995 bis 1998. Dann war Schluss, trotz eines Vertrags, der noch zehn Jahre Laufdauer gehabt hätte. Das Rennen war zuletzt privat finanziert, ohne Hilfe des Staates oder der Stadt Buenos Aires, vor dem Hintergrund erheblicher wirtschaftlicher Probleme im Land war der WM-Lauf einfach nicht länger haltbar.

Seit Jahren liegen Pläne zur Modernisierung des «Autódromo Juan y Oscar Alfredo Gálvez» bereit – allerdings in einer Schublade. Denn alle Versuche in den letzten Jahren, den Traditions-GP mitten in Buenos Aires zu erneuern, sind fehlgeschlagen. Das Formel-1-Management hat sogar Rennleiter Charlie Whiting für einen Augenschein in die argentinische Hauptstadt entsandt. Auch um in Buenos Aires zu deponieren, welche Arbeiten vonnöten wären, damit die Rennstrecke wieder das Gütesiegel 1 des Autoverbands erhält – nur mit diesem Zertifikat darf auf einer bestimmten Rennstrecke ein Formel-1-WM-Lauf durchgeführt werden. Auf der Strecke, die den Namen von zwei argentinischen Rennbrüdern trägt, finden heute Rennen zur Landesmeisterschaft statt, wie etwa der Tourenwagenserie TC2000 oder in der Zweiliter-Formel Renault.

Argentinische Rennfans setzten Vertrauen in die Tatsache, dass der 59jährige Mauricio Macri auf dem Stuhl des Präsidenten von Argentinien sitzt. Macri ist wirtschaftsfreundlich und ein grosser Sportfan: Macri war jahrelang Präsident des Fussballklubs Boca Juniors. Am Grundproblem hat sich jedoch nichts geändert, der Finanzierung, um die frühere Rennstrecke aufzumöbeln (was 12 bis 18 Monate dauern dürfte) und dann das notwendige Geld für die Antrittsgebühr der Formel 1 aufzutreiben. Und Macri hat dringlichere Probleme zu lösen als die Finanzierung eines Autorennens.

Nun dämpft Ricardo Sosa die Erwartungen der argentinischen Formel-1-Fans. Er ist Tourismus-Untersekretär der Provinz Santiago del Estero, wo sich die Rennstrecke Termas de Río Hondo befindet: «Klar träumen alle von der Formel 1, aber man muss auch realistisch sein. Für den Moment wird es nicht mehr als MotoGP in unserem Land geben.» Zweirad-Fans können sich auch über Superbike-Rennen auf der Piste von Villicum freuen.

Das klang Anfang 2018 bei Arturo Rubinstein ganz anders. Der Unternehmer, Präsident der Investmentgesellschaft Blue Capital sowie Mitbesitzer der Sport- und Musik-Eventagentur Fenix Entertainment ist, hatte geprahlt: «Wir verhandeln mit Liberty Media, um der Organisator des GP in Argentinien zu werden. Das Rennen könnte eine Woche vor dem WM-Lauf in Australien stattfinden, denn es gibt entsprechende Flugverbindungen, um das auf die Beine zu stellen.»

Seither ist es um das Rennen wieder ruhig geworden.

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