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Gewitter über der Formel 1: Ferrari droht mit Veto
​Es ist eine von vielen Merkwürdigkeiten im komplizierten Reglement der Formel 1: Ferrari kann Änderungen des Reglements via Veto-Recht abwürgen. Macht Mattia Binotto davon beim Reglement 2021 Gebrauch?
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In der Formel 1 könnte es bald tüchtig krachen
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Diese Frage taucht unter den Fans immer wieder auf: Stimmt es wirklich, dass Ferrari ein Veto-Recht besitzt, um allfällige Änderungen im Reglement abzuwürgen, sofern sie dem berühmten Sport- und Rennwagenhersteller nicht genehm sind?
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Im November 2015 erklärte der frühere Ferrari-Rennchef und heutige FIA-Präsident Jean Todt in einer Medienrunde im Rahmen des Mexiko-GP: "Ja, dieses Veto-Recht gibt es. Es geht auf die 80er Jahre zurück, als das so genannte Concorde-Abkommen entstand (gewissermassen die Formel-1-Verfassung, welche die sportlichen und finanziellen Verbindungen zwischen FIA, Formula One Management und den Rennställen regelt, M.B.). Enzo Ferrari fühlte sich in Maranello gegen die ganzen englischen Teams isoliert. Keiner sollte überdies vergessen, dass Ferrari damals das einzige Team war, welches das komplette Auto selber gebaut hat. Ferrari forderte eine Art Schutz. Die FIA hat ihm dies zugesichert. Seither ist dieses Veto-Recht immer aufrechterhalten worden. Als ich dann Präsident wurde, habe ich zur Frage gestellt, ob das noch zeitgemäss sei. Der damalige Serien-Promoter Bernie Ecclestone war dafür, dass Ferrari dieses Recht behält. Und die anderen Teams haben zugestimmt." Das Veto-Recht von Ferrari gegen Formel-1-Änderungen war ein derart gut gehütetes Geheimnis, dass selbst der damalige Teamchef Ross Brawn erst nach Jahren bei der Scuderia davon erfahren hat! Erst Ende 2005 – acht Jahre nach seinem Stellenantritt in Maranello – erfuhr er von diesem Privileg, wie er in seinem Buch "Total Competition" erklärt hat. Darin erzählt Brawn, dass er jahrlang nichts vom Veto-Recht wusste, als er etwa gegen eine Regeländerung ankämpfte, die keine Reifenwechsel während der Rennen mehr erlaubte. Brawn war überzeugt, dass diese Anpassung nur vorgenommen werden sollte, um die Ferrari-Bridgestone-Dominanz von Michael Schumacher zu brechen. "Ich wusste damals nicht, dass wir ein Veto-Recht hatten. Wir haben nie Gebrauch davon gemacht, und ich glaube nicht, dass Jean Todt das jemals in Erwägung gezogen hat – denn wir wussten, dass es im Kern falsch war." Jean Todt sagt in Mexiko einen wichtigen Satz: "Ein Veto-Recht ist wie eine Schusswaffe. Man sollte sehr vorsichtig damit sein, wie man sie einsetzt." Das ist brandaktuell, denn über der Formel 1 braucht sich ein Gewitter zusammen. Im Fahrerlager des Autodroms von Sotschi schliesst Teamchef Mattia Binotto nicht aus, dass vom Recht Gebrauch gemacht wird – um Änderungen des Reglements 2021 zu verhindern. Die Top-Teams Ferrari, Mercedes-Benz und Red Bull Racing monieren, dass die aerodynamischen Freiheiten bei den kommenden Autos zu sehr eingeschränkt werden sollen. Weil sich die Rennställe und die FIA nicht einig sind, musste die Veröffentlichung der 2021er Regeln von Frühling 2019 bereits auf Ende Oktober verschoben werden. Mattia Binotto: "Wir haben dieses Veto-Recht, aber es wäre jammerschade, wenn wir es einsetzen müssten. Das ist nichts, worauf wir uns freuen, und das ist auch nicht unsere Absicht. Wir haben jetzt noch gut einen Monat Zeit, und wir wollen konstruktiv sein." Die Top-Teams argumentieren bei der FIA, nicht grundlegenden Änderungen im Reglement werde eine höhere Leistungsdichte erzeugen, sondern – ganz im Gegenteil – ein stabiles Reglement. Mattia Binotto: "Wir haben glasklar gemacht, dass gewisse Dinge für uns heilig sind – wie etwa Freiheiten bei der Entwicklung, und das trifft ganz besonders auf die Aerodynamik zu. Wir finden das vorgeschlagene Reglement zu einschränkend. Wir trachten aber nach einer gütlichen Regelung. Solche Kernprobleme anzugehen, das ist für uns wichtiger als einfach von unserem Recht Gebrauch zu machen." Veto-Recht veraltet?
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Unter den Gegnern von Ferrari wächst der Widerstand gegen das Veto-Recht der Italiener. Bei einer FIA-Runde verschiedener Teamchefs im Mai in Monte Carlo sagt Claire Williams: "Um ehrlich zu sein, ist dieses Veto-Recht nur albern. Die Formel 1 und die FIA sollten das Reglement viel vehementer an sich reissen. Das Prinzip der Kollegialität funktioniert nicht, wenn Rennställe mitreden, welche alle nur die eigenen Vorteile im Auge haben. Wenn du die DNA der Formel 1 schützen willst, klappt das per Komitee nicht." Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner findet das Veto-Recht "ziemlich verstaubt. Wenn wir schon ein frisches Reglement machen, dann könnten wir auch gleiches Recht für alle einführen." Renault-Teamchef Cyril Abiteboul: "Jeder von uns versteht die besondere Rolle von Ferrari in diesem Sport. Das soll bei kommerziellen Abkommen durchaus berücksichtigt werden, aber vielleicht nicht, wenn es ums Reglement geht. Ich halte es nicht gut, wenn Fortschritt einseitig blockiert werden kann."
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