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Amna Al Qubaisi: Eine Araberin in der Formel 1?

Von Mathias Brunner
​Die 19jährige Amna Al Qubaisi hat in Abu Dhabi als erste Araberin ein Monoposto-Rennen gewonnen. Nun will die Physik-Studentin in die Formel 3 aufsteigen, «und natürlich träume ich von der Formel 1».

In den Boxen des Yas Marina Circuit brachen alle Dämme: Menschen heulten hemmungslos, als der Sieger des Formel-4-Rennens ins Parc fermé rollte – pardon, die Siegerin: Mit Amna Al Qubaisi hat zum ersten Mal eine Frau aus Arabien ein Formel-4-Rennen gewonnen. Papa Khaled, der schon in Le Mans gefahren ist, platzte fast vor Stolz.

Weniger Freude hatte der Italiener Nicola Mariangeli, der von der 19jährigen Amna sang- und klanglos geschlagen worden war. Er stand auf dem Podest, als wäre zuhause der Hund gestorben, und als es am vergangenen Sonntag ins zweite Rennen ging, machte er kurzen Prozess und schubste Al Qubaisi von der Bahn. Sie war gerade dabei, ihn auf dem Weg zu einem zweiten Sieg zu überholen.

SPEEDWEEK.com-Lesern kam der Name bekannt vor: Wir haben vor knapp einem Jahr die junge Amna im Rahmen unseres Rätsels Racing-Raritäten bei ihrem ersten Test in einem Formel-4-Rennwagen gezeigt, das war im Juni 2017 auf dem Yas Marina Circuit. Das Bemerkenswerte damals – sie war die erste arabische Frau, die an einer Formel-4-Meisterschaft teilgenommen hat.

Die am 28. März 2000 in Washington (USA) geborene Amna ist Premieren gewohnt: Erste Emirati, die in der Seniorenklasse Rotax Max gewinnt (2017), erste Emirati in einem Formel-E-Auto (beim Lauf in Saudi-Arabien im Dezember 2018).

Amna ist die Tochter von Khaled Al Qubaisi, der als erster Fahrer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilgenommen hat. Amnas Schwester Hamda fährt ebenfalls, noch auf Kart-Niveau, Hamda wurde im ersten F4-Rennen vom vergangenen Wochenende Fünfte.

Amna begann recht spät mit dem Kartsport, mit 14 Jahren. In kürzester Zeit bot sie den Jungs die Stirn. «Zunächst war das für mich nur Spielerei, aber als ich merkte, dass ich mit den Jungs mithalten kann, wurde mein Ehrgeiz geweckt.»

Ihre Ergebnisse im Kartsport brachten ihr einen Test mit dem Nachwuchs-Spitzenteam Prema ein. Nach dem ersten Test im Formel-4-Renner fand sie: «Der Schritt war erheblich, ein Formel 4 fühlt sich ganz anders an als ein Kart – Handling, Geschwindigkeit, die Bremsen sind viel aggressiver, eine komplett neue Erfahrung. Die Lenkung ist schwergängiger als im Kart. Ich sehe die Formel 4 als erste Stufe auf einem Weg, der hoffentlich in die Formel 1 führt.»

Nach ihrem Sieg in einem überschaubar guten Feld in Abu Dhabi meint sie: «Ich habe zum ersten Mal im Renngerät geweint, als ich die karierte Flagge sah. Die ganze harte Arbeit hat sich endlich ausgezahlt.»

«Obschon ich aus den Emiraten komme, bin ich zum ersten Mal hier zu einem Rennen angetreten. Es war mir extrem wichtig, dass ich gut abschneide. Denn ich empfinde es als grosse Ehre, mein Land zu vertreten. Der Druck war enorm, aber es hat alles geklappt, ich bin überglücklich.»

Um sich international durchzusetzen, muss die junge Al Qubaisi zulegen, ungeachtet ihrer tadellosen Leistung hier in Abu Dhabi. Sie hat 2019 eine komplette Saison in der italienischen Formel-4-Meisterschaft bestritten und bezahlt viel Lehrgeld: 15. Platz als bestes Rennergebnis, nur 31. Schlussrang von insgesamt 42 Piloten. Das klingt nicht nach einem kommenden Grand-Prix-Fahrer. Aber davon lässt sich Amna nicht beirren.

Amna studiert derzeit an der Sorbonne-Universität von Abu Dhabi Physik. Wie geht es im Rennwagen weiter? Al Qubaisi: «Der nächste logische Schritt muss die Formel 3 sein. Ich hoffe, ich kann das schon 2020 schaffen. Als sich herumsprach, dass ich auf dem Yas Marina Circuit am GP-Wochenende fahren werde, wurde ich von zahlreichen Menschen angesprochen.» Amna beginnt zu lachen: «Einige wollten sogar wissen, ob ich zum Formel-1-Rennen antrete – leider nein. Aber natürlich träume ich von der Formel 1.»


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