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Mario Andretti: Ferrari im IndyCar-Sport? Wunderbar!

Von Mathias Brunner
Mario Andretti 2019 in Austin (Texas)

Mario Andretti 2019 in Austin (Texas)

​Am 6. Juni will die IndyCar-Serie mit einem Geisterrennen in Texas wieder Schwung aufnehmen. Formel-1-Champion und Indy-500-Sieger Mario Andretti über IndyCars, Ferrari und die Formel 1.

«Jammerschade, aber besser als überhaupt nicht zu fahren.» So fasst die US-amerikanische Rennlegende Mario Andretti die Lage im IndyCar-Sport zusammen. Die Top-Monopostoserie von Nordamerika will am 6. Juni auf dem Texas Motor Speedway bei Fort Worth ein 300-Meilen-Rennen austragen, natürlich ohne Zuschauer. Mario Andretti bleibt Optimist. Der IndyCar-Champion von 1984 sagt in der Gazzetta dello Sport: «Ich hoffe, wir kehren dann nach wenigen Läufen zur Normalität zurück.»

Und was ist mit der Formel 1? Der Formel-1-Champion von 1978 ist überzeugt: «Wenn die Königsklasse wieder rollt, dann wird es vorne zwischen den üblichen drei Teams zur Sache gehen, also Mercedes-Benz, Red Bull Racing und Ferrari. Ferrari hat für mich die stärkste Fahrerpaarung, mit Sebastian Vettel und Charles Leclerc. Aber die Champions der Zukunft heissen Leclerc und Verstappen.»

Bei der Budgetdeckel-Debatte hat Ferrari-Teamchef Mattia Binotto eine unmissverständliche Warnung hinterlassen. Als davon die Rede war, dass die Obergrenze bei 145 Millionen Dollar liegen werde, sagte der Italiener: «Diese Grenze kann nicht erreicht werden ohne weitere, erhebliche Opfer zu erbringen, vor allem in Sachen Personal. Wir kommen in eine Position, an welcher wir uns überlegen müssen, ob wir unsere Renn-DNA nicht auch in anderen Serien einbringen sollen.»

Mario Andretti würde ein IndyCar-Einstieg von Ferrari freuen: «Ferrari im IndyCar-Sport? Wunderbar! Das würde die Popularität der Serie schlagartig erhöhen. Sie könnten als Motorenlieferant neben Honda und Chevy auftreten oder ein eigenes Team einsetzen, das Auto wäre sogar ganz italienisch, weil die Chassis ja von Dallara stammen. Wenn ich Mattia Binotto wäre, würde ich Roger Penske schleunigst ein Angebot unterbreiten.»

Andretti enthüllt: «1971 zeigten mir Enzo Ferrari und Technikchef Mauro Forghieri Pläne für ein Auto, und der Fahrer im Wagen hatte ungefähr meine Nase! Später habe ich erfahren, dass Gianni Agnelli das Projekt abgewürgt habe, weil er fand, Ferrari sollte sich ganz auf die Formel 1 konzentrieren.»

Mitte der 80er Jahre ging es in der Formel 1 um ein neues Motorreglement und darum, dass Ferrari nach Ablauf der ersten Turbo-Ära wieder Zwölfzylindermotoren einsetzen kann. Als Zeichen dafür, dass es ihm durchaus ernst war, liess Enzo Ferrari den IndyCar-Ferrari 637 bauen. Um mehr über CART-Renner zu erfahren, reiste Truesports-Star Bobby Rahal samt eines March 85C-Cosworth nach Italien, wo der Amerikaner in Fiorano auf die Bahn ging. Auch Ferrari-Pilot Michele Alboreto bewegte den March.

Rahal sagte Jahre später: «Ferrari versuchte sogar, den damaligen March-Ingenieur Adrian Newey zu bekommen! Als das nicht möglich war, erhielt Gustav Brunner den Auftrag zum Bau des 637. Ferrari hat den March komplett zerlegt und alles gründlich angeschaut.»

Der Ferrari 637 wurde sogar der Presse vorgestellt und von Michele Alboreto getestet, aber es kam nie zu einem Renneinsatz. Inzwischen hatten sich die Wogen mit den Regelhütern geglättet, zudem sprach sich der neue Ferrari-Technikchef John Barnard gegen ein Indy-Programm aus. Der Wagen wanderte direkt ins Museum.

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