Sommerpause in der Formel 1: So wird kontrolliert

Kolumne von Mathias Brunner
Das Rennwagenwerk von Red Bull Racing in Milton Keynes

Das Rennwagenwerk von Red Bull Racing in Milton Keynes

Nach dem Ungarn-GP macht die Formel 1 Sommerpause, bis Ende August in Belgien. Wir sagen, wieso die Arbeit bei den Rennställen nicht komplett ruht und wer das Einhalten der Pause kontrolliert.

Die Fachkräfte der Formel 1 sind in atemberaubenden Tempo durch den Juli gehetzt – vier WM.Läufe innerhalb von fünf Wochen, in England und Österreich, in Frankreich und Ungarn. Bevor es Ende August/Anfang September mit einem Dreierpaket weitergeht (Belgien, Niederlande und Italien) erhalten die Mitarbeiter der zehn Rennställe eine wohlverdiente Pause zum Durchatmen.

Beim Thema Sommerpause fragen uns die Leser immer wieder: Ruht wirklich im Rennwagenwerk die ganze Arbeit? Antwort: nein.

Haas-Teamchef Günther Steiner hat dazu festgehalten: «Im Grunde ist es ganz einfach. Alle Arbeiten am Wagen sind während der Pause untersagt. Es gibt keine Entwicklung. Es gibt keine Herstellung. Aber die administrative Seite ruht natürlich nicht. Immerhin musst du ja weiterhin Rechnungen bezahlen und dich um die Gehälter der Angestellten kümmern.»

Vor Jahren hat die damalige FOTA (Formula One Team Association) diese Selbstbeschränkung eingeführt, die Werke machten so gut wie dicht, seit 2014 ist die Sommerpause im Sportreglement der Formel 1 verankert.

Um die Aussagen von Günther Steiner zu verfeinern: Alles, was mit dem Einsatz eines Rennwagens oder dessen Leistungsfähigkeit zu tun hat, ist untersagt. Es werden keine Teile hergestellt, auch nicht bei Drittfirmen. Es dürfen keine Autos aufgebaut werden. Es gibt keine Windkanalarbeiten für diesjährige oder künftige Rennautos, die Computer für Flussberechnungen hören auf zu surren. Das Management darf keine Arbeiten vornehmen, was den Einsatz des Teams am Rennort betrifft, wie etwa Flug- oder Hotelbuchungen.

Und was ist erlaubt? Fremdaufträge von Kunden im eigenen Windkanal wären gestattet. An der Infrastruktur darf ebenfalls gearbeitet werden – an Gebäuden oder im Bereich IT, auch am Windkanal. Dazu alle Administrativ-Arbeiten, wie sie der Südtiroler Steiner erläutert hat.

Gemäss Reglement ist also klar, was getan werden darf und was nicht. Die logische Folgefrage: Wer kontrolliert das?

Wir haben vor einigen Jahren bei der FIA nachgehakt. Ein ranghoher Funkionär sagte mir damals: «Niemand. Es gibt keine Stichproben, es gibt keine Einsicht ins Werk. Wir müssen darauf vertrauen, dass sich die Teamchefs als Verantwortliche ans Reglement halten.»

Ein Team-Manager, der es vorzieht anonym zu bleiben, vertiefte: «Natürlich habe ich Zweifel, dass sich alle komplett an die Sommerpause halten. Selbst wenn es Stichproben im Werk gäbe – wer will denn kontrollieren, was Mitarbeiter zuhause machen? Aber hier zu tricksen, birgt grosse Risiken. Die grösste Gefahr, erwischt zu werden, sind für mich die so genannten Whistleblower.»

«Zwischen den Rennställen kommt es jeweils zu zahlreichen Wechseln beim Personal, und da kann es leicht mal einen Mitarbeiter geben, der die Firma im Groll verlässt und sein früheres Team verpfeifen könnte. Oder es könnte ein Leck bei Drittfirmen entstehen, bei Unternehmen, die für verschiedene Rennställe arbeiten.»

«Erwischt zu werden, wäre für die ganze Formel 1 und ganz besonders fürs betreffende Team überaus peinlich. Potenzielle Whistleblower sind für die FIA die beste Garantie, dass sich die Rennställe an die Vorschriften halten.»

Ungarn-GP, Hungaroring

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:39:36,533 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +7,834 sec
03. George Russell (GB), Mercedes, +12,337
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, +14,579
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +15,688
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +16,047
07. Lando Norris (GB), McLaren, +1:18,300 min
08. Fernando Alonso (E), Alpine, +1 Runde
09. Esteban Ocon (F), Alpine, +1 Runde
10. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +1 Runde
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1 Runde
12. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1 Runde
13. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +1 Runde
14. Mick Schumacher (D), Haas, +1 Runde
15. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +1 Runde
16. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
17. Alexander Albon (T), Williams, +1 Runde
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
19. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +2 Runden
Out
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Motor

WM-Stand (nach 13 von 22 Rennen)

Fahrer
01. Verstappen 258 Punkte
02. Leclerc 178
03. Pérez 173
04. Russell 158
05. Sainz 156
06. Hamilton 146
07. Norris 76
08. Ocon 58
09. Bottas 46
10. Alonso 41
11. Magnussen 22
12. Ricciardo 19
13. Gasly 16
14. Vettel 16
15. Schumacher 12
16. Tsunoda 11
17. Zhou 5
18. Stroll 4
19. Albon 3
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 431 Punkte
02. Ferrari 334
03. Mercedes 304
04. Alpine 99
05. McLaren 95
06. Alfa Romeo 51
07. Haas 34
08. AlphaTauri 27
09. Aston Martin 20
10. Williams 3

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