Theissen fordert Ausgeglichenheit
Dr. Mario Theissen erwartet Fairness im Feld
Heute, am Tage der Verhandlung des FIA-Berufungsgerichts in Paris, ist hinsichtlich der Proteste gegen Brawn GP, Williams und Toyota noch kein Urteil in der Diffusor-Frage zu erwarten.
Wie bekannt, haben Ferrari, Red Bull, Renault und BMW-Sauber gegen die verlängerten Unterböden – genannt Doppeldecker-Diffusoren – der oben genannten Teams protestiert. Diese Proteste sind jeweils in erster Instanz, also von den Renn-Kommissaren vor Ort in Melbourne und danach in Sepang, abgewiesen worden.
Also fahren die betreffenden Autos seitdem, und möglicherweise weiterhin, mit Öffnungen im Heck, die weitaus grösser sind als jene der aufständischen Teams und die eine Art Groundeffekt bewirken. Die Autos augen sich stärker an den Asphalt an.
Es wird erwartet, dass die zivilen Richter des Berufungsgerichts das Urteil der FIA-Renn-Kommissare, das erst am Mittwoch verkündet werden soll, bestätigen und die Protestler ihre Fahrzeuge entsprechend nachrüsten. Die Vorbereitungen dazu sind durchweg im Gange.
Denn der Wettbewerbsvorteil wird auf rund 20 Prozent mehr Abrieb am Heck taxiert, auf eine Runde gesehen soll das etwa einer halben Sekunde entsprechen. Das ist ein Extremvorteil in Zeiten, da der Erste und der Letzte in der Qualifikation (Malaysia) im ersten Abschnitt nur 1,4 Sekunden auseinander lagen.
Das Team, dass die Diffusoren-Grauzone am tiefsten ausgelotet hat, Brawn GP, gewann mit Jenson Button die ersten beiden Rennen 2009. Und das trotz einer erheblich kürzeren Vorbereitungszeit als die meisten Gegner hatten.
Nur sagt BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen: «Es ist gut von Zeit zu Zeit neue Gesichter und Teams an der Spitze zu sehen, ich würde mir nur wünschen, das alle Teams auf der gleichen technischen Basis agierten.» Der Top-Manager fordert: «Wir brauchen möglichst schnell ein gerecht ausbalanciertes Starterfeld.»
Theissen weiter: «Man kann ein so komplexes Gerät wie ein Formel 1-Auto nicht hundertprozentig in Worte pressen, aber wenn Misstände in der Interpretation zutage treten muss man schnell auf einen gemeinsamen Nenner kommen und reagieren.»
Der Mann aus Monschau beschwört, dass niemand bei BMW-Sauber sich zurücklehne und dass eine entsprechende Diffusorenlösung in der Pipeline sei, obwohl sie in seinen Augen dem Geist und den Buchstaben der Regeln widerspreche. Theissen gab allerdings nicht den aktuellsten Entwicklungsstand preis. Später als zum Spanien-GP am 10. Mai in Barcelona werden die Brawn-Gegner aber kaum nachziehen.
Mit dem Bau eines neuen Diffusors ist es laut Theissen aber nicht getan. Das Neuteil müsse ins gesamte Fahrzeugkonzept integriert werden und erfordere deshalb massive Entwicklungs-Ressourcen.
Man darf zwischen den Zeilen lesen, dass die Diffusor-Nachrüstung alle betroffenen Teams mehr oder weniger in anderen Bereichen am Entwickeln behindert, zumal es 2009 keine nennenswerten Testfahrten mehr gibt und die Windkanal-Laufzeiten beschränkt wurden.