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Adrian Sutil: «Die Leute haben nichts zu essen»

Von Mathias Brunner
Force-India-Fahrer Adrian Sutil über seine Zukunft, über seine Saison und über das Leben in São Paulo – wo es übrigens eine Strasse seines Namens gibt!

Adrian Sutil anno 2013 und Adrian Sutil 2011 unterscheiden sich markant. Der Speed und der Wille zum Erfolg sind gleich geblieben. Aber ein Jahr ohne Formel 1 hat dem Deutschen auch gezeigt – es gibt im Leben noch Anderes als nur Grand-Prix-Rennen. Das macht ihn entspannter und damit noch schneller. Wir treffen Sutil im Fahrerlager von Interlagos.

Adrian, auf einer Skala von 1, komplett entspannt, bis 100, sehr besorgt – wo würdest du dich da in Sachen Zukunftsperspektive ansiedeln?

Bei null. Ich habe keine Sorgen, ich bin ganz ruhig.

Wieso?

(Schmunzelt.) Weil ich halt ein ruhiger Typ bin! Nein, du kannst da jetzt auslegen, wie du willst. (Wir legen es so aus, dass er für nächstes Jahr einen Vertrag besitzt, die Red.)

Aufgrund deiner Erfahrung mit dem 2013er Force India: passt das hier in Brasilien oder wird das ein eher schwieriges Wochenende?

Ich glaube, das wird uns ganz gut liegen. Es geht fast nur geradeaus, dann kommen langsame Kurven. Das ist perfekt für uns. Wir haben eher Probleme in anderen Passagen.

Also ungefähr das Gegenteil des Sauber, der ja vor allem in mittelschnellen und schnellen Kurven glänzt?

Genau. Wir sollten hier gut sein, besonders auch dann, wenn die Strategie nicht ganz so klar sein sollte, also ein Stopp oder auch zwei Stopps möglich sind, dann haben wir eine ganz gute Chance, ordentlich Punkte einzufahren. Ich kann mich auch an kein Rennen in Brasilien erinnern, das völlig normal abgelaufen wäre.

Käme dir Regen gelegen?

Kommt drauf an. Du kannst davon profitieren, es kann dir aber auch auf den Kopf fallen. Für mich ist wichtig, dass wir ein solides Wochenende haben ohne Zwischenfälle. Wir hatten da in den letzten Rennen viel Unruhe drin, wir hatten auch Materialprobleme. Wir sind beispielsweise dran, die Bremsen wieder hundertprozentig hinzukriegen. Wir hatten in jüngerer Vergangenheit grosse Probleme mit den Scheiben, die sich auflösten.

Woran lag das?

Da gibt es unterschiedliche Theorien. Brembo sagt, wir hätten etwas falsch gemacht. Wir sagen, wir haben das nicht.

Es liegt also nicht per se an den Scheiben selber?

Nein, wir waren eigentlich mit den Scheiben von AP sehr zufrieden.

Aber wenn ihr nichts geändert habt, woher kommen dann die Schwierigkeiten?

Das ist genau die Frage. Und das hat uns in den letzten beiden Rennen Einiges gekostet. Wir arbeiten mit Brembo an der Lösung.

Ungeachtet des Sonntags und der Ergebnisse: Wie zufrieden bist du mit deiner Leistung als Fahrer in der vergangenen Saison?

Ich habe wenig Fehler gemacht, da darf ich zufrieden sein. Aber mir sind viele Punkte durch die Lappen gegangen, damit kann ich natürlich nicht zufrieden sein. Schwer zu verkraften war zu Beginn der Saison diese Serie von vier Nullern – von Malaysia bis Spanien. Reifenschaden, Probleme mit Boxenstopps, von Gutiérrez abgeräumt in China, da gingen jedes Mal gute Platzierungen flöten. Das tat weh, vor allem deswegen, weil es im späteren Verlauf immer schwieriger ist, üppig zu punkten. Von daher trauerst du dem schon ein wenig hinterher. Als Fahrer bin ich zufrieden, aber ich kann noch nachlegen. Ich bin spät zum Team gestossen, die Vorbereitung war nicht optimal. Da kann von mir mehr kommen.

Bist du seit dem Austin-Renntag zufälligerweise einem bestimmten Venezolaner über den Weg gelaufen?

(Lacht.) Nein, ich habe Pastor Maldonado seit dem Crash nicht gesehen, aber für mich ist das abgehakt, ich suche da kein Gespräch – wozu auch? Was soll dabei rauskommen? Ich bin nicht nachtragend, aber ich will nur Sachen machen, die sich auch lohnen. Ein Gespräch mit Maldonado lohnt sich nicht. Das ist reine Energieverschwendung.

Sicherheit ist hier immer ein Thema: Wie bewegst du dich hier?

Eigentlich normal. Du darfst halt mit Besitz nicht protzen (zeigt seinen uhrenlosen Arm). Ich bin überzeugt – wenn man sich nicht auffällig benimmt, dann passiert auch nichts. Interlagos ist ein Gebiet, in dem viele Arme leben. Das Problem ist eben, dass die Leute hier nichts zu essen haben. Selbst für einen Schuh wirst du ausgeraubt. Und wenn dann einer kommt und will deine Schuhe will, dann soll er sie halt haben. Dann passiert dir auch nichts. Keiner tut dir weh, nur weil er Spass dran hat. Ich ziehe vielleicht für die Fahrt ein neutrales Shirt an, also keine Teamkleidung, sonst aber verhalte ich mich wie sonst auch.

Fährst du selber?

Ja, klar, was meinst du denn? (Lacht) Ich bin doch halber Südamerikaner, das ist kein Problem. Es gibt hier sogar eine Strasse, die Sutil heisst. Aber ich wüsste jetzt nicht, auf wen die zurückgeht. (Da helfen wir gerne aus: Miguel Sutil de Oliveira suchte (und fand) 1722 in der brasilianischen Stadt Prainha Gold. Er gilt als Pionier des Landes. Die Red.)

Wir stehen vor dem letzten Rennen. Freust du dich auf die Winterpause oder wärst du gerne noch ein wenig gefahren?

Nein, es reicht jetzt. Wir hatten 19 Rennwochenenden, und angefühlt hat es sich wie 25. Mit würden 15 reichen. Jetzt freue ich mich auf etwas Urlaub.

Wo geht’s hin?

Wir bleiben eine Woche in Südamerika. Das hat den Vorteil, dass wir nicht schon wieder frisch den Koffer packen müssen. Dann freuen wir uns aufs Zuhause in der Schweiz.

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