Helmut Marko hält Verstappen für unschlagbar

Ricciardo vor Vettel: Was ist mit dem Champion los?

Von Mathias Brunner
Vettel vor Ricciardo – noch ...

Vettel vor Ricciardo – noch ...

Zum zweiten Mal in Folge wurde Weltmeister Vettel angewiesen, seinem Stallgefährten Ricciardo Platz zu machen, zum zweiten Mal in Folge kam er hinter dem Australier ins Ziel. Wieso?

Zweite Rennniederlage von Sebastian Vettel in Folge, das hat es letztmals vor rund zwei Jahren gegeben – damals wurde Mark Webber in Malaysia und China jeweils Vierter, während sich der Heppenheimer mit den Rängen 11 (Sepang) und 5 (Shanghai) begnügen musste.

Und nun: Vettel Sechster in Bahrain und Fünfter in China, Ricciardo aber zwei Mal (wie damals Webber) Vierter.

Schlimmer noch: Vettel musste die Schmach über sich ergehen lassen, über Funk zurückgepfiffen zu werden. Als er zum ersten Mal gebeten wurde, den hinter ihm nahenden Daniel passieren zu lassen, erkundigte sich Vettel nach der Reifenwahl des Australiers, erhielt zur Antwort, dass Ricciardo auf dem gleichen Reifentyp unterwegs ist und deponierte im Funkt eiskalt: «Tough luck.»

Übersetzung sinngemäss: «Pech für ihn.»

Übersetzung zwischen den Zeilen: «Soll er doch sehen, wie er an mir vorbeikommt.»

Dann aber liess Sebastian seinen 24jährigen Stallgefährten doch vorbei. Was er später so erklärte: «Anfangs verstand ich nicht, warum das Team mich bat, Daniel vorbei zu lassen. Aber er war auf einer anderen Strategie unterwegs, deshalb machte das mehr Sinn, natürlich auch für mich. Es gab also keinen Grund, ihn zu blockieren, denn es war klar, dass er schneller unterwegs war. Ich war einfach nicht schnell genug und aus Team-Sicht war das die richtige Entscheidung, um auf Fernando Druck zu machen, auch wenn das letztlich nichts gebracht hat.»

Für Sky-TV-Experte Martin Brundle präsentiert sich die Situation etwas anders: «Ich glaube schon, dass Vettel überhaupt keine Lust hatte, Ricciardo vorbei zu lassen. Ich meine, man gewinnt keine vier WM-Titel und so viele Rennen, wenn man nicht ein so ehrgeiziger Racer ist. Dann aber rutschte Seb in der ersten Kurve ein wenig über die Ideallinie hinaus, da wird er sich gesagt haben – gut, dann kann ich ihn auch gleich vorbeilassen.»

Vettel widerspricht: «Nein, das war schon ein Vorbeilassen.»

Wieso fährt Vettel hinterher?

Martin Brundle weiter: «Die entscheidende Frage ist für mich nicht, ob Vettel eine Stallorder missachtet hat oder nicht. Bei einem solchen Top-Piloten muss das Team schon mal mit etwas Bockigkeit rechnen. Nein, entscheidend ist für mich, wieso derzeit Daniel Ricciardo mit dem Wagen besser zurecht zu kommen scheint.»

Diese Frage haben wir auch Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner gestellt. Der Brite ist der Meinung: «Sebastian ist ein überdurchschnittlich feinfühliger Rennfahrer. Er braucht ein Auto, das ganz präzise und knackig einlenkt.»

Wer den Rennwagen normalerweise so abstimmt, muss mit einem lebhaften Heck rechnen, doch das ist beim Talent von Vettel kein Problem.

Horner weiter: «Ich glaube, Sebastian kann das Auto derzeit einfach nicht so exakt spüren, wie er das braucht.»

Und das wiederum führt dazu, dass das letzte Quäntchen Vertrauen in den Rennwagen fehlt.

Martin Brundle glaubt: «Ich höre in den sozialen Netzwerken, nun werde Vettel eben auf die normale Stufe zurückgebracht. Die Ergebnisse von jetzt würden also nur zeigen, dass es vorwiegend das überlegende Auto war, das zu so vielen Siegen geführt hat. Das ist für mich dummes Geschwätz! Man wird nicht viermal Weltmeister, wenn man kein überragender Racer ist. Also woran liegt es dann? Ich glaube, das Handling der letztjährigen Renner war wie auf Vettel zugeschnitten, auch was Errungenschaften wie den Doppeldiffusor oder den angeströmten Diffusor angeht. Das alles gibt es jetzt nicht mehr. Daniel ist jedoch mit Autos aufgewachsen, die technisch nicht so überragend waren, er musste irgendwie damit leben. Jetzt, wo alle wieder bei null angefangen und die Autos nicht nur neue Antriebs-Einheiten, sondern vor allem auch erheblich weniger Abtrieb haben, kann der Australier offenbar mit diesem Auto einfach besser umgehen. Ich bin aber sicher, dass sich das ändern wird, sobald Vettel wieder mehr Vertrauen in den Wagen hat.»

Sebastian Vettel selber sagt dazu: «Ich glaube, das Fahren habe ich nicht verlernt, aber es stimmt schon – ich komme derzeit mit dem Bock nicht so klar. Es ist nicht ganz einfach zu sagen, woran das liegt. Mein Ziel muss darin bestehen, dafür zu sorgen, dass der Stern untergeht.»

Damit sein eigener wieder strahlt.

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