Kanada-GP: Vertrag dank Unfähigkeit der Amerikaner?

Von Mathias Brunner
An den kanadischen Grid-Girls gibt es nichts auszusetzen, am Kontrollturm schon

An den kanadischen Grid-Girls gibt es nichts auszusetzen, am Kontrollturm schon

Im April meinte Montreal-GP-Promoter François Dumontier: «Wenn wir nicht bald einen Vertrag haben, werde ich nervös.» Dann müsste der Kanadier nun ein Nervenwrack sein.

Mit dem Grossen Preis von Kanada am kommenden Sonntag läuft der Vertrag mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone aus. Kanada wird dann das derzeit einzige Rennen im Kalender sein, das vertragslos ist – und dabei hatte der kanadische Rennpromoter François Dumontier im vergangenen Winter hart daran gearbeitet, einen Zehnjahresvertrag auszuarbeiten. Was ist schiefgelaufen?

Am Rennen selber kann es nicht liegen: Der Juni-Termin in der tollen Stadt Montreal ist einer der beliebtesten Grands Prix des ganzen Jahres – sowohl bei den Fans als auch beim GP-Zirkus. Montreal feiert jedes Jahr mit voller Hütte.

François Dumontier wollte noch vor der 45. Ausgabe des Kanada-GP (im Rahmen der Formel-1-WM wurden nur die Grands Prix von Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien und USA wurden häufiger ausgetragen!) alles klarmachen: neuer Vertrag. Inzwischen jedoch, so hören wir aus Québec, wird es auch mit einer frohen Botschaft am kommenden GP-Wochenende wohl nichts – damit verliert Dumontier automatisch das Recht, dieses Rennen zu vermarkten. Was seine Position nicht verbessert, Stichwort unsicherer Kartenvorverkauf für 2015.

Wie so oft geht’s ums liebe Geld: Im Falle Kanada-GP beträgt die Antrittsgebührforderung von Bernie Ecclestone umgerechnet rund 10,1 Mio Euro, mit zusätzlichen vier Prozent jedes Jahr. Bei einer Laufdauer von zehn Jahren würde das Rennen 2024 demnach 14,37 Mio kosten. Dazu fordert Ecclestone Erneuerungsarbeiten an der Infrastrukur, die in Montreal auf rund 20,2 Mio Euro hochgerechnet werden – neue Boxenanlage, neuer Kontrollturm, neues Pistenkrankenhaus, das nur noch grenzwertig den FIA-Bestimmungen genügt.

Die Gretchenfrage: Wer soll für das alles aufkommen?

Das Problem seitens Dumontier ist komplex: Es geht nicht allein um ein Abkommen mit Ecclestone, der Franko-Kanadier muss auch Politiker und Funktionäre auf den Ebenen Stadt (Montreal), Provinz (Québec) und Staat (Kanada) mit einbinden, die alle finanziell zum Rennen beitragen.

Denis Coderre, Bürgermeister von Montreal, sieht keinen Anlass zur Sorge: «Wenn man von einer so langen Laufdauer wie zehn Jahren spricht, dann sind Verzögerungen durchaus normal. Jeder will dieses Rennen, aber es muss vernünftig angepackt werden.»

Ein Sprecher von Kanadas Transportminister Denis Lebel betonte im April: «Die Beteiligung der Regierung muss in einer Art und Weise vonstatten gehen, welche von Respekt vor den Möglichkeiten des Steuerzahlers zeugt.»

Insider in Kanada verraten: Die Politiker erwarten mehr Entgegenkommen von Bernie Ecclestone. Dieser Poker ist gefährlich: Die Kanadier wären nicht die ersten, die mit leeren Händen vom Tisch aufstehen. Ecclestone hat erfahrungsgemäss oft ein Ass zusätzlich im Ärmel – beispielsweise die Tatsache, dass er mehr GP-Austragungswillige vor seiner Tür stehen hat Termine im Kalender. Ein wundervolles Druckmittel für Zahlungsunwillige.

Doch auch die Kanadier müssen sich nicht nur auf Bluffen verlassen: Sie wissen, dass Ecclestone einen festen Platz in Nordamerika behalten will – nicht zuletzt deshalb, weil es aus dem geplanten New-Jersey-GP gegenüber Manhattan sehr ruhig geworden ist – die US-Amerikaner bringen die Finanzierung nicht auf die Reihe. Und da der geplante Westküsten-GP (Rückkehr nach Long Beach) mittelfristig auch nicht klappt, liegt es auch im Interesse von Ecclestone, in Montreal zu bleiben.

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