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Italien-GP: Wirbel um Monza, Mugello, Ferrari

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel nach auf dem Monza-Siegerpodest 2011

Sebastian Vettel nach auf dem Monza-Siegerpodest 2011

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat genug: Sinkende Zuschauerzahlen in Italien will der Engländer nicht tatenlos hinnehmen. Ist das mögliche Aus für Monza mehr als nur eine leere Drohung?

Und ewig grüsst das Murmeltier. Fast genau auf den Tag vor einem Jahr liess Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone wissen, dass sich kein Rennveranstalter seines Grand Prix sicher sein könne – auch nicht jene von Traditionsveranstaltungen. Das erzeugte in Italien grossen Unmut.

Roberto Maroni, Gouverneur der Lombarbei, polterte damals anlässlich einer Versammlung der Industrie-Vereinigung «Confindustria»: «Bernie Ecclestone glaubt wohl, er sei der Herr der Welt. Sollte jemand bedauerlicherweise entscheiden, dass der Monza-GP gestrichen wird, müsste sich Ferrari aus dem Sport zurückziehen. Der Grosse Preis von Italien in Monza ist ein Muss. Es ist schlicht undenkbar, dass dieses Rennen gestrichen wird – Mythen sollte keiner antasten. Es kann auch nicht sein, dass eine solche Entscheidung gefällt wird, ohne zuvor die Verantwortlichen zu kontaktieren. Ich bin an jeder Art von Lösung interessiert. Wenn die Region gefragt ist, um Monza zu retten, wird die Region auch etwas unternehmen.»

Aber Bernie Ecclestone schimpft nun in einem Interview in der «Gazzetta dello Sport»: «Die Zuschauerzahlen in Italien sind niedriger als in allen anderen Ländern. Die TV-Sender sind zersplittert im digitalen Zeitalter, die jungen Menschen sind von Twitter, Facebook und anderen Kommunikationsmitteln abgelenkt. Die Zuschauerzahlen würden höchstens wieder steigen, wenn Ferrari auf den ersten Plätzen fährt. Ich glaube nicht, dass wir über 2016 hinaus einen neuen Vertrag mit Monza abschliessen werden. Aus kommerzieller Sicht ist der Monza-Vertrag eine Katastrophe.»

Will Ferrari den Italien-GP in Mugello?

In Italien kursiert seit Jahren das Gerücht, Ferrari liebäugle damit, den Italien-GP auf die eigene Strecke in Mugello lotsen zu wollen. Bernie Ecclestone sagt jedoch dazu: «Es gibt keinen entsprechenden Vorschlag.»

Säbelgerassel von Ecclestone ist nicht unüblich: Jahrelang hat der Engländer über das Heimrennen von Silverstone hergezogen, oft werden gezielte Aussagen in den Medien dazu benutzt, um gewisse Rennveranstalter gefügig zu machen. Dem 83jährigen Baumeister der modernen Formel 1 widerstrebt, dass er die Antrittsgebühr der Europäer niedrig halten muss, während ihm die Mächtigen hinter modernen Rennen wie Singapur oder Abu Dhabi das Geld haufenweise in den Rachen werfen.

Antonio Rossi vom Ministerium für Sport und Jugend der Lombardei appelliert nun an die italienische Regierung, einzuschreiten. «Ecclestones Aussage über den Grand Prix in Monza ist sehr beunruhigend und als Mitglied des regionalen Rates appelliere ich an die Regierung dabei zu helfen, den Grand Prix von Italien zu retten. Er hat nicht nur in der Geschichte der Formel 1 eine wichtige Rolle gespielt, er spielt auch eine wichtige wirtschaftliche Rolle und schafft in der Region Arbeitsplätze.»

Italien: Sinkende TV-Zahlen

Doch Bernie Ecclestone ist an sinkenden Zahlen in Italien selber nicht ganz unschuldig – statt 5 Mio Zuschauer, wie noch vor einem Jahr die Quote für das Rennen aus Shanghai betraf, schalteten im Frühling nur 2,8 Mio italienische Fans RAI (freies Fernsehen) und Sky (Bezahlfernsehen) ein, also knapp die Hälfte! Hauptgrund: der China-GP war aufs Osterwochenende gelegt worden. Italiener sind Familienmenschen, und Ostern ist traditionell ein Feiertag, der im Kreise der Familie begangen wird.

Ein weiterer Grund für das TV-Fiasko: RAI entschloss sich dazu, das Rennen um 9 Uhr früh nicht auf dem ersten Kanal zu bringen, sondern nur auf dem zweiten. Kein Wunder: Auf RAI Uno spendete der Papst live seinen Segen. Und Franziskus wollten mehr als 5 Mio Gläubige im Fernseher sehen.

Die Talfahrt ist auch mit dem Schwächeln von Ferrari zu erklären: Nach dem blamablen Ergebnis in Bahrain (Alonso nur Neunter, Räikkönen Zehnter) glaubten offenbar viele Tifosi nicht an ihre ruhmreiche Scuderia. Seither sind die Ergebnisse nicht dramatisch besser geworden, also bleiben auch die Einschaltquoten bescheiden.

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