Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Funk-Verbot unter der Lupe: Viel Lärm um nichts?

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg in seinem Silberpfeil

Nico Rosberg in seinem Silberpfeil

Was hat die Einschränkung des Funkverkehrs gebracht? Wird nun am Funk tatsächlich weniger geredet? Und welcher Fahrer bereitete sich im Singapur-GP schon für die Zukunft vor?

Wenn Ferrari-Star Fernando Alonso denn mal seine Laufbahn als Formel-1-Fahrer beenden wird, haben wir eine gute Idee für eine Zweitkarriere – als Wahrsager. Vor dem Singapur-GP-Wochenende hielt der Spanier zur Einschränkung im Funkverkehr fest: «Die Regeländerung und das grosse Gerede derzeit, das erinnert mich ans Verbot der vernetzten Radaufhängung FRIC. Was wurde vor Hockenheim nicht alles über FRIC geredet, wie sich der Sport ändern werde! Und was ist passiert? Gar nichts. Ungefähr so wird es auch jetzt werden.»

Einige Tage sind seit dem Nachtrennen in Singapur vergangen. Der grosse Skandal ist ausgeblieben, Alonso hat Recht. Es gab eine Mini-Aufregung, als McLaren-Teamchef Eric Boullier nach einem Funkspruch von Red Bull Racing an Daniel Ricciardo hellhörig wurde: «Die Randsteine zu vermeiden könnte helfen, das Problem mit dem Auto zu lösen», wurde dem dreifachen Saisonsieger ins Auto gefunkt. Die Warnung kam, weil es im Wagen des Australiers ein Problem mit der Energie-Rückgewinnung gab. Die RBR-Techniker vermuteten: weniger Erschütterungen, das könnte die Schwierigkeiten lindern.

Boullier witterte ein G’schmäckle: «Ein Mal wäre ja noch okay gewesen, ihn darauf hinzuweisen, aber zwei Mal ist schon etwas komisch.»

Es kam jedoch nicht zu einer Untersuchung durch die Rennkommissare, und auch jene acht Fachkräfte, die für die FIA am Funk mithören, fanden alles okay. Denn RBR hatte mit dem FIA-Sicherheitsdelegierten Charlie Whiting klugerweise abgesprochen, ob man Ricciardo entsprechend warnen dürfe. Sie durften.

Einige Rennställe bereiteten sich in Singapur schon für die Zukunft vor: Lewis Hamilton beispielweise kümmerte sich eine ganze Weile lang am Display um die Temperaturen seiner Vorderradbremsen – für die Zeit, wenn die Fahrer Infos über die Bremsen selber abrufen müssen.

Die Einschränkungen führten im Singapur-GP kaum zu einer veringerten Anzahl Funksprüche: Die lagen im Bereich zwischen 200 und 300 und damit ungefähr auf üblichem Niveau.

Vielen Piloten ist der eingeschränkte Funksprechverkehr ganz Recht. Jenson Button sagt: «Mir ging es sowieso auf den Keks, dass mir ständig gesagt wird, wo ich zu bremsen habe oder wo ich mehr Energie aufnehmen muss.»

Und doch hat sich die Formel 1 letztlich mit der Regeländerung in den Fuss geschossen – selbst wenn die Absicht dahinter die Richtige ist, dass der Fahrer nämlich wieder selber mehr machen soll.

Derzeit ist die Liste erlaubter und eben nicht erlaubter Funkmeldungen so lang und detailliert, dass nicht einmal die Teams alles aus dem Kopf wissen. Geschweige denn ein Fan auf der Tribüne. Ganz abgesehen davon, dass die Liste zum Japan-GP hin geändert werden soll. Was neue Verwirrung erzeugen wird.

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