Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Christian Horner droht: Gehen die Motorenhersteller?

Von Mathias Brunner
Christian Horner

Christian Horner

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner ist der Überzeugung: das heutige Motorenreglement könnte dem einen oder anderen Autohersteller die Formel 1 vergraulen. Ist das wirklich so?

Christian Horner, Teamchef von Red Bull Racing, macht sich ebenso wie Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko dafür stark, eine Änderung im Motorenreglement mindestens in Erwägung zu ziehen. Ihr Vorschlag: Andere Formel-1-Antriebsaggregate zur Saison 2016 hin, weg vom Einfach-Lader hin zum Doppelturbo, entweder gar keine Energierückgewinnung mehr oder eine standardisierte Anlage.

Christian Horner wird mit den Worten zitiert: «Wenn die Entwicklungskosten so hoch bleiben wie heute, dann werden keine neuen Hersteller in unseren Sport kommen. Und es könnte durchaus sein, dass Renault und einer oder zwei weitere Hersteller sich aus der Formel 1 verabschieden. Wir müssen tun, was am besten für den Sport ist, nicht was am besten für einen einzelnen Hersteller ist.»

Man braucht nicht Sherlock Holmes zu sein, um auf den Gedanken zu kommen: gemeint ist Mercedes. Natürlich ist den versammelten Gegnern ein Dorn im Auge, dass Mercedes für die neue Turbo-Ära die mit Abstand beste Antriebseinheit gebaut hat. Aber ist ein Szenario, wie es Horner zeichnet, realistisch?

Falls es jemand vergessen haben sollte: Das neue Motorenreglement wurde aufgrund von zwei Strömungen eingeführt. Erstens forderten die Formel-1-Motorenhersteller eine serienrelevantere Technik. Sie fanden, von einem 2,4-Liter-V8-Sauger kann die Serie so gut wie nichts profitieren. Komplexe Hybridtechnik hingegen, damit lässt sich technisch wie aus Marketing-Sicht etwas anfangen. Renault stellte damals sogar in den Raum, sich vielleicht aus der Formel 1 zu verabschieden, falls man nicht ein neues Motorenreglement einführe.

Zweitens liefen die Hersteller beim Autoverband FIA mit der neuen Technik in eine offene Tür: Präsident Jean Todt will der Formel 1 einen grünen Anstrich geben, da passen weniger Verbrauch und Energierückgewinnung wunderbar ins Bild.

Wieso sollten die Hersteller, welche dieses Reglement wollten, nun davon abrücken? Jean Todt jedenfalls wird sich nicht für eine Änderung der Technik einsetzen. Das würde dem Spargedanken (zusehens eingefrorene Entwicklung) widersprechen.

Die Hersteller haben sich auf Jahre hinaus verpflichtet, Formel-1-Sport zu betreiben. Auch von daher ist nicht mit dem grossen Abwandern zu rechnen. Und wer sagt eigentlich, dass Renault und Ferrari (Honda lassen wir einen Moment aussen vor) einen besseren 2016er Motor bauen würden als Mercedes, wenn das Reglement geändert wird?

Fazit: Wir stecken mitten in einem Machtkampf, in dem Mercedes bislang auch neben der Rennstrecke die Nase vorn hat. Sie haben nicht nur den besten Motor gebaut. Sie haben auch einen Kompromissvorschlag unterbreitet (mehr Entwicklungsmöglichkeiten), welcher von der Konkurrenz abgelehnt worden ist. Also bleibt reglementarisch für 2015 alles beim Alten.

Schon gestern fegte Mercedes-Technikchef Paddy Lowe Horners Vorschlag vom Tisch:

«Wir haben klar definierte Regeln, und dieses Reglement ist mit Zustimmung aller geschrieben worden. Wir haben nicht zufällig Vorschriften in der Formel 1, die über einen längeren Zeitraum stabil bleiben. Wenn nun nach anderen Regeln verlangt wird, dann scheint mir dieser Vorschlag nicht ganz uneigennützig zu sein. Angeblich soll ein Motor mit zwei Ladern weniger kosten als einer mit einem Turbolader. Wie das genau gehen soll, muss mir erst mal einer erklären.»

«Es kann doch nicht sein, dass man Regeln ändert, nur weil jemand derzeit nicht vorne mit dabei ist. Wann ist so etwas schon einmal vorgekommen? Ich habe mit Rennställen gearbeitet, die gute Zeiten hatten und die schlechte Zeiten hatten. Aber ich kann mich an keine Situation erinnern, in welcher sich jemand hingestellt und gefordert hat, man müsse das Reglement ändern, um wieder siegfähig zu sein.»

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