Gerücht um Ferrari: Geldnot wegen Alonso und Vettel?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel und Fernando Alonso

Sebastian Vettel und Fernando Alonso

Es ist davon die Rede, dass Ferrari Esteban Gutiérrez geholt habe, weil man dessen Telmex-Geld dringend brauche – wegen Fernando Alonso und Sebastian Vettel. Ist das wirklich so?

Die Verpflichtung von Esteban Gutiérrez als dritter Fahrer von Ferrari hat die Brauen hochgehen lassen: Ist jetzt auch Ferrari so weit, dass man einen Bezahlfahrer hinters Lenkrad lassen muss? Schnell machten die Geschichten die Runde: die Mitgift von Gutiérrez’ Gönnern (die Familie Slim, die reichste Familie der Welt) werde benötigt, um die Entwicklungskosten zu tragen, dazu die Abfindung für Fernando Alonso sowie das Gehalt des neuen Starfahrers Sebastian Vettel. Die Wahrheit ist ein wenig komplizierter.

Grundsätzlich ist die Verpflichtung des Waagrechtstarters aus Mexiko ein Knicks vor dem mittelamerikanischen Land. Denn Marco Mattiacci (von April bis November 2014 Teamchef von Ferrari) sagte schon 2013, damals noch als Chef von Ferrari-Nordamerika: «Mexiko ist das nächste China.» Der clevere Manager aus Rom witterte in Mexiko das grösste Wachstumspotenzial für die berühmteste Sportwagenfirma der Welt.

Natürlich sind die Telmex-Millionen bei Ferrari hochwillkommen (so wie bei jedem anderen Rennstall), aber wenn es einen Rennstall gibt, der nicht an Geldnot leidet, dann ist es Ferrari.

2013 ist bei der Sportwagenfirma ein Umsatz von 3,15 Milliarden Dollar erzielt worden, ein Gewinn (vor Steuern) von 338,5 Mio Dollar, die Geldreserven bei Ferrari werden auf mehr als 1,8 Mia Dollar angesiedelt.

Ein ehrgeiziges Entwicklungsprogramm für die Seriensportwagen ist angeworfen worden, das bis 2020 560 Mio Dollar pro Jahr verschlingen wird. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf Effizienz und Schadstoffverringerung, die Formel-1-Technik kann hier mithelfen.

Genaue Zahlen dazu werden nicht preisgegeben, aber wir dürfen davon ausgehen, dass der Betrieb des Formel-1-Rennstalls im Jahr mehr als 400 Mio Dollar kostet.

Ferrari ist eines der wenigen GP-Teams, das mit Merchandising-Artikeln Geld verdient. Wieviel die Formel 1 dazu beiträgt, ist unklar, denn die Gewinne sind in den Zahlen der Ferrari-Läden verborgen. Aber durch die Edelläden kommen mehr als 60 Mio Dollar in die Kasse.

Vor Jahren verkaufte Ferrari die Werbefläche an den Tabakkonzern Philip Morris. Die wiederum suchten dann entsprechende Werbepartner, um ihr Investment wieder hereinzubekommen. Für die Jahre 2013, 2014 und 2015 soll Philip Morris 160 Mio Dollar pro Jahr hinblättern.

Es ist nicht klar, ob alle Sponsoring-Abkommen über Philip Morris laufen oder teilweise direkt über Ferrari abgewickelt werden. Die Ferrari-Partner Shell, Santander, WeiChai, UPS, Kasperksy Lab und nun America Móvil (Muttergesellschaft der Telekommunikationsfirmen Telemex, Telcel und Claro) spülen ebenfalls reichlich Geld in die Kasse. Wir liegen hier insgesamt im Bereich von 200 Mio Dollar.

Ferrari besitzt mit der Formel-1-Gruppe einen besonderen Vertrag: Noch bevor der Geldkuchen für die anderen geteilt wird, erhält Ferrari einen Sonderbonus von 120 Mio Dollar. An Preisgeld kommen dann (je nach WM-Platzierung) rund 80 Mio Dollar hinzu.

Anders gesagt: Noch ohne Einkommen durch das Motorenleasing an Kunden (wie Sauber) erhält Ferrari 400 Mio Dollar, ohne einen eigenen Cent angefasst zu haben.

Im laufenden Jahr 2014 belief sich der Profit von Ferrari im Zeitraum von Januar bis September auf 340 Mio Dollar. Bis Ende des Geschäftsjahres dürfte die 500-Mio-Dollar-Marke überschritten werden.

Damit ist Ferrari hervorragend auf Kurs, um von Fiat an die Börse gebracht zu werden. Von Geldnot keine Spur.

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