Ferrari-Star Sebastian Vettel: «Noch mehr Verwirrung»

Kolumne von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Angesichts der guten Leistungen von Max Verstappen (17) ist es fast vergessen gegangen: ein so junges Talent wie er darf künftig nicht mehr in die Formel 1 – wegen einer neuen FIA-Regel.

Jetzt mal Hand aufs Herz, wüssten Sie das? Welche Fahrer des 2015er Startfelds hätten den Sprung in die Formel 1 nicht geschafft, wenn es schon vor einem Jahr die ab 2016 gültige Regelung für Nachwuchsfahrer gegeben hätte?

Zur Erinnerung: Die neue Punkteregelung der FIA hat im vergangenen Winter viel zu reden und zu schreiben gegeben. Vor allem die Gewichtung der einzelnen Rennserien erzeugt noch immer heisse Köpfe. Ab 2016 wollen die Regelhüter, dass Nachwuchsfahrer mit mehr Erfahrung in die Grand-Prix-Renner klettern – Auslöser der ganzen Diskussion war Max Verstappen, der mit 17 sein GP-Debüt für Toro Rosso gegeben hat und sich in der Formel 1 so gut einlebte wie ein Fisch ans Wasser.

Die FIA hatte beschlossen: Der Formel-1-Nachwuchs muss einen gültigen Führerschein für Strassenfahrzeuge besitzen, mindestens 18 Jahre alt sein (in vielen Nationen gibt es die Autofahrerlaubnis ja schon vor 18) und ein Mindestmass an Erfahrung aus Nachwuchsserien mitbringen, gerechnet auf die letzten drei Jahre vor dem Schritt in die Formel 1. Und genau die Definition dieser Erfahrung war nicht ganz einfach. Beim Autoverband FIA ist ein Punktesystem ausgeheckt worden, bei dem Max Verstappen für das Debüt 2015 glatt durchgerasselt wäre. Denn ein Fahrer braucht künftig 40 Punkte, um die Superlizenz zu erhalten.

Wer wäre da für 2015 über die Klinge gesprungen? Nicht nur der junge Verstappen hätte keine Superlizenz erhalten – auch die späteren Champions Fernando Alonso, Jenson Button und Kimi Räikkönen wären leer ausgegangen! Gleich neun Fahrer hätten mehr Erfahrung sammeln müssen: neben den erwähnten drei heutigen Stars auch Daniel Ricciardo, Marcus Ericsson, obiger Max und Felipe Massa, wobei der Australier Ricciardo und der Brasilianer Massa inzwischen absolute Top-Fahrer mit GP-Siegen sind, dazu auch die beiden Manor-Marussia-Fahrer Roberto Merhi und Will Stevens.

Hier die Punkte (zur Erinnerung: 40 Zähler sind die Mindestgrenze):
Lewis Hamilton: 98
Nico Rosberg: 63
Daniil Kvyat: 42
Daniel Ricciardo: 37
Valtteri Bottas: 70
Felipe Massa: 5
Kimi Räikkönen: 5
Sebastian Vettel: 41
Fernando Alonso: 32
Jenson Button: 5
Nico Hülkenberg: 110
Sergio Pérez: 60
Carlos Sainz: 40
Max Verstappen: 30
Romain Grosjean: 80
Pastor Maldonado: 68
Marcus Ericsson: 34
Felipe Nasr: 52
Will Stevens: 15
Roberto Merhi: 15

Damit steht auch fest: mit den Titel in der GP2 und in der Formel-3-Euroserie hätte Nico Hülkenberg (rein rechnerisch) das beste Rüstzeug mitgebracht, mit 110 Punkten, vor Lewis Hamilton mit 98.

Die Punkte im Detail

Künftige FIA-Formel 2
60–50–40–30–20–10–8–6–4–3 (die ersten Zehn)
GP2
50–40–30–20–10–8–6–4–3–2
Formel-3-EM, LMP1 und IndyCar
40–30–20–10-8–6–4–3–2–1
GP3 und Formel Renault 3.5
30–20–15–10–7–5–3–2–1 (die ersten Neun)
Japanische Super Formula
20–15–10–7–5–3–2–1 (die ersten Acht)
Nationale Formel 3 und Formel 4
10–7–5–2–1 (die ersten Fünf)
Formel Renault (international und national)
5–3–1 (die ersten Drei)

Kritik von Sebastian Vettel

Auch Ferrari-Star Sebastian Vettel kann dieser Schubladisierung wenig abgewinnen. Er selber ist auch in der Formel Renault 3.5 gefahren, die in der Punktewertung nur so viel Gewicht erhält wie die GP3. Vettel sagt: «Ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit für ein Punktesystem. Es zeigt sich doch von selber, wenn jemand für diesen Schritt bereit ist. Und dann spielt es keine Rolle, ob er aus der Formel 3 kommt oder aus der GP2 oder aus der Formel Renault 3.5. Das ist nur noch mehr Verwirrung.»

Max Verstappen kam aus der Formel 3 in die Formel 1, sein Toro-Rosso-Stallgefährte Carlos Sainz aus der Formel Renault 3.5. Der Madrilene meint: «Die Renault sind schnell, ich fand, es war eine gute Schule für die Formel 1. Ich fühlte mich bereit. Da kann man sich schon die Frage stellen, ob die Formel Renault 3.5 nicht unterbewertet ist.»

Das Punktesystem wird noch viel zu reden geben.

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