KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Quali Brasilien: Wieder Nico Rosberg vor Hamilton!

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg: Fünfte Pole in Folge

Nico Rosberg: Fünfte Pole in Folge

​Im Abschlusstraining zum Grossen Preis von Brasilien fährt Nico Rosberg die fünfte Pole-Position in Folge: Bestzeit vor Lewis Hamilton. Dritter ist Ferrari-Star Sebastian Vettel.

Fünfte Pole-Position in Folge für den bärenstarken Nico Rosberg, seine sechste in diesem Jahr (nach Spanien, Japan, Russland, USA und Mexiko), gleichzeitig die 21. Pole seiner Formel-1-Karriere – im Abschlusstraining kann derzeit niemand den Mercedes-Piloten stoppen. Lewis Hamilton muss weiter auf seine 50. Pole warten, seit anfangs September in Monza ist der Engländer nicht mehr von der Pole-Position losgefahren.

Das Abschlusstraining begann unter leicht bewölktem Himmel, die Regenwahrscheinlichkeit betrug 30 Prozent. Sofort herrschte tüchtig Betrieb auf der Interlagos-Bahn. Nico Rosberg hatte vor dem Abschlusstraining Bedenken wegen der Reifen angemeldet: «Der Belag ist beim Rennen der Sportwagen aufgebrochen, es musste nachgebessert werden. Zudem haben wir hier andere Randsteine, das alles verändert die Parameter.»

Rosberg war in Quali 1 der erste Mann unter 1:12 min – 1:11,746 min, so schnell war 2015 noch kein Formel-1-Fahrer in Interlagos. Lewis Hamilton konterte mit 1:11,682 min – also den Wimpernschlag von 64 Tausendstelsekunden schneller.

Wieder Pech für Fernando Alonso: «Halt sofort an! Sofort anhalten!» erhielt der Spanier ins Auto gefunkt. Wie im freien Training vom Freitag musste Alonso erneut aussteigen, seine Körpersprache sagte alles. Fernando am Funk: «Kurve 11, keine Power.» Dann folgte ein resignierender Schnaufer. Alonso setzte sich in einen Gartenstuhl und guckte sich die Arbeit seiner Kollegen an.

Sky-Formel-1-Experte Martin Brundle tadelte McLaren-Honda: «Um Himmels Willen, wann wollt ihr diese Probleme endlich lösen? Das Auto ist weder schnell noch standfest, es ist fürchterlich. Wir stehen jetzt am Ende der Saison. Die Piste hier heisst Interlagos, also zwischen den Seen, weil wir hier wirklich zwei Seen haben. Ich frag mich, ob sich Alonso überlegt, in welchem See er seinen Wagen versenken will.»

Quali 1: Beide McLaren-Honda out!

Die ersten fünf Fahrer, die nach Quali 1 zusammenpacken konnten: Fernando Alonso, Will Stevens und Alexander Rossi (beide Manor-Marussia), Jenson Button (McLaren-Honda), Pastor Maldonado (Lotus).

Jenson Button fehlte eine Zehntelsekunde, um ins nächste Quali-Segment vorzustossen. «Zu viel Frontflügel», fand der Weltmeister von 2009. Nur Manor-Marussia war noch schlechter. Wo sind die Fortschritte von McLaren-Honda? Zum elften Mal in dieser Saison schieden die McLaren-Honda im ersten Quali-Segment aus.

GP-Sieger Johnny Herbert meint: «Die Interlagos-Runde ist kurz, Fehler kannst du hier kaum wieder gutmachen. Da muss alles passen. Mit einigen Zehnteln Rückstand, bist du schon weg vom Fenster.» Das traf auf Pastor Maldonado zu – gut drei Zehntel weniger schnell als Romain Grosjean, damit war der Genfer Elfter und der Venezolaner out.

Die Rennkommissare Paul Gutjahr (Schweiz), Silvia Bellot (Spanien), Mika Salo (Finnland) und Felipe Giaffone (Brasilien) schickten den beiden Felipe (Nasr und Massa) eine Einladung: Nasr war auf der Ideallinie herumgegondelt, Massa musste in den Kunstrasen ausweichen. Eine Strafe für den Sauber-Piloten Nasr erscheint wahrscheinlich.

Kleine Zwischenbemerkung: Daniel Ricciardo muss wegen Motorwechsels um zehn Ränge zurück, Valtteri Bottas um drei Ränge, weil er die rote Flagge im freien Training (Motorschaden Alonso) zu wenig beachtet hatte.

Quali 2: McLaren-Stars auf Siegerpodest

Die Silberpfeil-Stars gingen zu Beginn von Quali 2 sofort auf die Bahn, die Sonne guckte nun öfter hinter den Wolken hervor, die Pistentemperatur stieg, denkbar, dass die Bedingungen zu Beginn von Quali 2 am besten sein würden.

Hamilton zeigte, wer Chef im Ring ist: 1:11,665 min gegen 1:12,213 min von Nico.

Zwischendurch gab es Szenenapplaus von der Haupttribüne: Fernando Alonso (inzwischen an der Box zurück, weil ihn Medical-Car-Fahrer Alan van der Merwe rasch vom Gartenstuhl abgeholt hatte) und Jenson Button hüpften wie zwei Touristen aufs Siegerpodest, um sich rasch dort fotografieren zu lassen. Da mussten selbst Vertreter anderer Rennställe herzhaft lachen. Jenson Button: «Das war der beste Moment des Wochenendes.» Fernando meinte: «Wir kamen am Podest vorbei und ich sagte – komm, lass uns rasch hinaufspringen, so nahe kommen wir dem Podest in diesem Jahr nicht mehr.»

Aber die Piste wurde nicht wärmer, sondern kühlte ab – Sebastian Vettel (Ferrari) schob sich zwischen die beiden Silberpfeile. Romain Grosjean verpatzte sich die Chancen auf einen guten Startplatz mit einem schwungvollen Dreher.

Die nächsten fünf Fahrer, die vorzeitig Feierabend hatten: Grosjean, beide Sauber-Fahrer (Felipe Nasr und Marcus Ericsson), Toro-Rosso-Fahrer Carlos Sainz sowie Sergio Pérez (Force India).

Quali 3: Wieder Pole für Rosberg

Alles ging in den letzten zehn Minuten ums richtige Timing – freie Runde, kombiniert mit den besten Pistenbedingungen und bitteschön keinen Verkehr. (Dabei fällt mir immer ein Zitat von Formel-1-Promoter Bernie Eccleston ein: «Ein guter Pilot hat keinen Verkehr.»)

Nico Rosberg war der erste Silberpfeilschütze auf der Bahn: 1:11,461 min, beste Zeit des ganzen Wochenendes. Hamilton konterte mit 1:11,549 min – Zweitschnellster!

Aber Lewis hatte rechts vorne ein Rad stehen lassen, und das hatte gewiss mehr als nur jene Zehntelsekunde gekostet, die er auf Nico verlor.

Sebastian Vettel fuhr mit einer wilden Runde 1:12,079 min. Martin Brundle tadelte: «Im Auto steckt mehr Zeit, vielleicht nicht genug, um die Mercedes zu schlagen, aber genügend, um ihnen näher zu kommen.» Vettel liess den Frontflügel seines Ferrari weniger steil stellen.

Dann kam der Zeitpunkt, alles auf den Punkt zu bringen: Die letzten weichen Reifen rauf aufs Auto und nochmals hinaus auf die Bahn.
Wieder ging Nico als erster der beiden Mercedes-Fahrer auf die Bahn: 1:11,282 min, noch schneller! Lewis Hamilton verpasste das – 1:11,360 min!

Niki Lauda, Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-Rennstalls: «Nico ist derzeit einfach der schnellere Mann im Abschlusstraining. Er kann die ganzen Puzzleteilchen ein klein wenig besser zusammensetzen und das gibt in diesem Zehntelsekundenduell dann eben den Ausschlag.»

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