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Toto Wolff (Mercedes): Für uns ist das Glas halb leer

Von Rob La Salle
​Mercedes-Teamchef Toto Wolff über das schwierige Management seiner beiden Alphatiere Lewis Hamilton und Nico Rosberg: «Wir akzeptieren, dass das nicht einfach ist.»

Die Testarbeit auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya läuft. Die Piste ist nach Regen in der Nacht und in den Morgen hinein noch nass, die Piloten sind mit den grün markierten Intermediate-Reifen unterwegs.

Weltmeister Lewis Hamilton hat eine erste Duftmarke gesetzt: Er ist nicht für eine Installationsrunde auf die Bahn gefahren, so wie die meisten anderen, sondern er ist gleich für eine fliegende Runde draussen geblieben. Als wolle der Champion der Konkurrenz zeigen: «Wir sind euch schon wieder einen Schritt voraus.»

Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dass der zweite aufeinanderfolgende Winter mit nur wenigen Regeländerungen den Druck auf die Formel 1-Gemeinschaft reduzieren würde. Tatsächlich ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Unter solchen Bedingungen unterliegt der Fortschritt dem Gesetz sinkender Erträge. Umso entscheidender ist die Suche nach jeder Millisekunde Leistungsfähigkeit.

«Während des Winters war es für das Team die grösste Herausforderung, herauszufinden, wie wir noch mehr Performance aus einem ohnehin schon sehr starken Power-Unit- und Chassis-Konzept herausholen konnten», bestätigt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. «Das Reglement blieb für ein weiteres Jahr relativ stabil. Aus diesem Grund beginnt die Entwicklungskurve erwartungsgemäss leicht zu verflachen. Aber als Gruppe von wettbewerbsorientierten Racern ist dies eine Herausforderung, die wir mögen – das letzte Bisschen Performance zu finden.»

«Nach den Erfolgen der letzten beiden Saisons ist es offensichtlich unser Ziel, darauf aufzubauen, was wir bislang erreicht haben. Wir wollen weiter Rennen und Weltmeisterschaften gewinnen. Aber in diesem Sport darf man nichts als selbstverständlich ansehen, oder sich auf vergangenen Erfolgen ausruhen. Alle Punkte wurden wieder auf null zurückgesetzt. Die Testfahrten haben kaum begonnen, also haben wir auch noch keine Messlatte für die Konkurrenz. Wir können aber sicher sein, dass sie stärker denn je sein werden. Demnach müssen wir unser Bestes geben. In Melbourne werden wir es dann sehen.»

«Nach dem Gewinn unseres ersten Titels 2014 haben wir Selbstvertrauen hinzugewonnen. Somit gingen wir 2015 etwas anders an. Aber unsere Grundsatz-Philosophie blieb dieselbe und das ändert sich auch 2016 nicht. Wir vertrauen unseren Leuten, aber wir haben stets einen "Das Glas ist halb leer"-Ansatz. Wir bleiben bescheiden, mit beiden Füssen auf dem Boden, und geben alles, um angefangen bei den Autos bis zu unseren Möglichkeiten als Unternehmen alles langfristig weiterzuentwickeln.»

«Im Cockpit bleibt das Fahrerduo der Mannschaft aus Brackley unverändert: Der amtierende Weltmeister Lewis Hamilton startet erneut gemeinsam mit dem zweimaligen Vizeweltmeister Nico Rosberg. Bereits in den vergangenen beiden Jahren kämpften beide Fahrer um den WM-Titel und auch in dieser Saison verspricht das teaminterne Duell jede Menge Spannung.»

«Der Zweikampf zwischen Lewis und Nico ist für uns interessant und fordernd», bestätigt Toto. «Wenn du zwei konkurrenzfähige Fahrer im gleichen Team hast und sie um die Weltmeisterschaft kämpfen, wird es niemals einfach. Aber wir akzeptieren das nicht nur, wir machen es uns zu eigen. Wir wissen auch, dass es für die Zuschauer wichtig ist, Spitzenfahrer zu erleben, die sowohl die Werkzeuge haben, um erfolgreich zu sein, als auch damit frei fahren dürfen. Das haben wir in den vergangenen beiden Jahren so praktiziert und das werden wir in diesem Jahr so fortsetzen. Beide Fahrer sind Profis. Sie wissen, dass hinter ihnen und dem Team ein grosses Unternehmen und eine sehr starke Marke stehen. Ich hoffe, dass der enge Wettbewerb zwischen ihnen genauso weitergeht.»

Freude über Wehrlein und Ocon

Die Talente im Silberpfeil-Team sitzen aber nicht nur am Steuer des W07. Die Mercedes-Benz Junioren Pascal Wehrlein und Esteban Ocon sehen sich in diesem Jahr frischen Herausforderungen auf ihrem gemeinsamen Karrierepfad mit dem Stern gegenüber.

«Mit Blick auf die Zukunft befinden wir uns in der gleichfalls glücklichen wie bedauernswerten Situation, zwei der besten Nachwuchsfahrer der Welt zu unterstützen, aber keine freien Renncockpits in unserem Team für sie zu besitzen», sagt Toto. «Entsprechend freuen wir uns sehr, für sie andere Wege in die Formel 1 gefunden zu haben, um ihre Entwicklung im bestmöglichen Umfeld weiter voranzutreiben.»

«Pascal hat ein Renncockpit bei Manor – einem Team voller grossartiger Menschen, das aber viel kleiner ist als Mercedes und eine ganz andere Struktur besitzt, als er es von uns gewohnt ist. Nun muss er beweisen, dass er das Zeug dazu besitzt, in einem neuen Umfeld ein erfolgreicher Formel-1-Fahrer zu sein.»

«Esteban ist neben seinem Engagement in der DTM dritter Fahrer bei Renault und nimmt an einigen Freitags-Trainings und Tests teil, um so den nächsten Schritt in seinem Entwicklungsprozess zu machen. Es ist schön, zu sehen, dass junge Fahrer durch die Unterstützung von Herstellern und etablierten Nachwuchsprogrammen wie dem von Red Bull auf Basis ihrer Leistungen in die Formel 1 kommen können. Hoffentlich wird es für beide ein produktives Jahr.»

Toto Wolff über das Reglement 2017

Darüber hinaus stehen weitere Veränderungen für die Königsklasse des Motorsports ins Haus. Im Jahr 2017 soll der Trend zu einem stabilen Reglement verschwinden. Entsprechend ist die Zukunft der Formel 1 ein heißes Thema im Fahrerlager. Aber auch in der kommenden Saison erwarten uns jede Menge positiver Geschichten.

«Wir sind offen für Regeländerungen», sagt Toto. «Mit Blick auf die Power-Unit sind wir vielleicht ein wenig konservativer. Als die Teams und die FIA vor einigen Jahren beschlossen haben, das V6 Hybrid-Paket einzuführen, war es klar, dass dafür ein erhebliches Entwicklungsbudget benötigt werden würde. Alle vier Hersteller vertrauten dabei auf diese Regeln – jetzt benötigen wir Stabilität, um dieses Investment zu schützen. Auf der Chassis- und Aerodynamik-Seite nehmen wir neue Herausforderungen gerne an, so lange sie Sinn ergeben. Es ist wichtig, dass die Autos schneller werden, das wurde von der Strategiegruppe verlangt. Aber auch, dass wir weiterhin Überholmanöver sehen und das Fahren wieder eine größere Herausforderung darstellt. Aber diese Dinge in ein Reglement zu Giessen, ist keine einfache Aufgabe.»

«Es gibt aber auch im Hier und Jetzt viele positive Geschichten rund um die Formel 1. Ich glaube, dass wir als Sport nicht oft genug darüber reden. Die Rückkehr von Renault als Werksteam ist eine grossartige Nachricht – ebenso wie der Einstieg von Haas, der hoffentlich mehr Aufmerksamkeit für die Formel 1 in den USA bewirken wird. Für die Marke Mercedes ist es fantastisch, wieder vor unseren heimischen Fans in Deutschland zu fahren. Und dann gibt es noch ein neues Rennen in Baku, wo die meisten von uns noch nie gewesen sind. Ich bin überzeugt, dass das eine interessante Erfahrung wird. Uns erwartet ein Kalender mit 21 Rennen in beinahe allen Teilen der Welt. Das stellt eine Herausforderung für alle dar, die in unserem Sport arbeiten, ist zugleich aber auch eine fantastische Bühne für die Formel 1.»

Die wichtigsten Termine

Präsentationen/Roll-out
29. Februar: Präsentation Toro Rosso (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Präsentation Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)

Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)

1. Barcelona-Test: So wird gefahren
Mercedes
Montag 22. und Mittwoch 24. Lewis Hamilton
Dienstag 23. und Donnerstag 25. Nico Rosberg
Ferrari
Montag und Donnerstag Sebastian Vettel
Dienstag und Mittwoch Kimi Räikkönen
Williams
Montag und Dienstag Valtteri Bottas
Mittwoch und Donnerstag Felipe Massa
Red Bull Racing
Montag und Dienstag Daniel Ricciardo
Mittwoch und Donnerstag Daniil Kvyat
Force India
Montag und Donnerstag Alfonso Celis
Dienstag Sergio Pérez
Mittwoch Nico Hülkenberg
Toro Rosso
Montag und Mittwoch: Carlos Sainz
Dienstag und Donnerstag: Max Verstappen
Sauber (mit 2015er Auto in neuer Lackierung)
Montag und Dienstag Marcus Ericsson
Mittwoch und Donnerstag Felipe Nasr
McLaren-Honda
Montag und Mittwoch Jenson Button
Dienstag und Donnerstag Fernando Alonso
Manor Racing
Montag und Dienstag Pascal Wehrlein
Mittwoch und Donnerstag Rio Haryanto
Renault
Montag und Dienstag Jolyon Plamer
Mittwoch und Donnerstag Kevin Magnussen
Haas F1
Montag und Mittwoch Romain Grosjean
Dienstag und Donnerstag Esteban Gutiérrez

Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert

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