Daniil Kvyat zu Sebastian Vettel: «Ich ändere nichts»

Von Mathias Brunner
​Das Timing ist perfekt: Vor dem Heimrennen in Sotschi zeigte Red Bull Racing-Pilot Daniil Kvyat in China ein saustarkes Rennen. Und Geburtstag hatte der nunmehr 22-Jährige obendrein.

Die russischen Rennorganisatoren hätten sich keine bessere Werbekampagne wünschen können: Beim China-GP legte sich Red Bull Racing-Fahrer Daniil Kvyat mit Ferrari-Star Sebastian Vettel an, bevor der Russe famoser Dritter in Shanghai wurde, das lockt zweifellos zusätzlich Fans nach Sotschi.

Kvyat traute sich hier in Sotschi wie 2015 aufs Eis: Vor einem Jahr spielte er mit der lokalen Eishockeymannschaft, dieses Mal sauste er den olympischen Bobkanal hinunter. Und Geburtstag hatte er obendrein: Am 26. April wurde er 22 Jahre jung.

Das Verbalduell zwischen Kvyat und Vettel war einer der grossen Aufreger in Shanghai. Der vierfache Weltmeister vertrat die Meinung, der Russe sei zu ungestüm gewesen, wäre er, Vettel, nicht zur Seite gezuckt, dann hätte es gekracht. Hat es dann auch, aber nicht mit Kvyat, sondern zwischen Vettel und ausgerechnet seinem Ferrari-Stallgefährten Kim Räikkönen.

Die meisten Fans und Fachleute waren sich freilich einig: Auslöser der Situation zu vieler Rennwagen auf zu wenig Raum war eigentlich Kimi, der nach einem Ausrutscher auf die Ideallinie zurückkehrte, Vettel geriet ins Sandwich zwischen Kimi links und Kvyat rechts, und dass Daniil in die Lücke sticht, liegt in der Natur des Rennfahrers, Vettel selber hätte nichts anderes getan.
Dennoch: Kvyat spielte nach dem Rennen nicht Mäuschen, sondern gab Vettel kontra. Und Daniil sieht keine Grund, warum er seine Meinung ändern sollte.

Im Rahmen seiner Bobfahrt sagt der gegenwärtige WM-Siebte zu seiner zweiten Podestfahrt nach Ungarn 2015 (da wurde er sogar Zweiter): «Ich sehe nicht ein, wieso ich beim nächsten Mal etwas anders machen sollte. Grundsätzlich habe ich nur getan, was ich in meiner Karriere immer getan habe – ich habe eine Lücke entdeckt, und ich habe diese Chance genutzt. So einfach ist das. Der einzige Unterschied: Durch die Nachbeben nach dem Rennen hat diese Situation so viel Publicity erhalten. Es war vielleicht das Manöver, das am meisten Aufmerksamkeit erhalten hat, seit ich Rennen fahre.»

«Die erste Kurve nach dem Start eines Grands Prix bietet immer Möglichkeiten, und wenn jemand die Tür so weit offen lässt, dann ist das natürlich eine Einladung. Ich kenne die anderen Racer. Sie hassen es, wenn sie den Gegner ungewollt eine solche Möglichkeit bieten. Du musst auf alles gefasst sein, und die Ferrari-Piloten waren das offenbar nicht.»

«Diskussionen nach einem Grand Prix finde ich grundsätzlich gut. Nach einem Rennen fliesst noch immer das Adrenalin, die Emotionen kochen hoch. Das alles hat eine kleine Kontroverse ergeben, so etwas gehört zur Formel 1. Er hat seine Meinung gesagt, ich habe meinen Standpunkt klar gemacht. Ich glaube, ich bin im Recht. Ich weiss nicht, ob er mich nun mit anderen Augen sieht, ich für meinen Teil hege den gleichen Respekt für ihn wie vorher. Das bedeutet aber nicht, dass ich brav vom Gas gehe. Wenn Sebastian nochmals Diskussionsbedarf hat, dann darf er gerne bei mir anklopfen. Aber er sollte nicht darauf warten, dass ich seiner Meinung bin.»

«Aber Shanghai liegt hinter mir, ich blicke vorwärts. Aufs Heimrennen freust du dich immer besonders, aber vor allem haben wir bislang auf jeder Art Rennstrecke tollen Renn-Speed gehabt, das macht mir Mut für Sotschi. Und wir legen auch im Qualifying Stück um Stück zu. In Bahrain und China brauchst du tüchtig Motorleistung, und doch konnten wir Ferrari in Atem halten. Und zwar mit der gleichen Reifenmischung. Daher sehe ich keinen Grund, wieso wir nicht auch in Russland ein gutes Ergebnis einfahren sollten.»

Unangehemes Thema: Viele sehen Kvyat mit der Hand an der Ausgangstür von Red Bull Racing – weil Max Verstappen 2017 von Toro Rosso ins Red-Bull-Hauptteam befördert werden soll. Kvyat bleibt gelassen: «Mehr als gute Ergebnisse einfahren, kann ich nicht. Ich sehe meine Zukunft mit Red Bull, ich träume von einem GP-Sieg. Ich will dem Team anhaltend beweisen, dass ich meinen Platz hier verdiene.»

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