Familie Jules Bianchi: Klagen gegen FIA, Marussia, F1

Von Mathias Brunner
Jules und Philippe Bianchi

Jules und Philippe Bianchi

​Was Philippe Bianchi, Vater des im Juli 2015 verstorbenen Formel-1-Piloten Jules Bianchi, angedeutet hatte, ist Tatsache: Die französische Familie hat drei Klagen eingereicht.

Am 17. Juli 2015 ist in Nizza der junge Franzose Jules Bianchi verstorben. Nach seinem schweren Unfall am 5. Oktober 2014 in Suzuka war der Marussia-Fahrer ins Koma gefallen. Der fast 400 Seiten starke Unfallbericht des Autoverbands FIA gab dem Fahrer die Hauptschuld am Drama. Die Familie war vor den Kopf geschlagen. Jules’ Vater Philippe Bianchi stellte in den Raum, eine von der FIA aufgestellte Expertenkommission würde wohl kaum der FIA irgendwelch Schuld zuschieben.

Als Konsequenz des Unfalls führten die Regelhüter die so genannte virtuelle Safety-Car-Phase ein – wenn Rennwagen eine konstante Geschwindigkeit halten müssen, während an einer Gefahrenstelle gearbeitet wird. Zudem will die FIA 2017 einen Kopfschutz einführen (Halo oder Aeroscreen). Es muss in diesem Zusammenhang aber auch erwähnt werden: Die Sensoren ermittelten bei Bianchi eine Spitzenbelastung von mehr als 250g, kein Kopfschutz hätte die schweren Hirnverletzungen des Südfranzosen verhindern können.

Philippe Bianchi arbeitete in der zweiten Jahreshälfte 2015 mit seinen Anwälten an einer Klage. Er sagte im vergangenen Dezember: «Wenn es Verantwortliche für den Tod meines Sohnes gibt, dann müssen sie zur Rechenschaft gezogen werden.»

Die Familie Bianchi hat bestätigt, dass am Mittwoch rechtliche Schritte gegen die Formel-1-Gruppe (mit Bernie Ecclestone als Geschäftsleiter), gegen den Autoverband FIA sowie gegen Jules’ früheres Team Marussia ergriffen worden sind.

Grundlage für die Klage (bearbeitet von Stewarts Law , einer auf Prozessrecht spezialisierten Anwaltskanzlei in London) ist die Unterstellung, Rennstall, Autoverband und F1-Gruppe hätten erhebliche Fehler begangen, die in einem tragischen Zusammenspiel zum letztlich tödlich endenden Unfall führten.

Philippe Bianchi sagt: «Wir wollen Gerechtigkeit für Jules. Wir wollen, dass die Wahrheit über jene Entscheidungen ans Licht kommt, die zum Unfall unseres Sohns geführt haben. Als Familie stehen wir vor vielen unbeantworteten Fragen. Wir sind der Überzeugung, dass der Unfall von Jules und sein Tod hätten verhindert werden können, wäre eine Serie von Fehlern nicht begangen worden.»

Julian Chamberlayne von Stewarts Law sagt: «Der Tod von Jules Bianchi war vermeidbar. Der Untersuchungsbericht der FIA schlug zahlreiche Empfehlungen vor, wie die Sicherheit in der Formel 1 verbessert werden kann. Aber der Bericht hielt nicht fest, wo Fehler begangen wurden, die zum Tod von Jules führten.»

«Es war überraschend und erschütternd für die Familie, dass die FIA die Hauptschuld am Unfall Jules gegeben hat. Die Bianchi-Familie will mit diesem rechtlichen Schritt erreichen, dass die Verantwortlichen Antworten geben oder die Verantwortung übernehmen müssen, sollte ein Versagen nachgewiesen werden können.»

«Wir halten es für wichtig, dass gegenwärtige und künftige Fahrer mit Vertrauen sagen können – Sicherheit hat Vorrang. Hätte dies in Suzuka 2014 gegolten, wäre Jules Bianchi in aller Wahrscheinlichkeit noch am Leben und könnte in einem Sport antreten, den er über alles geliebt hat.»

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