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Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg: Vertrauen weg

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg, ein Dauerbrenner

Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg, ein Dauerbrenner

​Spitzenpiloten spielen das gerne herunter. Aber natürlich beschädigt eine Niederlage das Nervenkostüm. Die britischen Medien sehen nach dem Österreich-GP ihren Lewis Hamilton im psychologischen Vorteil.

Fairplay ist für die Briten nicht einfach nur ein Wort, sondern eine Lebenseinstellung. Wer das auch so sieht, der ist nach dem Österreich-GP ein wenig betupft. Lewis Hamilton wurde nach dem Formel-1-Lauf auf dem Red Bull Ring von einem erheblichen Teil des Publikums ausgebuht, nachdem er von Nico Rosberg fast von der Bahn geräumt wurde. So sehen es jedenfalls Hamilton-Fans, so sehen es viele Meinungsmacher in Grossbritannien.

Natürlich gibt es auch eine andere Seite. Wer bitteschön hat gebuht, als Hamilton seinen Dauerrivalen wiederholt an der Aussenseite von Kurven verhungern liess? Wo war da Fairplay?

Fakt ist: Wir haben eine Kollision gesehen. Der Eindruck herrscht: Rosberg wollte Hamilton mit gleicher Währung zurückzahlen, wie sie Lewis einige Male verteilt hat. Das hat nicht besonders gut funktioniert. Und nun, vor dem Heimrennen von Lewis Hamilton in Silverstone, sieht die britische Presse ihren Star im psychologischen Vorteil – weil Hamilton mit dem Schwung eines Sieges nach England zurückkommt, weil er in Silverstone immer besonders stark fährt und weil der Rückstand auf Rosberg nur noch elf Punkte beträgt (153:142), es waren einmal 47.

Tatsächlich: Lewis gewann auf eigenem Boden in den vergangenen zwei Jahren, dazu auch – damals mit McLaren – in seinem Weltmeister-Jahr 2008. Anders gesagt: In jeder Saison, in welcher Hamilton seinen Heim-Grand-Prix gewann, eroberte er auch den WM-Titel.

Nico Rosberg konnte Hamilton 2013 eine Niederlage zufügen. Bei Lewis platzte damals ein Hinterreifen. 2014 führte Rosberg überzeugend, dann aber machte sein Getriebe schlapp. Es ist also nicht so, dass der Deutsche in Silverstone keine Chance hätte.

Nicht nur die Sensationspresse ist mit Rosberg hart ins Gericht gegangen. Giles Richards vom Guardian meint: «Der psychologische Vorteil von Hamilton hat mehr Gewicht als der Rückstand von elf Punkten. Die Beziehung zwischen Rosberg und Hamilton war schon vor Österreich angespannt, was auf dem Red Bull Ring passiert ist, das stachelt diese Rivalität nur noch mehr an. Dies ist ein Stoff, aus dem Legenden gewoben werden und schwächere Männer zerbrechen.»

Mein Kollege Daniel Johnson vom Telegraph ist der Ansicht: «Die Glaubwürdigkeit von Rosberg ist beschädigt, sein Ansehen verringert. Denn sein Manöver zeugte von Verzweiflung, seine Erklärung war wunderlich. Die Funktionsfähigkeit von Rosberg und Hamilton steht auf dem Prüfstand. Keiner vertraut dem anderen mehr, um fair Rad an Rad zu kämpfen.»

Kevin Eason kommentiert in der Times: «Auf dem Siegerpodest sah Hamilton wie ein Champion aus, unmittelbar neben einem verzweifelt wirkenden Rosberg. Ungeacht der Zuversicht, die Rosberg immer nach aussen zeigt – dieses Psycho-Drama setzt Nico zu. Nicht nur in den letzten Momenten dieses Rennens, auch nachher, als er entweder sich selber davon überzeugen konnte, im Recht zu sein, oder er ist einfach zu blind, um die Wahrheit zu erkennen. Vielleicht ist dies Nico Rosbergs letzte Chance, es seinem Vater Keke gleich zu tun und Weltmeister zu werden.»

Teamchef Toto Wolff hat in den Raum gestellt, dass Mercedes auf Stallorder zurückgreifen könnte, um die beiden Alphatiere in den Griff zu bekommen. Kevin Eason weiter: «Will Mercedes wirklich einem dreifachen Weltmeister sagen, er solle seinen Instinkt eindämmen und brav hinterher fahren? Oder will Mercedes Urheber eines atremraubenden Epos sein, bei dem wir solche Höhepunkte von Grands Prix erleben dürfen? Genau genommen hat Mercedes überhaupt keine Wahl.»

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