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Toto Wolff (Mercedes) über das Reifenrätsel Belgien

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Toto Wolff, Teamchef von Formel-1-Weltmeister Mercedes-Benz, über die ungewöhnlichen Verhältnisse in Belgien, den letzten Startplatz von Lewis Hamilton und die Junioren Wehrlein und Ocon.
Toto, wenn ein Mercedes-Fahrer von der weichen auf die superweiche Reifenmischung wechselt, scheint er nicht jenen Vorteil der Walzen zu erhalten, den Piloten anderer Fahrzeuge geniessen. Warum ist das so?

Es stimmt, wir tun uns bei diesem Schritt schwerer. Die Reifen überhitzen und werfen Blasen. Das ist seltsam. Wir vermuten, es liegt an einer Kombination aus hohen Umgebungstemperaturen und Pistenoberfläche. Als Konsequenz ist der übliche Zeitgewinn von ungefähr einer Sekunde zwischen dem weichen und dem superweichen Reifen nicht da. Der superweiche Reifen baut einfach zu schnell ab. Unsere Fahrer sagen, dass der Reifen schon nach kurzer Zeit nachlässt. Ich würde also sagen – die Leistung auf dem weichen Reifen liegt in unserem normalen Rahmen. Aber wir schaffen es nicht, das Beste aus dem superweichen Reifen zu holen.

Wenn wir festhalten, dass Mercedes hier nicht so überlegen ist wie auf anderen Strecken, war es da weise, die Strafe von Lewis Hamilton hinzunehmen?

Früher oder später waren wir dazu gezwungen. Aber ist richtig: Wenn wir uns die Abstände zwischen den Rennwagen anschauen, dann wird es für ihn nicht einfach sein, sich durchs Feld zu kämpfen. Insofern wäre Monza vielleicht klüger gewesen. Aber wir haben uns nun mal zu diesem Schritt entschlossen.

Ihr habt hier Verbesserungen am Motor gebracht, das hat ja zur Entscheidung beigetragen, nicht nur Nico die jüngste Spezifikation zu geben, sondern eben auch Lewis. Nun hat Hamilton drei frische Aggregate gezogen. Was passiert nun jedoch, solltet ihr nochmals ein Upgrade bringen, was von den Entwicklungswertmarken denkbar ist. Ist dann Lewis nicht eingeschränkt, weil er davon nicht profitieren kann, ohne nochmals eine Strafe zu erhalten?

In so einer Situation gibt es kein perfektes Szenario. Wenn wir ein kraftvolleres Triebwerk bringen, dann wäre das für Hamilton ein Nachteil. Aber von der Arbeit auf den Prüfständen her sage ich: Es gibt keinen so markanten Fortschritt mehr für den letzten Teil der WM. Die Vorteile, hier drei frische Motoren einzuführen, die Lewis an den letzten neun Wochenenden einsetzen kann, das überwiegt deutlich einen theoretischen Nachteil, wenn die letzte Motorspezifikation nur Nico zur Verfügung steht.

Die Sekunden nach dem Start sind oft kritisch mehr, es hat oft in der La Source gekracht. Muss das nicht zur Überlegung führen, Lewis aus der Boxengasse losfahren zu lassen?

Darüber müssen wir noch reden. Das ist ein Thema.

Pirelli will in Malaysia eine neue Reifenkonstruktion einführen, die widerstandsfähiger sein soll. Das bedingt aber die Zustimmung aller Rennställe. Bist du dafür?

Wenn wir helfen können, dass Pirelli im Hinblick auf 2017 bessere Arbeit machen kann, dann bin ich dafür. Selbst wenn ich kein Freund von Änderungen während der Saison bin.

Vor ein paar Jahren wurde mal von einem Junior-Team in der Formel 1 geredet. Nun fahren deine Nachwuchsfahrer Wehrlein und Ocon beide bei Manor. Hat sich da was geändert?

Nein. Aber wir haben bei Max Verstappen erkannt, dass uns tolle Talente durch die Lappen gehen können, weil wir für sie keinen Platz haben. Wir haben Pascal dann bei Manor unterbringen können, und weil Rio Haryanto in Schwierigkeiten geriet, ergab sich eine Möglichkeit für Esteban. Unser Verhältnis zu Manor hat sich geändert. Aber wir unterstützen sie nicht. Wir planen keine Anteile zu kaufen. Es wird keine Übernahme geben. Das Hauptziel bleibt, mit Mercedes WM-Titel zu gewinnen. Wir können eine Partnerschaft vertiefen. Aber wir planen nicht darüber hinaus.

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