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IVM bleibt bei IDM-Schweigegelübde

Von Esther Babel
Der Gang in eine ungewisse IDM-Zukunft

Der Gang in eine ungewisse IDM-Zukunft

Keine Antwort ist auch eine Antwort. Die Arbeitsgruppe Motorrad im Industrieverband Motorrad hat keine Lust, weitere Fragen die IDM betreffend zu beantworten. Aber fragen kann man trotzdem.

Die Kommunikation war ja schon während der IDM-Saison 2017 nicht ihre Stärke.

Sicherlich muss man als Fahrer und Fan dankbar sein, dass die Hersteller und Importeure im Jahr 2017 schön viel Geld auf einen Haufen geschmissen haben, um das nach DMSB-Statuten höchste deutsche Motorradsport-Prädikat nach der Übernahme von MotorEvents als Promoter in eine neue Richtung zu navigieren. Daraus gemacht wurde herzlich wenig. Nach sechs Monaten ist die Luft raus und die Begeisterung erloschen.

Inzwischen wurde das hässliche Entlein IDM unsanft von der Bettkante gestoßen. In einem Dreizeiler verkündete die AGM mal flott das Ende der IDM als Serie, da kein tragfähiges Konzept gefunden werden konnte. Es sitzen also Deutschlands dominierende Hersteller und Importeure am Tisch, alle seit Jahren mit finanziellem und technischen Einsatz dabei, mit dabei ein als Ausrichter und Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit zuständiges und nicht gerade kleines Verlagsunternehmen und am Rande noch mit dabei der DMSB, der immerhin noch die Sporthoheit inne hat und Besitzer der Rechte und somit der Serie ist. Und was wird dann veröffentlicht? Eine Handvoll Sätze, die einer 70 Jahre alten Meisterschaft den Rest geben.

Schon okay, wenn die AGM kein tragfähiges Konzept entwickeln konnte. Jeder kann mit seinem Geld machen, was er will. Doch sowie man während der Saison in manchen Bereichen Professionalität vermisst hat, genauso geht es mit der nun veröffentlichten Pressemitteilung weiter. «Setzen, Sechs», kann man da nur sagen.

Den Aussichten auf mögliche andere Szenarien und Konzepte wurde mit diesem Dreizeiler komplett der Wind aus den Segeln genommen. IDM? Ist das nicht die Serie, die eh schon abgesagt ist? Schnell weg.

Sogar bis nach Spanien war diese Nachricht noch am gleichen Tag durchgedrungen. Der ehemalige IDM Superbike-Champion und heutige Top-Pilot in der Superbike-WM Xavi Forés postete bei Facebook ein Bild mit seiner damaligen Meister-Ducati. «Ich bin stolz, ein Teil davon gewesen zu sein», schreibt er. «Schade, dass es die IDM 2018 nicht mehr gibt.» Prima gemacht, Botschaft angekommen. Wenn es denn das Ziel gewesen sein soll, der Meisterschaft den Todesstoß zu versetzen.

Kurz vor dem IDM-Finale auf dem Hockenheimring kam auch die Antwort auf eine SPEEDWEEK.com-Interview-Anfrage an die AGM und den IVM, die in Kopie auch bei Henning Putzke (BMW Motorrad und Sprecher der AGM) und Jan Breckwoldt (Suzuki) als seinem Stellvertreter auf dem Schreibtisch gelandet war.

«Vielen Dank für Ihre Mail an unsere Arbeitsgruppensprecher und den IVM», schreibt IVM-Hauptgeschäftsführer Rainer Brendicke. «Bezüglich Ihres Fragenkatalogs darf ich Ihnen mitteilen, dass wir als Arbeitsgruppe Motorsport im IVM gern auf unsere Ihnen bekannte Pressemitteilung verweisen möchten und nicht planen, zusätzliche Informationen an die Presse weiterzuleiten.»

Die an den IVM gestellten Fragen:

– Der IVM hat in seiner Pressemitteilung vom Montag den 18. September das Ende der IDM für 2018 verkündet. Das kann aber in Wirklich nur der DMSB. Müsste es nicht richtiger heißen, dass sich die Arbeitsgruppe in der bisherigen Form zurückzieht?

– Herr Wolfgang Wagner-Sachs, DMSB- Präsidiumsmitglied, spricht von einer längeren mit dem IVM getroffenen Vereinbarung. Wie schaut es damit aus? Der DMSB schien nicht mit der aktuellen Entwicklung gerechnet zu haben.

– Wie kam es zu dem plötzlichen Entschluss? Beim IDM-Lauf in Oschersleben gab es ein Treffen zwischen AGM und den IDM-Teamchefs; es erschien alles noch recht positiv. Konntet ihr als Hersteller oder Importeure untereinander keinen Konsens finden oder gab es keine Basis mehr zwischen IVM und dem Action Team?

– Hattet ihr euch als Gruppe im IVM mehr versprochen von eurem Engagement? Wurde der Spaß teuer als gedacht? Wie stellt sich für die AGM die Entwicklung der Serie dar?

– Solch einen Zusammenschluss und das professionelle Klima zwischen den beteiligten Herstellern und Importeuren gab es vorher noch in keiner Serie. Immerhin seid ihr alles Konkurrenten. Wird jetzt wieder jeder zum Einzelkämpfer?

– Die Partner in der AGM waren durch den IDM-Pool schon länger in der IDM engagiert. Als AGM unter dem Dach des IVM dauerte der Spaß jetzt gerade mal sechs Monate. Ehrlich gesagt hat man da an eine länger andauernde strategische Ausrichtung geglaubt. Sind sechs Monate nicht zu kurz gedacht, um mit einer nationalen Serie von 0 auf 100 durchzustarten?

– Bei der Superbike-WM auf dem Lausitzring konnten in allen drei Klassen die Wildcard-Piloten aus der IDM in die Top-Ten oder Punkte fahren. Das sollte doch eigentlich für das Produkt IDM sprechen. Warum tut es das nicht?

– Die AGM ist zwar als Promoter aufgetreten, den Job der Vermarktung habt ihr aber anderen überlassen. Wirklich viel passiert ist bei der Außendarstellung der IDM nicht. Im Vergleich zu den Vorjahren eher weniger als mehr. Es gab zwar neue Ideen, aber was nützen die, wenn sie ausser dem Inner Circle keiner kennt. Muss sich da die AGM nicht auch an die eigenen Nasen fassen, dass so wenig vorwärts ging? Hat sich die AGM zu sehr auf andere verlassen?

– Auf den nationalen Motorradrennsport kommen erst einmal harten Zeiten zu. Wird das in Zukunft im Industrieverband Motorrad noch irgendwen interessieren?

Antworten? Leider ist dem IVM dazu nichts eingefallen.

Und noch viel mehr Fragen

Auch bei Gesprächen mit Kollegen und IDM-Engagierten reißt der Strom der Fragen nicht ab. Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm. Ein Schicksal, dass wir nun gemeinsam teilen. Denn auch auf Fragen, was hinter den Kulissen vorgegangen ist, wird es keine Antworten geben.

In den Raum stellen kann man die Fragen dennoch:

– Welches Konzept wurde innerhalb der AGM für die IDM 2017 hinsichtlich Vermarktungszielen und -ansprüchen im Vorfeld erarbeitet?

– Wer zeichnet sich verantwortlich für die Auswahl und Ausrichtung der Kommunikationsmittel zur IDM 2017? Man denkt da an die Vernachlässigung der Social-Media Kanäle, keine eigene Webseite, ganzseitige Anzeigen lediglich in hauseigenen Blättern des Ausrichters, gerne auch in Automobiltiteln.

– Warum gab es keine Trennung der IDM von Inhalten des Ausrichters, der zum Beispiel als Absender sämtlicher Kommunikation zu finden war und damit tabu für alle Mitbewerber?

– Warum gab es keine offensive Nutzung des Händlernetzes, gerade auch lokal im Umfeld des jeweiligen Events und keine deutlich günstigeren Online-Werbemaßnahmen in Facebook, Google und Co.

– Stichwort Controlling: Gab es seitens der AGM eine Überwachung der anfallenden Kosten und eine Prüfung der Vermarktungskonzepte? In den hauseigenen Marketingabteilungen säßen hierfür ja eigentlich Spezialisten.

– Es wird – auch für eine mögliche Zukunft der IDM – viel über Kostensenkung geredet. Inwiefern können oder konnten die Hersteller hier auch z.B. gegenüber den Rennstreckenbetreibern stark auftreten, wenn es um Streckenmiete und so weiter geht? Stichwort Rabatte, Einbindung der Rennstrecken in die Förderung des Motorradsport.

– Mit einem Teil des derzeit kolportierten Sponsoring-Budgets hätte der alte Promoter eine verlustfreie IDM veranstalten können und – bei geeignetem Personal – auch in der Vermarktung bessere Wege beschreiten können. Wieso wurde nicht vorher schon investiert?

– Wie konnte es zu einer «offiziellen Absage» der IDM 2018 über eine PR-Mitteilung Ihrerseits kommen, wo sie doch rechtlich gesehen ähnlich wie der Promoter in 2016 lediglich die Kündigung ihres Engagements an den DMSB und danach ggf. auch öffentlich bekannt machen konnten? Wer kommt für diesen enormen Imageschaden für die IDM auf?

– Wieso wurden Hilfsangebote z.B. seitens Motor Events aber auch von Dritten nicht in Anspruch genommen, wenn offenbar der beauftragte Ausrichter / Vermarkter keinerlei Erfahrung und Expertise hinsichtlich der IDM hatte? Vor dem Auftrag 2017 durch den IVM war der letzte IDM Artikel auf der Internetseite des diesjährigen Ausrichters der Rennkalender 2015.

– Wurde das eingesetzte Personal auf Ausrichter- und Promoterseite von Ihnen auf Qualität und Befähigung überprüft? Wie erklärt man Online-Redaktionspraktikanten aus Auto- und Pferdesport, die für Inhalte in den sozialen Netzwerken verantwortlich waren?

– Wie kommt es, dass offenbar auch die Hersteller (u.a. mit BMW, Honda & Suzuki ja auch Töchter großer Automobilkonzerne) offenbar keinen Einfluss auf den ADAC geltend machen können, wenn es um den Alleingang des Vereins im Bereich Junior Cup / NEC Moto3 und der IDM geht?

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