Quo Vadis Schleiz?
Esther Babel
Seit 20 Jahren wird auf dem Schleizer Dreieck gesamtdeutscher Motorsport betrieben. Und wenn ich mich recht besinne, habe ich wohl keines der IDM-, damals noch DM-Rennen verpasst. Es wird ja eigentlich mal Zeit, dass ich zum Ehrenbürger gemacht werde.
Doch manche Dinge ändern sich nie. Mit einem, von einem nicht gerade auf Kundenfreundlichkeit gepolten Sicherheitsbeamten, gebrummten «weiss ich nicht» wurde ich klassisch empfangen. Die Antwort auf meine klassische Frage, «wo bitte soll ich hier parken». Erstens die Frage, warum mutieren manche Menschen zum Extrem-Muffel, sobald sie sich einen eher weniger feschen Ultra-Kurzhaarschnitt verpassen, sich in eine schwarze Kluft schmeissen und Security auf dem Rücken stehen haben? Nein, ich erzittere nicht vor lauter Angst, vor soviel Autorität. Ich würde gerne den Chef anrufen und seinen Jungs und Mädels mal einen Benimmkurs empfehlen. Die zweite Frage, warum wissen die nie, mal ganz unabhängig von der Rennstrecke, was über die Parkplätze? Wo Parkplätze doch meine geheime Leidenschaft sind. Ich wurde im Vorfeld darüber informiert, dass die Media-Parkplätze beim Fussballplatz sind. Schön, dass wir darüber gesprochen haben, schade, dass der Sympathie-Bolzen am Eingang nichts davon wusste.
Zum Abenteuer wurde wie in jedem Jahr der Toiletten-Besuch. Im unteren Fahrerlager standen zwei Container, einer zum Duschen, einer mit Toiletten. Trotz genauem Hinsehen, konnte ich nur drei WCs entdecken. Irrtum nicht ausgeschlossen. Da sich das untere Fahrerlager immer mehr ausdehnt und die Teilnehmerzahl ständig steigt, überlasse ich den Rest gerne der Fantasie jedes einzelnen. Auf jeden Fall darf man es nicht eilig haben.
Die Toiletten beim Presseraum haben nach wie vor ein unnachahmliches Nachkriegsflair. Man sollte eine ansatzweise schlanke Figur haben. Speckis und Grossgewachsene müssen draussen bleiben oder laufen Gefahr, sich in den Winz-Toiletten bei der Verrichtung ihres Geschäfts, die Stirn an der Tür blutig zu schlagen. Als Trost, zumindest für die Herren, wurde am Freitagabend eine ungemein attraktive Raumpflegerin vorbeigeschickt. Die Frage nach der Augenfarbe konnte mir allerdings keiner der interessierten Beobachter nennen, dann schon eher die Körbchengrösse.
Doch der Fortschritt macht auch vor Schleiz nicht Halt. Der Internet-Zugang hat, fast immer, funktioniert. W-Lan eher weniger, aber Frau Schlaumeier ist mit einem vier Meter langen Daten-Kabel ausgerüstet und konnte sich auch ohne das gelegentlich schwächelnde W-Lan auf der Datenautobahn bewegen.
Die Zukunft des Schleizer Dreiecks steht in den Sternen. Die Hintergründe gibt es ab heute (17.August) in der aktuellen Print-Ausgabe von SPEEDWEEK. Es wird geklagt, demonstriert, gestrittten. Die Stadt selbst träumt nach wie vor von einer permanenten Rennstrecke und träumt den noch grösseren Traum von einem privaten Investor. Zahlreiche Anwohner sind genervt, dass im Sommer an unzähligen Wochenenden vom Motorrad über Seitenwagen bis hin zu Autos alles was Räder hat, mit lautem Getöse durch den Vorgarten ballert.
Es war schon immer eine Stärke der Schleizer, aus ihren oft beschränkten Möglichkeiten das Maximum rauszuholen. Irgendwie wurde immer irgendwas doch noch organisiert. Auch wenn ich bis heute nicht weiss, was ein Dispatcher, der ständig ausgerufen wird, eigentlich genau ist. Gemeinsam an einem Strang ziehen gehört bis heute eher nicht zu einer der herausragenden Schleizer Eigenschaften. Oft geht es zu wie beim Zickenalarm in einem Grossraumbüro.
Doch Einigkeit ist angesagt, wenn es weitergehen soll. Nachher fehlt mir im Leben noch was, wenn ich meine alljährliche Schleiz-Reise nicht mehr antreten darf.