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Thomas Gradinger: Freudentränen statt Meister-Shirt

Von Esther Babel
In der Motorsportarena kürt sich der IDM-Supersport-600-Pilot vorzeitig zum Meister. Zu früh für das Team MPB. Im Training hatte der Österreicher noch gewackelt, ließ sich aber in den Rennen nicht aus der Ruhe bringen.

Thomas Gradinger kam nach seinen Erfolgen der letzten Wochenenden als Führender der IDM Supersport 600 nach Oschersleben gereist. Zwischendurch hatte der Österreicher noch einen kleinen Abstecher an den Lausitzring gemacht, wo er sich mit einer Wildcard für die Supersport-600-Weltmeisterschaft und einem Top-Ten-Platz erstmals auf der internationalen WM-Bühne präsentierte hatte.

Einen Blick auf die IDM-Tabelle hatte der Österreicher schon geworfen, liess sich aber durch den möglichten Titelgewinn nicht aus der Ruhe bringen. «Zwei Mal gewinnen ist der Plan», erklärte er vor dem ersten Training. «Aber wenn irgendwer vor mir ist, reite ich auch keine sinnlose Harakiri-Aktion.»

Zwei Ausrutscher waren bei Gradinger im Training fällig, doch am Samstag eroberte sich der Österreicher die Pole-Position. Ausruhen war aber nicht angesagt. «Ja, war nicht schlecht», so sein Urteil. «Aber die anderen hängen mir ganz schön im Nacken.» Im Rennen hatte Gradinger alles unter Kontrolle. Auch wenn ihm zu Beginn sein Dauerkonkurrent in Sachen Titelkampf, Kevin Wahr, für seinen Geschmack etwas zu sehr auf die Pelle rückte. Mit der schnellsten Rennrunde legte der Yamaha-Pilot noch eine Schippe drauf. Bis auf zwei Sekunden baute er seinen Vorsprung aus, fuhr das Rennen kontrolliert zu Ende und holte erneut den Sieg. Weitere fünf Punkte machte er gegenüber seinem Dauerrivalen gut.

Im zweiten Rennen mussten die Piloten auf regennasser Strecke, die allerdings rasch abtrocknete, losfahren. Man tastete sich vorsichtiger als gewohnt an die schwierigen Streckenverhältnisse heran und drehte mit zunehmender Distanz den Gashahn weiter auf. Auch Thomas Gradinger, der am Ende als sicherer Zweiter im Ziel landete. Mehr Risiko war auch nicht nötig. Denn damit baute er seinen Vorsprung soweit aus, dass er in der Tabelle schon vor dem Finale uneinholbar vorne lag und seinen ersten Deutschen Meister-Titel feiern durfte.

«Ich muss mich bedanken», waren seine ersten Worte auf dem Siegerpodest. «Bei meinem Team und bei meinen Eltern, die mich immer unterstützt haben, auch wenn es mal scheisse lief. Es ist einfach unbeschreiblich. Beim Vorderrad sind wir auf Nummer sicher gegangen, es ging ja auch um was. Das war zwar nicht die schlaueste Entscheidung, aber es hat über die Distanz gut gehalten. So richtig realisieren werde ich das wohl erst in den nächsten Tagen, was wir hier geschafft haben.»

Teamchef Marcel Bach war am Sonntag in Partystimmung. «Angefangen hat das Wochenende allerdings durchwachsen», berichtet er. «Zum Schluss dann mit einem Happy End. Wir hatten reichlich zu tun. Am Ende wurden wir in der IDM Supersport mit dem Titel belohnt. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Wir hatten noch nicht mal Meister-T-Shirts anfertigen lassen, denn ich hatte erst in Hockenheim mit dem Titel gerechnet. Für Kevin Wahr tut es mir ein wenig leid, er hatte an diesem Wochenende auch Pech. Thomas ist in den Rennen fantastisch gefahren. Großes Kompliment auch ans Team, trotz der vielen Arbeit kam nie miese Stimmung auf.»

«Thomas hat sich durch nichts irritieren lassen», so Bach weiter, «und hat super abgeliefert. Wir sind alle ziemlich überwältig. Sogar ein paar Tränen sind geflossen, aber jetzt genießen wir erst einmal unseren Erfolg. Danke ans Team, allen voran an unseren Technik-Chef Thomas Kubiak. Jetzt freuen wir uns auf Hockenheim.»

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