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Neue Yamaha YZF-R1: Viele Spekulationen unerfüllt

Von Rolf Lüthi
Von einem Seamless-Getriebe und variablen Steuerzeiten wurde im Vorfeld spekuliert. Nu zeigt sich: Die R1 des 2020er Jahrgangs wird ein gezielt verfeinertes, technisch solides Sportmotorrad.

Optisch ist die käufliche YZF-R1 noch näher an die im MotoGP-Rennsport eingesetzte YZF-M1 herangerückt. Die höhere Verkleidungsscheibe (welche die meisten Rennstreckenfahrer bislang mit einem Aftermarket-Teil nachrüsteten) und die direkt in den Tank übergehende Verkleidung sollen die aerodynamische Effizienz um 5 % verbessern. Ebenso wichtig ist der untere Verkleidungsteil aus Titan, welche die Auspuffanlage umschliesst und so mithilft, die auf 1. 1. 2020 in Kraft tretende Lärm- und Abgasnorm Euro 5 zu erfüllen.

Viele Hersteller rüsten ja derzeit grossvolumige und leistungsstarke Motoren mit einer variablen Ventilsteuerung nach und verkaufen dieses technische Feature, das nicht gewichtslos ist, den Kunden unter Anpreisung einer fülligeren Drehmomentkurve. Ebenso nützlich ist eine variable Ventilsteuerung jedoch, wenn es darum geht, die Abgaswerte zu optimieren. Das trifft besonders bei Motorradmotoren zu, die eine breitere Drehzahlspanne aufweisen als Automotoren.

Yamaha bleibt bei der neuen R1 bei einer ziemlich konventionellen Ventilsteuerung mit zwei obenliegenden Nockenwellen, Schlepphebeln und Titanventilen, wobei der 2020er Jahrrgang steifere Schlepphebel und neue Nockenprofile aufweist. Die unveränderte Höchstleistung von 200 PS liegt wie beim 19er Modell bei 13.550/min an.

Beibehalten wurde Yamahas Alleinstellungsmerkmal, der Crossplane genannte Reihenvierzylinder mit der Zündfolge 270-180-90-180°. Was technisch auf den ersten Blick nicht viel Sinn macht, verbessert die Verbindung Fahrerhirn-Gashand-Hinterrad erheblich. Diese Meinung vieler Landstrassen- und Rundstreckenfahrer bestätigt neben anderen auch ein gewisser Valentino Rossi.

Yamaha erfüllt Euro 5 mit einer Auspuffanlage mit vier Katalysatoren und einem umfassend modifizierten Ansaugtrakt. Neu besteht der zentrale Ansaugschnorchel aus Aluminium. Die Drosselklappenkörper wurden näher an die Brennräume gerückt, die 10-Loch-Einspritzdüsen von Bosch sind über den Einlasskanälen angebracht, was einen Ventilwinkel von 21,5° ermöglicht.

Noch tiefer in den Motorinnereien finden wir überarbeitete Kühlwasserkanäle am Zylinderkopf, grössere Kurbelwellenlager und einen überarbeiteten Ölkreislauf mit optimierter Ölkanaldimensionierung, was eine neue, kleinere Ölpumpe ermöglicht.

Das Setting von Gabel, Federbein und Lenkungsdämpfer präsentiert sich überarbeitet, und neu ist die YZF-R1 serienmässig mit dem RS11 von Bridgestone und einer verstärkten Antriebskette ausgerüstet.

Nicht die ganz grosse Revolution bei Motor und Fahrwerk, doch in die Elektronik der 2020er R1 wurde bei Yamaha viel Entwicklungsarbeit investiert. Das ABS hat nun zwei Funktionsmodi. Eine konventionelle Auslegung und den Mode BC2, bei dem die Daten des Sechsachen-Gyrosensors, namentlich auch die Parameter Schräglage und Rutschbeschleunigung einberechnet werden, um ein effizientes Kurven-ABS zu generieren. Ob das auch auf der Rundstrecke funktioniert, muss sich erst noch zeigen.

Überarbeitet ist die Launch Control, hinzugefügt auf 2020 wurde ein System zur dreistufigen Einstellung der Motorbremswirkung. Die YZF-R1 ist ab September 2020 in Blau und Schwarz erhältlich.

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