Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Jürgen Lingg über Schrötter: «Das war ein Fehler»

Von Günther Wiesinger
Marcel Schrötter

Marcel Schrötter

Im deutschen Dynavolt Intact GP-Team ist die Enttäuschung deutlich zu spüren. Marcel Schrötter hat den Kahnbeinbruch unterschätzt. «Völlig hirnrissig», stellte Ralf Waldmann fst.

Das deutsche Dynavolt Intact-GP muss jetzt ausbaden, dass Marcel Schrötter seinen Kahnbeinbruch zuerst eine Woche lang verheimlicht und danach als fragwürdige Therapie noch das 8h-Rennen in Suzuka (Platz 23) auf einer 2016er-Suzuki bestritten hat.

Nach Platz 26 am Freitag in Brünn wollte Schrötter auch am Samstag trainieren, der sichtlich erboste Teammanager Jürgen Lingg untersagte es.

Schrötter saß vor dem dritten freien Moto2-Training heute mit Manschette an der linken Hand in der Box, am Montag wird er von Dr. Herbert Werder in München operiert.

Jürgen Lingg bemühte sich, seine Enttäuschung zu verbergen. Aber für das Team steht jetzt nicht nur der zehnte WM-Rang von Schrötter auf dem Spiel, hinter ihm lauern sechs Fahrer (Syahrin, Marini, Vierge, Baldassarri, Navarro und Quartararo) innerhalb von 12 Punkten als lästige Verfolger.

Da auch die Teilnahme am Spielberg-GP äußerst fraglich ist, können diese zwölf Punkte rasch verspielt sein.

Dazu kommt: Das Intact-Team verliert Zehntausende Euro an Qualifying-Zuschüssen, TV-Geld und Startgeld durch das Nichtantreten von Schrötter.

«Was der Marcel da gemacht hat, ist völlig hirnrissig», ärgerte sich Eurosport-TV-Kommentator Ralf Waldmann. «Ich habe am Freitag gleich über Pit Beirer die Telefonnummer von Dr. Werber ausfindig gemacht. Er wird einen Titannagel einsetzen. Pit hat mir erzählt, dass sie alle Motocross-Fahrer von KTM dorthin schicken. Dr. Werber hat inzwischen eine eigene Privatklinik.»

«Marcel wollte heute am Samstag auch wieder fahren, ich habe gesagt: ‚Jetzt ist es gut.’ Es ist jetzt so, wir können es nicht mehr ändern, wir machen das Beste draus», stellte Lingg fest. «Die Hand wird jetzt operiert, dann sehen wir weiter. Ich glaube nicht, dass Marcel in Österreich nächstes Wochenende fahren kann. Man hat mir gesagt, es wäre sinnvoller und aussichtsreicher gewesen, den Bruch gleich zu operieren als zwei Wochen zu warten...»

Limgg: «Wir sind jetzt mal dabei, einen vernünftigen Ersatzfahrer zu suchen, aber das ist keine einfache Angelegenheit. Danny Kent ist ein Kandidat, der uns in den Sinn gekommen ist. Den werden wir kontaktieren.»

Aber der hat bei Kiefer Racing beim Texas-GP Reißaus genommen, weil er mit der Suter nicht zurechtkam. Fahrer wie Julián Simón, als Riding Coach von Tito Rabat in Brünn, wäre ein Anwärter, eventuell auch der Italiener Fugliano, der in Jerez bei Kiefer eingesprungen ist.

«Dass Marcel hier in Brünn nicht fahren kann, ist wirklich ärgerlich», seufzte Lingg. «Wenn ich sehe, dass der Sandro gestern hier Fünfter war und Domi Aegerter Neunter, dann wäre für Marcel bei diesem WM-Lauf einiges drinnen gewesen. Wenn ich mir die letzten Rennen so anschaue, dann war Marcel eher stärker als die beiden... Deshalb ist es umso ärgerlicher. Denn Marcel hat eine gute Steigerung gezeigt in den letzten Rennen. Er hat es zwar in den Rennen nie auf den Punkt gebracht, aber man hat bei ihm mit der Suter eine eindeutige Steigerung gesehen. Wir waren überzeugt, dass demnächst ein gutes Rennresultat kommt. Was soll ich jetzt noch dazu sagen? Das war mit Sicherheit ein Fehler von Marcel. Wir werden solche Vorkommnisse in Zukunft anders handeln, das haben wir klar besprochen.»

Lingg machte sich auch selber Vorwürfe. Aber er wurde erst von SPEEDWEEK.com über die Verletzung in Kenntnis gesetzt.

«Und dann bist du halt weit weg von Suzuka. Und jeder hat mir etwas anderes erzählt», empörte sich Lingg.

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