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Fred Corminboeuf: «Aegerter-Trennung war mein Fehler»

Von Günther Wiesinger
Das Swiss Innovative Investors Moto2-Team von Fred Corminboeuf hat schwierige Zeiten hinter sich. Der Teamchef spricht über die Fehler beim Bruch mit Domi Aegerter und seine Lehren daraus.

Von 2010 bis zum September 2016 fuhr Dominique Aegerter in einem von seinem Schweizer Förderer Olivier Métraux finanzierten Moto2-Teamn, von 2010 bis 2012 wurde es von CIP-Teambesitzer Alain Bronec betrieben, danach von Fred Corminboeuf.

Doch als Aegerter im Sommer 2016 für sich vehement den Wechsel von Kalex auf Suter forderte, Lüthi und Raffin sollten im Schweizer CGBM-Evolution weiter mit Kalex fahren, kam es zum Bruch.

Aegerter soll damals nach dem Aragón-GP vom Verhandlungstisch aufgesprungen sein und die Türe zugeschlagen haben, denn monatelang war ihm vorgegaukelt worden, so eine Lösung sei vorstellbar. Der Oberaargauer hatte 2014 auf Suter auf dem Sachsenring seinen einzigen GP-Sieg gefeiert. Mit der Kalex war ihm in knapp zwei Jahren nur ein Podestplatz (Platz 3 in Mugello) 2015) gelungen.

Aegerter wurde danach vom CGBM-Team fristlos entlassen, er durfte die letzten vier WM-Läufe 2016 nicht mehr bestreiten, weil er bei Kiefer unterschrieben hatte.

Diese Trennung nutzte mittelfristig keinem der beiden Streithähne, denn bei Kiefer gab es Budgetprobleme, nach 2016 sollte das Team sogar an einen ominösen russischen Investor verkauft werden. Und Aegerter schlitterte in die schwierigste Phase seiner Karriere.

Denn ohne den Unternehmer Métraux, dessen Vater Michel Firmen wie «elf Suisse» und Thommen Entsorgung besaß und der jahrelang Präsident der Teamvereinigung IRTA war, begann für Domi Aegerter die Zeit der finanziellen Sorgen. 2018 musste sogar ein aufwändiges Crowd Funding mit einem Abverkauf vieler Erinnerungsstücke veranstaltet werden.

Wegen des fristlosen Rausschmisses von Aegerter vor dem Japan-GP 2016 geriet das Team von Corminboeuf (47) erstens ins Gerede, zweitens wurde das Verhältnis zu Aegerter unüberbrückbar ruiniert.

«Heute ist mir bewusst, dass diese Trennung niemandem genutzt hat», räumt Fred Corminboeuf ein. «Aber zum damaligen Zeitpunkt war es schwierig für meine Sponsoren, so viel Geld für Dominique auf den Tisch zu legen, und dann hat er hinter unserem Rücken für Kiefer unterschrieben. Dazu kommt, dass ich Dominique wie einen Sohn behandelt und gesehen habe. Wir haben das Moto2-Projekt zusammen aufgebaut. Ich habe bei Dominique einen Fehler gemacht. Der Fehler war, dass ich ihm jahrelang jeden Wunsch erfüllt habe. Aber 2016 haben die erwarteten Resultate gefehlt. Als er dann zu mir kam und eine Suter forderte, habe ich entgegnet: ‚Nein.’ Danach ist der davongelaufen. Inzwischen weiß ich, dass man mehr persönlichen Abstand zu den Fahrern halten sollte. Aber Dominique war meine erste Story im GP-Sport. Ich wollte ihm immer das Beste geben, ich habe alles getan, was ich für sinnvoll gehalten habe. Aber ich war neu im Geschäft. Man findet ja im Paddock keinen Lehrer, wenn man erstmals Teambesitzer wird. Ich war der Ansicht, wenn sich der Fahrer im Team wohl und komfortabel fühlt, kann er ausgezeichnete Leistungen erbringen…»

Inzwischen hat Aegerter weder mit Kalex, Suter oder KTM seine persönlichen Erwartungen (Top-3 in der WM, konstant auf dem Podest) erfüllt.

«Wir kennen Dominique sehr gut. Wir wissen, schon kleine Details können seine Performance beeinträchtigen und ihn aus dem Gleichgewicht bringen», sagt Corminboeuf. «Im Herbst 2016 war ich der Überzeugung, Kalex sei die bessere Wahl. Ich wollte ihn ermutigen, sich Suter aus dem Kopf zu schlagen. Das hat zur Trennung von Dominique geführt. Dass es so weit gekommen ist, war mein Fehler. Wir hatten ein zu enges, persönlichen Verhältnis... Es war auch verständlich, dass danach die Fans und Medien auf seiner Seite standen.»

«Es gab 2016 nach dem Aragón-GP an drei Tagen zwei Meetings mit Dominique. Ich habe viele Gründe gehabt, warum ich keine Rückkehr zu Suter wollte», betont Teambesitzer Fred Corminboeuf. «Ich will diese alten Geschichten nicht aufwärmen, besonders jetzt, wo Dominique verletzt ist.»

Corminboeuf berichtet, Suter Industries habe 2016 unterschiedliche Pläne gehabt. «Es gab Verhandlungen mit Suter. Es gab ein Gespräch, dann ein zweites. Aber was beim ersten Meeting vorgeschlagen wurde, hatte beim zweiten Treffen ein paar Wochen später von Seiten Suters keine Gültigkeit mehr. Nachher gab es ein drittes Gespräch, worauf die Verhandlungen abgebrochen wurden. Ich hatte einen Traum im Kopf, aber dieser Traum hat sich Schritt für Schritt in Luft aufgelöst. Also traf ich die Entscheidung, 2017 alle drei Fahrer auf Kalex fahren zu lassen. Das war im Sinne meines Teams und meiner Firma.»

Aber als Aegerter weglief und Tom Lüthi nach 2017 in die MotoGP wechselte, stand das lange bestens finanzierte Schweizer Team ohne heimischen Topfahrer da. Die Sponsoren stiegen aus.

«Ich habe damals im Oktober 2016 die Entscheidung getroffen, Dominique bei den letzten vier Rennen nicht mehr einzusetzen. Vielleicht war es das ein Fehler. Aber wir waren enttäuscht, denn Dominique hat uns versichert, wir würden 2017 zusammenbleiben. Aber drei Tage später haben wir gehört, er habe bereits bei einem anderen Team unterschrieben. Klar, das ist nicht verboten. Aber ich war in dieser Situation auf mich allein gestellt. Es war eine emotionale Entscheidung. Denn ich habe viele Jahre lang für Dominique und seine Karriere gekämpft. Wir haben viele Höhen und Tiefen miteinander durchgestanden. Ich habe aus dieser Situation meine Lehren gezogen. Ich habe daraus viel gelernt.»

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