Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Marcel Schrötter: Wo muss er 2019 noch besser werden?

Von Günther Wiesinger
Marcel Schrötter beim Jerez-Test mit dem Triumph-Motor

Marcel Schrötter beim Jerez-Test mit dem Triumph-Motor

Marcel Schrötter (25) zeigte 2018 seine beste WM-Saison. Er fuhr erstmals in die Top-Ten der Gesamtwertung und eroberte den ersten Podestplatz. «Aber ich verliere in den ersten Rennrunden zu viel Zeit», meint er.

Marcel Schrötter beendete seine zweite Moto2-WM-Saison im deutschen Dynavolt Intact-GP-Team mit dem achten Gesamtrang, in Misano schaffte er mit Platz 3 seinen ersten Podestrang in der Weltmeisterschaft. Zuletzt sicherte sich der Bayer Rang 7 beim ersten großen IRTA-Test mit den 765-ccm-Dreizylinder-Motoren von Triumph.

Der Kalex-Pilot (er debütierte auf dem Sachsenring 2008 in der 125-ccm-WM) aus dem Intact-Team zeigte im Sommer beständige Leistungen, blieb aber bei den letzten vier Grand Prix manchmal hinter den Erwartungen. Da mit Pecco Bagnaia, Miguel Oliveira, Joan Mir und Fabio Quartararo vier starke Gegner in die MotoGP-Klasse aufsteigen, wachsen die Ansprüche bei Schrötter. Er weiß, dass er noch konstanter und beständiger werden muss, wenn er 2019 regelmäßig auf dem Podest landen will.

«Mir ist viel durch den Kopf gegangen, auch bei den Grand Prix in Thailand und Japan», schilderte der Moto2-Pilot im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe überlegt, was ich an den Sonntagen anders machen muss und was mir bisher einfach nicht gut genug gelungen ist. Ich habe auch gegrübelt, ob wir am Motorrad etwas suchen müssen, was im Rennen anders oder besser sein muss. Im Endeffekt sind es kleine Details, die ich jetzt lerne, weil ich erstmals da vorne mitfahre. In der Vergangenheit, wenn ich in einem guten Fall mal von Platz 6 gestartet bin, war es einfacher, dann auch im Rennen Sechster, Siebter oder Achter zu werden. Und wenn ich als Zwölfter weggefahren bin, war es vergleichsweise leicht, als 13. ins Ziel zu kommen. Ich habe mich manchmal im Rennen sogar gegenüber dem Quali-Ergebnis gesteigert, aber ich habe die Top-Jungs im Rennen nie zu sehen gekriegt.»

Schrötter: «Ich war in der vergangenen Saison bei mindestens zehn Rennen nicht mehr als 5 oder 6 Sekunden hinter dem Sieger. Das ist über eine Renndistanz gesehen überhaupt nicht viel. Aber es sah immer schlecht aus, wenn ich von Platz 2 oder 3 gestartet bin und dann Vierter, Fünfter oder Sechster geworden bin. Dabei reden wir hier von der Weltspitze, es geht da sehr eng zu, und es gab dann ein paar Gegner, die am Sonntag irgendetwas besser gemacht haben. Es gibt Details, die ich am Sonntag noch besser hinkriegen muss. Aber ich bin überzeugt, das muss ich an mir finden.»

Manchmal gewann man auch den Eindruck, Marcel haben sich nach den vierten Plätzen in Le Mans, Catalunya und Assen zu viel Druck gemacht, weil er endlich diesen verflixten ersten Podestplatz sicherstellen wollte.

«Es ging schon in Katar beim ersten Grand Prix los, dass wir eigentlich schon ziemlich nah am Podium waren», blickt Schrötter zurück. «Wir haben dann das ganze Rennen mit den KTM gekämpft, ich war dann ‘nur‘ Siebter, aber es war ein solider Start in die Saison. Aber beim zweiten Rennen in Argentinien gab es ein Desaster im Qualifying, es war halb nass und halbtrocken. Ich stand dann weit hinten und war sehr schlecht qualifiziert. Ich bin dann in einem schwierigen, halb nassen Rennen auf Platz 10 vorgefahren. Aber in Austin hatte ich das Gefühl, dass uns noch einmal ein Schritt gelungen ist, im Team und bei mir als Fahrer auch. Die Steigerung im Qualifying war sichtbar. Im Rennen bin ich auf Platz 4 liegend gestürzt. Ich zog mir eine Schulterletzung zu und wurde in Jerez trotzdem Siebter. Da war die Aufwärtstendenz wieder klar zu sehen. Denn ein paar Tage vorher meinten wir noch, ich müsse operiert werden und falle vielleicht aus. In Le Mans war ich das ganze Wochenende schnell, Platz 4 im Rennen, nachher in Barcelona Vierter, in Assen wieder Vierter.»

«Natürlich freut man sich dann über den vierten Platz. Aber gleichzeitig beginnt man zu überlegen: ‘Was fehlt jetzt noch oder was muss ich noch machen, um das Podest zu schaffen?‘ Es waren oft die ersten ein, zwei Runden im Rennen, bei denen ich mich irgendwie ein bisschen schwer tue. Das ist heute noch so. Wenn’s einigermaßen hinhaut, bin ich gut dabei. Denn ich bin ab Rennmitte genau so schnell wie die Spitze oder zumindest so schnell wie die Fahrer auf den Plätzen 2 oder 3. Das ist etwas, woran ich nach wie vor arbeite», sagt Schrötter. «Ich muss lernen, die ersten Runden noch besser hinzubringen. Früher, wenn ich von Platz 10 oder 11 gestartet bin, war das nie mein Problem. Da konnte ich in den ersten Runden meine Startposition eigentlich immer verbessern. Aber in diesem Jahr war ich halt wirklich mitten unter den Topleuten. Und wenn du da in der Anfangsphase eine kleine Fehlentscheidung triffst, wirst du gleich von Platz 3 auf Platz 6 zurückgeworfen.»

Kombinierte Jerez-Zeiten vom 23., 24. und 25. November

1. Marini, Kalex, 1:41,524 min
2. Lowes, Kalex, + 0,268 sec
3. Alex Márquez, Kalex, + 0,377
4. Gardner, Kalex, + 0,467
5. Baldassarri, Kalex, + 0,511
6. Navarro, Speed-up, + 0,672
7. Schrötter, Kalex, + 0,717
8. Fernandez, Kalex, + 0,740
9. Nagashima, Kalex, + 0,758
10. Vierge, Kalex, + 0,781
11. Bulega, Kalex, + 0,787
12. Lüthi, Kalex, + 0,873
13. Binder, KTM, + 0,941
14. Manzi, MV Agusta, + 1,219
15. Corsi, Kalex, + 1,258
16. Di Giannantonio, Speed-up, + 1,288
17. Bastianini, Kalex, + 1,351
18. Odendaal, NTS, + 1,356
19. Locatelli, Kalex, + 1,364
20. Tulovic, KTM, + 1,392
21. Pawi, Kalex, + 1,488
22. Aegerter, MV Agusta, + 1,599
23. Martin, KTM, + 1,837
24. Pratama, Kalex, + 1,981
25. Bezzecchi, KTM, + 2,128
26. Lecuona, KTM, + 2,129
27. Chantra, Kalex, + 2,376
28. Dixon, KTM, + 2,624
29. Öttl, KTM, + 2,683
30. Bendsneyder, NTS, + 3,040
31. Cardelus, KTM, + 3,279

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