So läuft der Deal mit Lorenzo, Yamaha und Petronas

Von Günther Wiesinger
Der Malaysier Razlan Razali ist Chef des Sepang Circuit mit besten Verbindungen zum Regierungschef Dr. M. Im SPEEDWEEK.com-Interview schilderte er die Hintergründe seiner überraschenden MotoGP-Pläne.

Da Marc VDS Racing 2019 aller Voraussicht nach kein MotoGP-Team mehr betreiben und finanzieren wird, möchte der Malaysier Razlan Razali mit Yamaha, Petronas und dem Duo Lorenzo/Morbidelli in die Königsklasse einsteigen.

Razlan Razali brachte zuerst 2009 den Malaysier Fahmi Khairuddin beim Caponera-Moto3-Team in die WM, später transferierte er ihn zu Red Bull Ajo-KTM. Khairuddin gewann 2012 beinahe den Sepang-Moto3-GP.

Inzwischen ist der visionäre Chief Executive Officer (CEO) des Sepang International Circuit zu einem der wichtigsten Player im GP-Paddock geworden. Er besitzt das SIC-Team in den Klassen Moto2 und Moto3 und transferierte Hafizh Syahrin im Februar 2018 von seinem SIC-Petronas-Moto2-Team zu Tech3-Yamaha.

Razali, dessen 92-jähriger Onkel Dr. M. seit 10. Mai zum zweiten Mal Regierungschef in Malaysia ist, möchte in Zukunft GP-Teams in allen drei WM-Klassen betreiben. 

Für Mugello-GP-Sieger Jorge Lorenzo ist dieses Projekt die letzte Rettung. Er ist bescheiden geworden verlangt jetzt nur noch 3 Millionen Euro Fahrergage statt 12,5 Millionen im Jahr.

Razlan Razali beantwortete exklusiv die Fragen von SPEEDWEEK.com.

Razlan, wie sieht es mit den Plänen für das MotoGP-Team mit Yamaha und Petronas aus? Es bestehen zwei Möglichkeiten – entweder du übernimmst die zwei Plätze von Jorge Martinez oder jene von Marc VDS?

Im Moment bestehen noch viele Varianten und verschiedene Wege, wie wir diesen Plan bewerkstelligen können.

Wir loten noch aus, welcher Weg der Beste ist.

Alle Möglichkeiten, die du erwähnt hast, kommen in Frage.

Ich bin nach Mugello gekommen, um möglichst viele Informationen zu sammeln und sie an Petronas in Malaysia weiterzureichen. Ich gab ihnen am Wochenende regelmäßig Updates und werde in Kuala Lumpur in den nächsten Tagen ein Meeting mit Petronas haben. 

Sie sind sehr, sehr interessiert. Sie wollen im MotoGP-Paddock sein. Petronas will das mit uns gemeinsam machen, also mit dem Sepang Circuit. Sie begleiten uns bereits in der  Moto3 und Moto2 und wollen jetzt gemeinsam mit uns in die MotoGP-WM hineinwachsen.

Es gab in Mugello eine Menge Diskussionen, eine Menge Meetings. Wir haben viele Varianten, die wir überlegen und berücksichtigen müssen.

Es sind noch keine Entscheidungen gefallen.

Nach dem Gespräch bei Petronas werden wir mehr wissen. Ich hoffe, wir können Ende Juni Fakten und positive Nachrichten präsentieren.

Denn Ende Juni läuft die Materialbestellfrist bei Yamaha ab?

Ja, ja. Das ist die Deadline. Bis dahin müssen wir die Zusage von Petronas haben. Wir haben also viel Arbeit zu erledigen.

Neben Jorge Lorenzo soll Franco Morbidelli fahren?

Die Fahrerfrage wird noch besprochen.

Die Dorna hat offenbar die Absicht, die zwei Startplätze von Marc VDS zurücknehmen und sie an das neue SIC-Petronas-Team weiterzureichen.

Wie gesagt: Es bestehen verschiedene Optionen. Wir werden die Richtung einschlagen, die uns von Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta empfohlen wird.

Wichtig ist, dass wir unsere Ziele verwirklichen und erreichen können.

Als Promoter des Malaysia-GP bist du natürlich daran interessiert, Hafizh Syahrin in der MotoGP-WM zu behalten?

Die MotoGP-Zukunft für 2019 von Hafizh ist bereits bestätigt. Das wird bald veröffentlicht.

Der zweite Fahrer neben Jorge Lorenzo wird also Morbidelli sein?

Ich habe mit Lin Jarvis und Yamaha-Managern der höchsten Ebene gesprochen. Ja, Franco Morbidelli ist der Fahrer, den wir berücksichtigen sollen, darum hat uns Yamaha gebeten. Aber ich verhandle mit keinem Fahrer, bevor unser Projekt zu 200 Prozent gesichert ist.

Du hast am Samstagfrüh in Mugello auch ein Meeting mit LCR-Teamchef Lucio Cecchinello gehabt. Worum ging es da?

Lucio ist ein Freund. Wir haben nette Kollegen im Paddock. Wenn sie hören, was wir planen, sind sie happy, sie bieten Hilfe und Ratschläge an. Damit wir Fehler vermeiden und alles ordentlich organisieren, damit die Infrastruktur stimmt. Auch die Frage nach dem passenden Budget muss geklärt werden.

Im Paddock sind wir eine Familie. Wir helfen uns gegenseitig. Das ist gut. Man beobachtet uns seit unseren ersten Gehversuchen. Wir wachsen, wir steigern uns.

Du bist eine Führungsperson, du willst Teambesitzer sein. Jorge Martinez will aber sein MotoGP-Team nicht verkaufen.

Ja, was wichtig ist: Wir müssen die Kontrolle über das Team haben. Wir müssen alles sauber abwickeln, wir können keine negativen Einflüsse gebrauchen. Denn ich vertrete die Interessen von Petronas, auch der Sepang Circuit befindet sich im Besitz der Regierung. Wir haben es also mit zwei staatlichen Unternehmen aus Malaysia zu tun.

Wir müssen deshalb sicherstellen, dass wir Partner haben, bei denen es keine Komplikationen und keine Probleme gibt. Das ist sehr wichtig.

Wenn das MotoGP-Team zustande kommt, werden die SIC-Teams in den kleinen Klassen fortgeführt?

Ja. Wir wachsen. Wir haben in Malaysia ein Nachwuchsprogramm, wir haben ein Projekt, es nennt sich Motorsport Development. Wir haben auch ein Team in der CEV-Junioren-WM in Spanien. Als nächste Stufe haben wir die GP-Teams in der Moto3- und Moto2-WM. MotoGP wäre jetzt der nächste und letzte Schritt.

Wie ist diese Idee mit Yamaha und Petronas entstanden?

Ja, wieder durch Zufall. Wir haben das nicht geplant und haben nie darum gebeten. Es war nie unsere Absicht, jetzt in die MotoGP zu gehen. Es gab auch keine Absicht von Petronas, sich mit einem MotoGP-Team zu verbünden.

Aber plötzlich ergab sich eine Gelegenheit, es entstand eine Situation…

Es ist eine ähnlich märchenhafte Story wie der Transfer von Hafizh Syahrin in die MotoGP zu Tech3. Diese Idee entstand im Januar beim Sepang-Test bei einer lockeren Unterhaltung mit Hervé Poncharal.

Und beim Jerez-GP im Mai habe ich mich gemütlich mit Carlos Ezpeleta unterhalten. Daraus ist diese MotoGP-Idee entstanden.

Als wir gehört haben, dass es bei einem MotoGP-Team Probleme gibt, habe ich zu Carlos Ezpeleta gesagt: Wenn sich eine Gelegenheit auftut, wenn du jemanden brauchst, der das übernehmen und tun kann, wir können es bewerkstelligen.

Petronas war schon von 2008 bis 2010 beim Yamaha-Werksteam als Co-Sponsor an Bord.

Ja, und Petronas will nicht nur Sponsor sein, sie wollen auch ihre Schmierstoffe mit den Yamaha-M1-Motoren entwickeln. Yamaha hat zugesagt, das kann getan werden. Das ist wichtig für Petronas.

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